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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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jetzt war er allein. Allein mit seiner Farm und seiner Sturheit und seinen Silberdollars. Ach ja, die Dollars. Wie alle anderen glaubte auch der Doktor, daß der Vorrat in der Zigarrenkiste im Schrank alles wäre, was er an Silberdollars besaß. Niemand wußte von dem alten Kochtopf, der bis an den Rand damit gefüllt war und den er unter den Bodenbrettern im Wohnzimmer versteckt hatte. Er mußte lächeln bei dem Gedanken, wie er sie alle hereingelegt hatte. Er würde etwas darum geben, die Gesichter seiner Nachbarn zu sehen, wenn sie einmal davon erfahren sollten. Aber er würde es ihnen nicht sagen, er nicht! Wenn sie es unbedingt herausfinden wollten, mußten sie sich schon selbst bemühen!
    Langsam sank sein Kopf herab, und er schlief schließlich ein, aufrecht auf seinem Stuhl sitzend, und das Kinn sank ihm auf die Brust, und er hatte die Arme um sich gelegt, wie um sich damit warm zu halten.
    Als er in der tiefen Dunkelheit vor der ersten Morgendämmerung erwachte – die Lampe auf dem Tisch flackerte noch und im Herd war noch etwas Glut –, war das seltsame Wesen gestorben.
    Es konnte kein Zweifel bestehen, daß es tot war; es war steif und kalt, und sein Körper fühlte sich seltsam leblos und ausgetrocknet an.
    Mose zog die Decke über das Wesen, und obwohl es noch ein wenig früh war, ging er hinaus und machte sich beim Laternenschein an seine Morgenarbeiten.
    Nach dem Frühstück machte er sich etwas Wasser heiß und wusch sich das Gesicht und schabte seinen Bart ab, und zum erstenmal seit Jahren rasierte er sich an einem gewöhnlichen Wochentag. Dann nahm er seinen einzigen guten Anzug aus dem Schrank, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und holte den alten Wagen aus dem Schuppen, um in die Stadt zu fahren.
    Dort besuchte er Ed Dennison, den Stadtkämmerer, der gleichzeitig als Sekretär der Friedhofsverwaltung fungierte.
    »Ed«, sagte er, »ich möcht' eine Grabstelle kaufen.«
    »Aber Sie haben doch eine«, protestierte Ed.
    »Das«, erwiderte Mose, »ist eine Familiengrabstätte. Da ist nur Platz für mich und Molly.«
    »Wieso«, fragte Ed, »wollen Sie dann eine zweite? Sie haben doch gar keine weiteren Familienangehörigen!«
    »Ich hab' jemand im Wald gefunden«, sagte Mose. »Ich hab' ihn mit nach Haus genommen, und er ist letzte Nacht gestorben. Ich hab' vor, ihn begraben zu lassen.«
    »Wenn Sie im Wald einen Toten gefunden haben«, ermahnte ihn Ed, »müssen Sie dem Coroner und dem Sheriff Bescheid geben.«
    »Mach ich schon«, erwiderte Mose, der jedoch nicht die Absicht hatte. »Was ist jetzt mit der Grabstelle?«
    Ed verkaufte ihm die Grabstelle.
    Mose hatte jetzt also ein Grab für das unbekannte Wesen und suchte nun das Beerdigungsinstitut auf, das von Albert Jones geleitet wurde.
    »Al«, sagte er, »es hat bei mir draußen einen Todesfall gegeben. Ein Fremder, den ich im Wald gefunden habe. Es scheint niemand zu geben, der sich um ihn kümmert, also werd' ich das eben tun.«
    »Haben Sie einen Totenschein?« fragte Al, der ganz und gar nicht das Benehmen zur Schau stellte, das man normalerweise von einem Beerdigungsunternehmer erwartet.
    »Äh, nein.«
    »Sie haben doch einen Doktor hinzugezogen, eh?«
    »Doc Benson ist letzte Nacht 'rausgekommen.«
    »Er hätte Ihnen einen ausstellen müssen. Ich werd ihn mal anrufen.«
    Er ließ sich mit Dr. Benson verbinden, und das Gespräch dauerte ziemlich lange, und er wurde ganz rot im Gesicht dabei. Schließlich schmetterte er den Hörer auf die Gabel und wandte sich an Mose.
    »Hören Sie mal«, schnaubte er. »Ich weiß nicht, was Sie mir da unterschieben wollen, aber der Doc hat gesagt, Ihr Toter wäre gar kein Mensch. Ich will nichts mit Hunden oder Katzen oder…«
    »Es ist kein Hund und auch keine Katze!«
    »Mir egal, was es ist! Es muß ein Mensch sein, wenn ich mich damit abgeben soll. Und versuchen Sie nicht, es auf dem Friedhof begraben zu lassen, denn das wäre gegen das Gesetz!«
    Ziemlich entmutigt verließ Mose das Beerdigungsinstitut und begab sich zur einzigen Kirche des Ortes.
    Der Geistliche saß in seinem Refugium und arbeitete an einer Predigt. Mose setzte sich auf einen Stuhl und drehte den Hut in seinen abgearbeiteten Händen.
    »Herr Pfarrer«, sagte er. »Ich will Ihnen die Geschichte von Anfang an erzählen.« Und er berichtete in aller Ausführlichkeit. »Ich weiß nicht, was das Wesen eigentlich ist«, schloß er. »Niemand scheint's zu wissen. Aber es ist tot und braucht ein anständiges Begräbnis, und das

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