Heyne Galaxy 08
oder mehr Herden wenigstens einige Tiere weiden würden, doch das war nicht der Fall. Sämtliche Tiere waren in Bewegung, und es schien mir, als wären sie irgendwie nervös. Das konnte natürlich für einen Dinosaurier Normalzustand sein, beruhigte ich mich gleich darauf.
Die Entfernung war ziemlich groß, und so konnte ich selbst mit dem Fernglas kaum etwas erkennen. Immerhin sah ich einige Gruppen entenähnlicher Tiere, die sich watschelnd einherbewegten und dabei lustige Kopfbewegungen machten. Auch machte ich einige kleine Herden von Thescelosauriern aus, die mit vorgeneigten Körpern vorbeistampften. Hier und dort waren kleine Gruppen von Triceratopen zu sehen. Doch am seltsamsten mutete mich eine große Herde Brontosaurier an, die sich nervös und vorsichtig dahinbewegte, als ob den Tieren die Klauen weh täten. Ich war besonders erstaunt, diese Tiere hier zu sehen, weil ich in Ihren und in anderen Abhandlungen gelesen hatte, daß sich diese Spezies wahrscheinlich niemals allzu weit vom Meer entfernt hat.
Und es gab eine Menge anderer Dinge, die mit den Bildern in den Büchern wenig gemein hatten.
Ich hatte ein seltsames Gefühl, als ich das Tal überblickte. War es möglich, überlegte ich, daß ich auf eine große Tierwanderung gestoßen war und die Dinosaurier quer durch das Land zogen?
Der Anblick nahm mich derart gefangen, daß ich leichtsinnig wurde. Das war mehr als närrisch. Ich befand mich hier auf einer anderen Welt, die tausend Gefahren für mich bereit haben konnte. Ich hätte aufpassen müssen, doch ich saß einfach da, als wäre ich hier zu Hause.
Plötzlich ertönte hinter mir ein Dröhnen, das schnell lauter wurde. Es war, als hätte jemand eine schwere Ramme in Betrieb genommen. Ich senkte das Fernglas und wandte mich um, und im gleichen Augenblick sauste etwas Riesiges in einer Entfernung von kaum einem Meter an mir vorüber. Es warf mich beinahe um, und ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf das Tier, das riesig, grau und schuppig war.
Erst als es sich über den Hügel hinab entfernte, erkannte ich es, und das Herz schlug mir plötzlich bis zum Halse. Ich wäre beinahe einem Tyrannosaurus Rex zum Opfer gefallen.
Seine beiden gewaltigen Beine arbeiteten wie die Kolben eines Motors, und die spitzen Krallen seiner auf und nieder stampfenden Füße glitzerten im Sonnenlicht. Den Schwanz hielt er gesenkt und bewegte ihn ungeschickt, doch an seinem Lauf war ganz und gar nichts Ungeschicktes. Sein monströser Kopf schwang von einer Seite zur anderen, und in seinem geöffneten Maul glitzerten spitze Zahnreihen. Er strömte einen leichten Aasgeruch aus.
Die große Überraschung war jedoch, daß die Kehle des Tyrannosaurus Rex in allen Farben schillerte – rot und grün und gelb und purpur, und die Farben veränderten sich im Rhythmus seiner Halsbewegungen.
Ich vermochte mich jedoch nur eine kurze Sekunde auf ihn zu konzentrieren, ehe ich aufsprang und auf die Zeitmaschine zueilte. Ich hatte mehr Angst, als ich mir jetzt eigentlich eingestehen möchte. Ich hatte – das will ich hier ein für allemal festhalten – für mein ganzes weiteres Leben von Dinosauriern genug.
Doch ich sollte es nicht schaffen.
Auf der anderen Seite der Hügelkuppe tauchte plötzlich ein seltsames Etwas auf. Ich sagte ›ein Etwas‹, weil ich keine Vorstellung habe, um was es sich wirklich handelte. Es war nicht ganz so groß wie ein Rex, doch zehnmal schlimmer.
Es war lang und gekrümmt und hatte eine Menge Beine. Es war etwa zwei Meter groß und hatte eine kränklich aussehende Hautfarbe. Stellen Sie sich eine auf zwei Meter vergrößerte Raupe vor, die mit langen Beinen versehen ist, daß sie laufen anstatt nur kriechen kann, dann hängen Sie ihr eine entsetzliche Fratzenmaske um – und Sie haben eine ungefähre Vorstellung, wie dieses Ding aussah. Eine ungefähre Vorstellung.
Das Wesen sah mich an und wandte den Köpf. Dann stieß es einen ungeduldigen Wimmerlaut aus und glitt sozusagen seitwärts auf mich zu, wie ein Hund, der etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Ich warf ihm einen Blick zu und rannte los. Dabei machte ich eine derart heftige Wendung, daß ich meine Kopfbedeckung verlor. Als ich wieder etwas zu mir kam, raste ich bereits den Hügel hinab – dem Tyrannosaurus nach.
Nun stellte ich langsam fest, daß ich und der Rex nicht die einzigen Wesen waren, die den Hang hinabstürzten. Hier und dort bewegten sich andere Wesen hastig zu Tal, zum Teil in kleinen Gruppen und Herden, zum Teil
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