Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
zu Frau und Kindern zurückkehren würden. Andy erklärt geduldig (vielleicht zum vierunddreißigstenmal), daß sie keine Familie im irdischen Sinne hätten, weil sie Hermaphroditen seien. Bancroft unterbricht diese Erklärung mit der Frage, welche Bindungen zur Heimat sie dann noch hätten. Hauptsächlich den Lebenserneuerer, erwidert Andy höflich.
    Lebenserneuerer? Was ist ein Lebenserneuerer? Oh, eine Maschine, der wir uns einmal in zehn Jahren aussetzen müssen, sagte Dandy. Es gibt in jeder größeren Stadt auf unserem Heimatplaneten mindestens ein solches Gerät.
    Bancroft macht einen schlechten Witz, wartet, bis sich die Zuschauer wieder beruhigt haben, und fragt dann: Und dieser Lebenserneuerer, was ist seine Funktion? Andy läßt sich auf eine lange Erklärung ein, die darauf hinausläuft, daß der Lebenserneuerer das Zytoplasma in allen tierischen Zellen erneuere.
    Ich verstehe, witzelt Bancroft, mach mal Pause… Und was bewirkt diese Erfrischung nun im einzelnen? »Oh«, sagt Dandy nachdenklich, »man könnte sagen, wir haben keine Furcht mehr vor Krebs oder anderen ähnlichen Krankheiten. Indem wir uns außerdem in regelmäßigen Abständen dem Lebenserneuerer aussetzen und auf diese Weise unsere Körperzellen auffrischen, verfünffachen wir unsere Lebenserwartung. Wir leben fünfmal länger, als wir eigentlich sollten. Das ist etwa der Zweck eines Lebenserneuerers, könnte man sagen.« Und Dandy denkt einen Augenblick nach und schließt: »Ja, so könnte man sagen.«
    Große Aufregung. Extraausgaben in allen Sprachen, einschließlich der nordischen. Späte Konferenzen im UN-Hauptquartier mit einem starken Kordon von Wachen um das Gebäude.
    Als der Präsident der Versammlung, Sadhu, Andy und Dandy fragte, warum sie den Lebenserneuerer bisher noch nicht erwähnt hatten, zuckten sie nach Schlangenart mit den Schultern und erwiderten, daß niemand sie gefragt habe.
    Präsident Sadhu räusperte sich, schob mit seinen langen braunen Fingern alle Komplikationen zur Seite und verkündete: »Das ist jetzt nicht wichtig. Aber wir müssen ebenfalls Lebenserneuerer haben!«
    Die Fremden schienen eine Weile zu brauchen, um das zu verstehen. Als man sie schließlich überzeugen konnte, daß wir als Spezies von der Aussicht entzückt wären, zwei oder drei Jahrhunderte zu leben, anstatt nur fünfzig oder sechzig Jahre, wurden sie sichtlich nervös.
    Ihre Rasse stellte diese Maschinen nicht für den Export her, erwiderten sie bedauernd. Es würden gerade genügend Modelle produziert, um den Eigenbedarf zu decken. Und obwohl sie einsahen, wie sehr wir diese Maschinen schätzen würden, und wie sehr sie auch verdient hätten, so gäbe es doch keine Möglichkeit, diese vom Beteigeuze herzubringen.
    Sadhu fragte wie aus der Pistole geschossen: »Was würde Ihr Volk im Austausch verlangen? Was würden wir Ihnen im Austausch für die Herstellung dieser Maschinen bieten können? Wir sind gewillt, fast jeden Preis zu zahlen, der im Rahmen der Möglichkeiten dieses Planeten liegt.«
    Ein vielstimmiges »Ja!« in mehreren Sprachen folgte diesem Angebot.
    Andy und Dandy waren nicht in der Lage, ein geeignetes Handelsobjekt zu bestimmen. Sadhu bat sie, sich Mühe zu geben. Er geleitete sie persönlich zu ihrem Raumschiff, das man inzwischen in einem abgesperrten Teil des New Yorker Central-Parks aufgestellt hatte.
    »Gute Nacht, meine Herren«, sagte der Präsident der Vollversammlung. »Versuchen Sie es – versuchen Sie bitte, uns ein Tauschmittel zu benennen.«
    Die beiden blieben beinahe sechs Tage lang in ihrem Raumschiff, während die Welt vor Ungeduld beinahe verrückt wurde. Wenn ich an all die Fingernägel denke, die in dieser Woche von Milliarden Menschen abgebissen wurden …
    »Stellen Sie sich nur vor!« flüsterte mir Trowson zu. Er wanderte in seinem Büro hin und her, als beabsichtigte er den Weg nach Beteigeuze zu Fuß zurückzulegen. »Wir wären bei einer verfünffachten Lebenserwartung in diesem Alter nur Kinder! All meine Erfahrungen und mein Wissen, all Ihr Können, Dick, wäre nur der Anfang! Ein Mensch könnte in einem solchen Leben fünf Berufe erlernen – und stellen Sie sich vor, was er alles schaffen und erreichen könnte!«
    Ich nickte ein wenig betäubt. Ich dachte an all die Bücher, die ich lesen oder gar schreiben könnte, wenn ich das Leben in diesem Augenblick noch vor mir hätte und der Beruf eines Werbeberaters eben nur der Anfang war. Dazu kam, daß ich nicht geheiratet hatte. Nicht genug

Weitere Kostenlose Bücher