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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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ist das wenigste, was ich für es tun kann. Ich darf es nicht auf dem Friedhof begraben, also werd' ich ihm wohl einen Platz bei mir auf der Farm suchen müssen. Ich frag' mich nun, ob Sie vielleicht zu mir 'rauskommen und ein oder zwei passende Worte dazu sagen täten.«
    Der Geistliche widmete dem Problem einige Überlegung.
    »Es tut mir leid, Mose«, sagte er schließlich. »Ich glaube nicht, daß ich Ihrem Wunsch nachkommen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob das der Kirche auch recht wäre.«
    »Das Ding mag ja kein Mensch sein«, erwiderte der alte Mann, »aber es ist ein Geschöpf Gottes.«
    Der Geistliche überlegte noch ein bißchen mehr und murmelte wohl auch einige Worte vor sich hin, aber schließlich kam er doch wieder zu dem Ergebnis, daß er es nicht tun könnte.
    Also ging Mose zu seinem Wagen und fuhr nach Hause und dachte darüber nach, was für Lumpen es doch unter den Menschen gab.
    Zur Farm zurückgekehrt, holte er sich Spitzhacke und Schaufel und ging in den Garten, und dort, in einer verwilderten Ecke, grub er dem Wesen ein Grab. Er begab sich in den Schuppen, um Bretter zu suchen, die sich vielleicht zu einem Sarg verarbeiten ließen, aber es stellte sich heraus, daß er das letzte Holz beim Ausbessern des Schweinekobens verbraucht hatte.
    Also ging er ins Haus und durchwühlte eine alte Truhe in einem der hinteren Räume des Hauses, die er seit Jahren nicht mehr betreten hatte, wobei er nach einem Bettlaken Ausschau hielt, das er als Leichentuch verwenden konnte, weil er doch keinen Sarg für das Ding hatte. Er fand kein Laken, dafür aber ein altes weißes Leinentischtuch. Er überlegte, daß das wohl auch ausreichen würde, und trug es in die Küche.
    Hier nahm er die Decke hoch und schaute sich das Wesen noch einmal an. Und plötzlich saß es ihm wie ein Klumpen in der Kehle, als er darüber nachdachte, wie einsam und fern von zu Hause es gestorben war, ohne einen Artgenossen, der in seinen letzten Stunden bei ihm war. Und es war nackt gewesen, hatte keinerlei Besitz gehabt, den es zur Erinnerung hätte zurücklassen können.
    Er breitete das Tischtuch auf dem Boden aus, hob das Ding an und legte es auf das Tuch. Als er die Hände zurückzog, sah er die Tasche – wenn es eine Tasche war –, eine Art Schlitz mitten auf der Brust des toten Wesens. Er fuhr mit der Hand über die kleine Öffnung und spürte eine harte Stelle. Er kniete neben dem reglosen Körper und überlegte, was er tun sollte.
    Schließlich steckte er den Finger in die Öffnung und nahm das Ding heraus. Es war eine Art Ball, kaum größer als ein Tennisball, aus einem undurchsichtigen glasähnlichen Material. Mose starrte den unerwarteten Gegenstand einen Augenblick an, dann erhob er sich und nahm ihn mit ans Fenster, wo er besseres Licht hatte.
    Nichts war ungewöhnlich an dem Ball, außer daß er sich etwas rauh und irgendwie leblos anfühlte – wie der Körper des Wesens.
    Er schüttelte den Kopf und tat die kleine Kugel dorthin zurück, wo er sie gefunden hatte, und wickelte den Körper vorsichtig in das Tuch. Dann trug er ihn in den Garten hinaus und legte ihn ins Grab. Feierlich stellte er sich dann am Kopfende der kleinen Grube auf und sagte einige Worte und schaufelte das Grab zu.
    Ursprünglich hatte er einen kleinen Grabhügel anlegen wollen, mit einem Kreuz. Aber jetzt gab er diese Absicht auf. Es würde sich sicherlich nicht vermeiden lassen, daß Neugierige den Gerüchten nachgingen und das Grab des Wesens suchten. Also mußte er auf Grabhügel und Kreuz verzichten. Vielleicht war es auch am besten so, überlegte er, denn was hätte er auf das Kreuz schreiben sollen?
    Inzwischen war bereits der Nachmittag angebrochen, und er wurde hungrig.
    Aber er ließ sich keine Zeit zum Essen, weil er vorher noch etwas anderes erledigen mußte. Er ging auf die Weide, führte Bess herbei, spannte sie vor den kleinen Wagen und fuhr damit in den Wald.
    Er schirrte sie aus und befestigte eine Leine an dem Vogelkäfig, der sich um den Baum gewickelt hatte, und Bess zog das Gebilde los. Dann lud er es auf den Wagen und brachte es schließlich im hintersten Winkel des alten Geräteschuppens unter, neben der alten Schmiede.
    Anschließend spannte er Bess vor den Pflug und brach den Garten um, so daß überall frische Erde oben war und niemand das Grab ausfindig machen konnte.
    Er war gerade mit dem Pflügen fertig, als Sheriff Doyle vorfuhr und sich aus seinem Wagen quälte. Der Sheriff war ein Mann, der niemals laute Worte

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