Heyne Galaxy 08
Verbindung setzte, versicherte man ihm, daß damit durchaus zu rechnen war.
»Wir haben eine andere Rakete gestartet, die mit Metallfolien für die Karten und einer kleinen Kamera beladen ist. Die größeren und wichtigeren Sachen fotografieren Sie bitte direkt auf die Folien, die Sie in dem mitgebrachten Metallbehälter verstauen, der zu versiegeln ist. Dann warten Sie auf die Rakete, in der der Arzt zu Ihnen kommt. Der Pilot wird einmal über den Behälter starten. Das dürfte keimtötend genug sein.«
Bill hatte bereits seinen Anzug übergestreift, als das Geschoß landete. Er stolperte fluchend über die Bimssteinwüste darauf zu. Die Salbe hatte das Jucken etwas abklingen lassen, doch eben nur etwas. Mit seiner Nase war es wieder schlimmer geworden.
Er zerrte den schweren Behälter aus der torpedoförmigen Rakete, hievte ihn sich auf den Rücken und bewegte sich zum Schiff zurück. Der Juckreiz verstärkte sich, als er zu schwitzen begann – diesmal war das Gewicht kein Pappenstiel. Doch er konnte im Augenblick wenigstens wieder freier atmen. Die Beschwerden schienen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zurückzukehren. Die Mediziner würden sich für diese Information sicher sehr interessieren. Aber woher nahmen sie einen Arzt, der verrückt genug war, sich mit ihm einzulassen?
Er stieg aus dem Anzug und begann sein Kratzritual. Dabei stellte er fest, daß sein Fieber gestiegen war und seine Muskeln zitterten. Sein Kopf war seltsam leicht, als ob er einen Schwindelanfall hätte. Auch das würde sie sicher interessieren, diese Leute da unten auf der Erde, obwohl ihm das auch nicht viel helfen konnte. Er vermochte kein medizinisches Urteil über sich selbst zu fällen. Er wollte nichts weiter als eine faire Chance, diese Krankheit durchzustehen, ehe sie ihn umbrachte.
Er zerrte die Kopiereinrichtung hervor und inspizierte sie bei roter Beleuchtung. Die Geräte nahmen die letzten freien Quadratzentimeter ein, die er noch gehabt hatte. Bill fluchte und schluckte weitere Tabletten. Die Folien, auf die er kopieren sollte, waren in Ordnung, allerdings schienen sie ein wenig zu groß zu sein für seine Entwicklerschalen. Andererseits waren sie recht widerstandsfähig, so daß er sie nicht zerschneiden konnte.
Er schob sie also in ihren Behälter zurück, den er draußen in der Luftschleuse verstaute. Dann revoltierte sein Magen erneut. Er konnte kein Blut in dem Erbrochenen erkennen, doch das beruhigte ihn nicht. Er trat an das Funkgerät. Diesmal wartete er erst gar nicht auf Antwort; es war ihm egal, was mit den Landkarten geschah. Sie konnten ja dem Arzt etwas mitgeben, womit man die Platten zerschneiden konnte. In einem Abwasch konnten sie dann auch gleich seine Leiche einsammeln – oder sie gleich an Ort und Stelle verbrennen. Das war ihm im Augenblick mehr als gleichgültig.
Er klappte seine kleine Bettstelle herab, rutschte hinein und rollte sich so weit zusammen, wie der Juckreiz es zuließ. Und endlich übermannte ihn zum erstenmal in mehr als fünfzig Stunden der Schlaf, obwohl er von zahlreichen Alpträumen heimgesucht wurde.
Das Geräusch einer chemischen Rakete weckte ihn schließlich. Das Dröhnen, das sich durch die Mondoberfläche fortpflanzte – durch die Felsen und das Metallschiff –, war nicht zu überhören.
Später spürte er die Erschütterungen des Starts, doch er wartete eine lange Zeit vergeblich auf den Arzt. Niemand klopfte an die Schleusentür. Schließlich kämpfte er sich auf seinem Bett hoch, verschwitzt und schwach, und sah sich um.
Der Arzt war da – oder zumindest ein Mann in einem Raumanzug. Man schien es so eilig gehabt zu haben, einen Freiwilligen zu finden, daß man ihm nicht einmal das grundlegendste Training gegeben hatte. Die Gestalt richtete sich auf, machte einige Schritte, die mehr hoch als weit waren, und verschwand schließlich irgendwo in einer Bimssteindüne. Das Gehen auf dem Mond hatte seine Gefahren, wenn man nicht genau Bescheid wußte.
Bill seufzte, wobei er sich unbewußt kratzte, und setzte sich irgendwie in Bewegung. Er nahm kaum wahr, wie sich der Raumanzug um ihn schloß. Als er diesmal das Schiff verließ, konnte er ein leichtes Taumeln nicht verhindern. Der andere Mann kam allerdings überhaupt nicht vom Fleck.
Bill erreichte ihn und legte seinen Helm an den Helm des anderen, um ihm im direkten Kontakt Instruktionen zu geben. Dann versuchte er den anderen zu führen.
Es hatte eine Menge Berichte gegeben über die ersten Menschen
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