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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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gehandelt hätte, hätte er sofort Bescheid gewußt, aber das hier war irgendwie anders. Hier wußte man einfach gar nichts.
    Er machte sich sein Abendbrot und wünschte gleichzeitig, er könnte dem Ding etwas zu essen geben. Und wie sollte er ihm helfen? Er hatte es hier in seinem Haus untergebracht, wo es warm war. Doch war das die richtige Behandlung für ein Wesen wie das da? Er wußte es nicht.
    Er fragte sich, ob er wohl jemand um Hilfe bitten sollte, doch besonders glücklich war er bei dem Gedanken nicht, weil er nicht genau sagen konnte, was für Hilfe er nun eigentlich brauchte. Aber dann überlegte er, wie er selbst sich wohl fühlen würde, wenn er sich in einem fernen fremden Land verirrt hätte, einsam und krank, und wenn da niemand wäre, der ihm helfen konnte, nur weil man seinen Kummer nicht kannte.
    Das gab den Ausschlag, und er ging ans Telefon. Aber sollte er nun einen Menschendoktor oder einen Tierarzt anrufen? Er entschloß sich schließlich für Doc Benson, weil das Ding hier bei ihm im Haus war. Wäre es in der Scheune gewesen, hätte er den Tierarzt gerufen.
    Es war ein alter Apparat, der die Worte ziemlich verzerrte, außerdem war Mose halb taub; er benutzte also das Telefon nicht allzuoft, und manchmal war er nahe daran gewesen, es entfernen zu lassen. Doch jetzt war er froh, daß er sich nicht dazu entschlossen hatte.
    Das Fräulein verband ihn mit dem alten Doktor Benson, und die beiden konnten einander nicht allzu gut verstehen. Aber Mose machte dem Arzt schließlich klar, wer da eigentlich anrief und daß er einen Doktor brauche, und Dr. Benson versprach zu kommen.
    Einigermaßen erleichtert legte der alte Mose den Hörer wieder auf die Gabel und blieb einen Augenblick bewegungslos stehen, ohne etwas zu tun. Dabei kam ihm plötzlich der Gedanke, daß es da draußen zwischen den Büschen vielleicht noch andere solche Wesen gäbe. Er hatte keine Ahnung, wer sie waren, was sie da draußen tun mochten oder wohin sie wollten, aber es war doch ziemlich offensichtlich, daß das Wesen auf seinem Bett ein Fremder war, der von weither kam. Eigentlich war es da nur logisch, anzunehmen, daß es vielleicht ein zweites solches Wesen gab, denn weites Reisen ist langweilig und jedermann würde sich einen Weggesellen wünschen.
    Er nahm sich die Laterne vom Haken und stapfte aus dem Haus. Draußen war es dunkel wie in einem Sack, und das Licht der Laterne reichte nicht weit, aber das machte nichts, denn Mose kannte seine Farm wie seine Hosentasche.
    Er folgte dem Pfad in das Wäldchen. Es war unheimlich hier draußen, doch ein dunkler Wald war alles andere als geeignet, dem alten Mose einen Schrecken einzujagen. An der Stelle, wo er das Ding gefunden hatte, blieb er stehen und blickte sich um, stieß Äste beiseite und hielt die Laterne hoch, damit er ein größeres Gebiet überschauen konnte. Aber er fand kein zweites Wesen.
    Statt dessen stieß er auf etwas anderes – auf eine Art Vogelkäfig aus Metallstreben, der sich um einen zwanzig Zentimeter dicken Hickorystamm gewickelt hatte. Mose versuchte das Gebilde loszureißen, doch es saß so fest, daß es sich keinen Zentimeter rührte.
    Er warf einen Blick in die Richtung, aus der es gekommen sein mußte, und konnte deutlich erkennen, wo es sich einen Weg durch die oberen Äste der Bäume gebahnt hatte. Weiter draußen leuchteten die Sterne, kalt und weit entfernt.
    Für Mose bestand kein Zweifel, daß das Wesen, das da auf seinem Bett neben dem Küchenherd ruhte, in diesem Vogelkäfigding gekommen war. Er mußte sich das gehörig durch den Kopf gehen lassen, strengte sich dabei jedoch nicht allzusehr an, weil, ihm diese ganze Sache sowieso hoffnungslos unirdisch vorkam.
    Er kehrte ins Haus zurück und hatte kaum die Laterne ausgeblasen und wieder fortgehängt, als er einen Wagen vorfahren hörte.
    Als sich der Doktor der Haustür näherte und den alten Mose auf der Schwelle warten sah, wurde er ein wenig ärgerlich.
    »Sie sehen mir ganz und gar nicht krank aus«, sagte der Doktor. »Nicht krank genug, um mich mitten in der Nacht so aufzuscheuchen.«
    »Bin auch nicht krank«, sagte Mose.
    »Nun«, fragte der Doktor unwillig, »weshalb haben Sie mich dann angerufen?«
    »Ich hab' hier jemand, der krank ist«, erwiderte Mose. »Ich hoffe. Sie können ihm helfen. Ich hätt's selbst versucht, aber ich weiß da nicht so Bescheid.«
    Der Arzt trat ein, und Mose schloß die Tür hinter ihm.
    »Haben Sie hier irgendwelche verdorbenen Sachen 'rumliegen?«

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