Heyne Galaxy 08
Zusammenhang zu sehen, zu verstehen, wie sie zusammengehören und funktionieren, und ich kann sofort sagen, woran es liegt, wenn sie einmal nicht funktionieren. Ich habe niemals eine Ausbildung in dieser noch in einer anderen Hinsicht genossen, doch ich scheine ein Naturtalent dafür zu sein, mich mit mechanischen Geräten zurechtzufinden.
Dennis ist mein Freund, und ich muß von vornherein zugeben, daß er ein sehr seltsamer Freund ist. Er hat über die meisten Dinge so gut wie keine Ahnung, doch wenn es um mathematische Begriffe geht, wird er verrückt. Die Leute in der Stadt machen sich über ihn lustig, weil er so seltsam ist, und Mutter macht mir Vorwürfe, weil ich so oft mit ihm zusammen bin. Sie sagte, er wäre doch kaum mehr als ein Dorftrottel. Ich glaube, daß eine Menge Leute ähnlich denken, was ich nicht für richtig halte. Denn in seiner Mathematik weiß er wirklich Bescheid.
Ich habe keine Ahnung, wie er es eigentlich macht. Er hat auf diesem Gebiet keinerlei Vorbildung, das kann ich hundertprozentig versichern. Als er siebzehn wurde und über die achte Klasse nicht hinausgekommen war, ließ ihn die Schule gewissermaßen einfach fallen. Wenn ich ehrlich sein soll, hatte er eigentlich noch nicht einmal die achte Klasse erreicht; nach einiger Zeit wurden es die Lehrer einfach müde, ihn immer in derselben Klassenstufe auftauchen zu sehen, und sie versetzten ihn. Gelegentlich wurde davon gesprochen, ihn auf eine Sonderschule zu schicken, doch das führte zu keinem Ergebnis.
Nun fragen Sie mich bitte nicht, welche Art von Mathematik er sich aneignete. Ich habe einmal versucht, mich ein wenig mit diesem Gebiet zu beschäftigen, weil ich bei der Betrachtung einiger seiner seltsamen Kritzeleien plötzlich das Gefühl hatte, er könnte vielleicht mehr über Mathematik wissen als sonst jemand auf der Welt.
Und ich bin noch immer dieser Ansicht – oder daß er vielleicht eine völlig neue Art von Mathematik erfunden hat. Denn in den Büchern, die ich mir besorgte, habe ich bisher keines der Symbole gefunden, die Dennis zu Papier brachte. Vielleicht sind seine Zeichen reine Eigenerfindungen im Zuge seines Selbststudiums, weil ihm niemand sagen konnte, welche Zeichen nun von den richtigen Mathematikern verwendet werden. Aber ich glaube nicht, daß es sich so verhält; ich neige zu der Ansicht, daß sich Dennis zu einer völlig neuen Mathematik durchgearbeitet hat.
Es gab Zeiten, da ich mit Dennis über seine Mathematik zu sprechen versuchte, und jedesmal war er sehr überrascht, daß ich nicht ebensogut darüber Bescheid wußte wie er. Ich nehme an, daß er davon überzeugt ist, jeder müßte von Natur aus damit vertraut sein. Die ganze Sache sei doch so einfach, sagte er, so hell wie der lichte Tag. So liefen die Dinge nun mal, sagte er.
Vermutlich werden Sie nun wissen wollen, wieso ich seine Gleichungen genügend verstehen konnte, um danach die Zeitmaschine zu bauen. Die Antwort ist, daß ich eben gar nichts verstanden habe. Ich nehme an, daß Dennis und ich uns in mancher Hinsicht ähnlich sind, doch auf verschiedene Weise. Ich verstehe es, eine Maschine zum Funktionieren zu bringen, ohne über die zugrunde liegende Theorie sonderlich Bescheid zu wissen, während Dennis das ganze Universum als etwas sieht, das auf mathematische Weise zusammenarbeitet – und dabei ist er kaum in der Lage, eine Seite Gedrucktes ohne Schwierigkeiten zu lesen.
Und noch etwas. Meine und Dennis' Familie leben im selben Stadtteil, und von Kind an haben wir zusammen gespielt. Später blieben wir eben beieinander. Eigentlich hatten wir gar keine andere Wahl. Denn aus irgendeinem Grunde wollte keines der anderen Kinder etwas mit uns zu tun haben. Wenn wir nicht allein spielen wollten, mußten wir eben zusammen spielen. Vermutlich kam es dann im Laufe der Jahre dazu, daß wir uns verstehen lernten.
Ich glaube kaum, daß es jemals eine Zeitmaschine gegeben hätte, wenn ich nicht derart an der Paläontologie interessiert gewesen wäre. Nicht daß ich wirklich darüber Bescheid wüßte; ich war nur eben interessiert. Von Kind an belegte ich jedes Buch mit Beschlag, das ich über Dinosaurier und dergleichen finden konnte. Später ging ich in den Hügeln auf Fossilienjagd, fand jedoch niemals etwas Erwähnenswertes. Meine Beute bestand hauptsächlich aus Brachiopoden, von denen es im Limestone-Kalk eine Menge gibt. Und oft stand ich einfach da und starrte auf das Steilufer über der Stadt und fragte mich, wie es vor zwei Millionen
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