Heyne Galaxy 09
fragte Dr. Benson.
»Nein, das ist nur, weil er so riecht. Es war ziemlich schlimm am Anfang, aber ich gewöhne mich schon daran.«
Der Doktor sah das Ding auf dem Bett liegen und trat näher. Der alte Mose hörte ihn schwer atmen und konnte ihn da stehen sehen, aufrecht und reglos. Dann beugte er sich nieder und beschaute sich das Wesen.
Als er sich wieder aufrichtete und an Mose wandte, war es nur seiner großen Verblüffung zu verdanken, daß er nicht rundheraus wütend wurde.
»Mose«, bellte er, »was, zum Teufel, ist das?«
»Weiß nicht«, erwiderte Mose. »Es braucht dringend Hilfe. Ich fürchte, es ist am Sterben.«
Der Doktor wandte sich wieder dem Bett zu und schlug die Decke zurück. Dann holte er sich die Lampe, damit er überhaupt etwas erkennen konnte. Er studierte das Wesen von oben bis unten, piekste es mit dem Finger und ließ ein seltsam glucksendes Geräusch hören, wie es nur Ärzte fertigbringen.
Dann zog er die Decke wieder hoch und stellte die Lampe wieder auf den Tisch.
»Mose«, sagte er. »Ich kann nichts für das Ding tun. Gar nichts.«
»Aber Sie sind doch Doktor.«
»Ein Menschendoktor, Mose. Ich weiß nicht, was dieses Ding da ist, aber es ist kein Mensch. Ich könnte nicht einmal erraten, was ihm fehlt – wenn es überhaupt krank ist. Und ich wüßte kein Heilmittel, auch wenn ich seine Krankheit richtig erkennen würde. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, daß es überhaupt ein Tier ist. Eine Reihe von Anzeichen deuten darauf hin, daß es eine Pflanze sein könnte.«
Und dann wollte der Doktor wissen, wie denn Mose das Ding gefunden hätte, und Mose berichtete ihm in allen Einzelheiten, was vorgefallen war. Aber er sagte nichts von dem Vogelkäfig, denn als ihm dieses Gebilde wieder einfiel, kam es ihm denn doch zu phantastisch vor, als daß er dem Doktor davon erzählen konnte. Das Wesen zu finden und es jetzt am Hals zu haben war schon schlimm genug, auch ohne daß er den Käfig noch erwähnte.
»Ich werde Ihnen etwas sagen«, verkündete Dr. Benson schließlich. »Sie haben hier etwas, das außerhalb des menschlichen Wissens liegt. Ich bezweifle, daß man so etwas schon einmal auf der Erde gesehen hat. Ich habe keine Ahnung, was es ist, und möchte auch keine wilden Vermutungen anstellen. Ich an Ihrer Stelle würde mich mit der Universität in Madison in Verbindung setzen. Vielleicht haben die jemand, der sich das zusammenreimt, und wenn nicht, haben sie zumindest Interesse, das Ding zu studieren.«
Mose ging an den Schrank und holte sich die Zigarrenkiste, die bis an den Rand mit Silberdollars gefüllt war, und bezahlte den Doktor. Dr. Benson steckte die Dollars in die Tasche und machte eine spöttische Bemerkung über Moses Spleen.
Aber Mose blieb stur wegen seiner Silberdollars. »Papiergeld ist irgendwie nicht richtig«, erklärte er. »Ich mag's, wie sich das Silber anfühlt und wie es klimpert. Das ist reell.«
Der Doktor ging und schien nicht so verwirrt zu sein, wie Mose zuerst befürchtet hatte. Sobald er abgefahren war, holte sich der alte Mann einen Stuhl und setzte sich neben das Bett.
Es war nicht richtig, überlegte er, daß dieses Ding so krank war und daß niemand ihm helfen konnte – daß es niemand gab, der überhaupt wußte, wie ihm zu helfen war.
Er saß auf seinem Stuhl und lauschte auf das Ticken der Uhr, das in der Stille doppelt laut klang, und auf das Knacken des brennenden Holzes im Ofen.
Und als er das Ding in seinem Bett so anblickte, überkam ihn plötzlich die beinahe ungestüme Hoffnung, daß es vielleicht wieder gesund werden und bei ihm bleiben könnte. Sein Vogelkäfig war ganz verbogen, und es blieb ihm vielleicht gar nichts anderes übrig als zu bleiben. Und das wünschte er sich sehr, denn er fühlte sich schon nicht mehr so einsam.
Mose machte sich zum erstenmal so richtig klar, wie einsam er es bisher hier draußen gehabt hatte. Es war noch nicht ganz so schlimm gewesen, als Towser noch lebte. Nach dessen Tod war er mehrmals nahe daran gewesen, sich einen anderen Hund anzuschaffen, aber er hatte es doch nie fertiggebracht. Denn es gab keinen Hund, der Towser ersetzen konnte, und schon der Versuch, sich einen anderen Hund zuzulegen, wäre ihm wie ein Vertrauensbruch vorgekommen. Er hätte sich natürlich eine Katze anschaffen können, aber das hätte ihn zu sehr an Molly erinnert, die Katzen sehr gemocht hatte, und vor ihrem Tod hatten sich immer mindestens zwei oder drei dieser Tiere auf der Farm herumgetrieben.
Aber
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