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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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sich, sie vorerst wachsen zu lassen, um zu sehen, was wohl daraus würde. Es war eine große, fleischige Pflanze, die ihn irgendwie an einen Kochtopf erinnerte, und sie hatte schwere, dunkelgrüne Blätter.
    Zwei Tage später tauchte ein letzter Besucher auf, der seltsamste von allen, ein dunkler, ernster Mann, der sich als Präsident eines Clubs für Fliegende Untertassen vorstellte. Er wollte wissen, ob Mose mit seinem Gast gesprochen hätte und machte einen ziemlich enttäuschten Eindruck, als diese Frage verneint wurde. Er wollte auch wissen, ob Mose irgendein Vehikel gefunden hätte, in dem das Wesen auf die Erde hätte kommen können, aber Mose dachte nicht daran, in diesem Punkt die Wahrheit zu sagen. Der Mann reagierte ziemlich heftig, und Mose fürchtete schon, er werde sich jetzt aufmachen und die ganze Farm persönlich durchsuchen, wobei er den Vogelkäfig natürlich sowieso nicht gefunden hätte. Aber der Präsident hielt ihm nur einen Vortrag über das Verschweigen wichtiger Informationen und wurde ziemlich laut dabei.
    Schließlich hatte Mose genug und ging ins Haus, um seine Schrotflinte von der Tür zu nehmen. Der Clubchef verabschiedete sich hastig und verschwand.
    Das Leben nahm seinen Fortgang. Der Mais reifte heran, und bald war es auch Zeit für das Heu. Die seltsame Pflanze wuchs und nahm langsam Gestalt an. Der alte Mose wollte seinen Augen nicht trauen, als er ihr Wachstum verfolgte, und er verbrachte manche Abendstunde im Garten und betrachtete die Pflanze und fragte sich, ob ihm seine Einsamkeit hier einen bösen Streich spielte.
    Und dann kam der Morgen, da die Pflanze in der Tür stand und auf ihn wartete, als er das Haus verließ. Eigentlich hätte er überrascht sein müssen, aber das war er nicht, denn er hatte diesen Augenblick kommen sehen. Er hatte es sich nicht eingestehen wollen, doch er hatte gewußt, was diese Pflanze darstellte.
    Vor ihm stand das Wesen, das er im Wald gefunden hatte, und es war nicht mehr krank und wimmerte auch nicht mehr, sondern es war kräftig und voller Leben.
    Trotzdem war es irgendwie anders.
    Er starrte es lange Zeit an und sah die Unterschiede – das Anders-Sein, das bei diesen Wesen vielleicht den Unterschied zwischen Jugend und Alter ausmachte, oder zwischen Vater und Sohn.
    »Guten Morgen«, sagte Mose, der sich nichts dabei dachte, mit dem Ding zu reden. »Es ist schön, daß du wieder da bist.«
    Das Wesen, das auf ihn zu warten schien, antwortete nicht.
    Aber das hatte Mose auch gar nicht erwartet. Es zählte allein die Tatsache, daß er jetzt jemand hatte, zu dem er sprechen konnte.
    »Ich muß mich an die Arbeit machen«, sagte Mose. »Willst du mitkommen?«
    Das Wesen folgte ihm, und es beobachtete ihn bei der Arbeit, und er sprach mit ihm, was ein wesentlicher Fortschritt war, denn bisher hatte er immer nur mit sich selbst gesprochen.
    Beim Frühstück tat er einen zweiten Teller auf den Tisch und zog einen zweiten Stuhl herbei, aber es stellte sich heraus, daß das Wesen gar nicht sitzen konnte. Ihm fehlte das Hüftgelenk.
    Daß es jedoch nichts essen wollte, machte Mose zuerst etwas Kummer, denn er war ein gastfreundlicher Mann. Aber schließlich kam er zu dem Schluß, daß ein so starkes und gesundes Wesen wohl selbst wissen mußte, wie es sich am Leben erhalten konnte.
    Nach dem Frühstück ging er in den Garten, wobei ihn das Wesen begleitete, und stellte fest, daß die Pflanze verschwunden war. Nur ein seltsames Gebilde, eine Hart Haut, lag dort auf dem Boden – die Wiege des Wesens.
    Dann ging Mose in den Schuppen, und sein Besucher sah den Vogelkäfig, und plötzlich kam Leben in die kleine Gestalt, und sie besah sich das Gebilde von oben bis unten. Dann wandte sie sich um und machte eine bittende Gebärde.
    Mose näherte sich dem Käfig und legte seine rechte Hand um einen der verbogenen Gitterstäbe, und das Wesen stellte sich neben ihn, und mit vereinter Kraft zogen sie an dem Metallstab. Doch es war zwecklos. Die Verstrebung bewegte sich etwas, doch ihre Kraft reichte nicht aus, um sie wieder in ihre ursprüngliche Lage zu bringen.
    Die beiden traten einen Schritt zurück und blickten sich an, obwohl man es vielleicht nicht so bezeichnen sollte, weil das Ding ja gar keine Augen hatte. Jedenfalls machte es einige seltsame Handbewegungen, die Mose nicht verstand. Dann legte es sich auf den Boden und zeigte Mose, wie die Streben am Käfigboden befestigt waren.
    Es dauerte eine Zeitlang, ehe Mose das System begriff, und auch dann

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