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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Kraft gesammelt, die sie jetzt beim Auftreffen auf die Küste entluden. Der eigentliche Küsten-Steilabfall war an der Wasserlinie zu Ende; unter Wasser setzte sich ein kontinentaler Felsvorsprung leicht abgeschrägt fort, so daß das Meer auf große Entfernung flach blieb. Rüdiger hatte bis zu zwei Kilometern vor der Küste Messungen vorgenommen und war über eine Tiefe von fünfundfünfzig Metern nicht hinausgekommen. Weiter vorgewagt hatte sich noch niemand.
    Das lag nicht daran, daß man vom Rand der Welt zu fallen fürchtete, wenn man sich zu weit nach Osten wagte; vielmehr ging es darum, daß ein Kilometer bereits eine beträchtliche Ruderstrecke darstellte, wobei die aus alten Kistenteilen hergestellten Ruderblätter auch nicht gerade ideal waren. Die Leute Oben hatten es bisher noch nicht für nötig befunden, ihnen einen Außenbordmotor zu schicken.
    Während Barrett seinen Blick über den Horizont wandern ließ, kam ihm ein seltsamer Gedanke. Bisher hatte er immer angenommen, daß das weibliche Gegenstück des Hawksbill-Lagers unerreichbar war – durch einige Millionen Jahre von ihnen getrennt. Aber wie konnte er dessen so sicher sein? Es war doch durchaus möglich, daß es irgendwo auf diesem Planeten, und zwar in diesem Zeitalter, eine andere Station gab, von der sie bisher nur noch nichts gehört hatten. Ein Frauenlager, das vielleicht irgendwo auf einem anderen Kontinent oder sogar nur jenseits des großen Inlandsees gelegen war.
    Natürlich schien das unwahrscheinlich, denn die Menschen Oben hatten immerhin die gesamte Vergangenheit zur Auswahl und würden sicherlich nicht das Risiko eingehen wollen, daß sich die verschiedenen Gruppen der Verbannten zusammentaten und eine Familie kleiner Revolutionäre gründeten. Sie hatten bestimmt dafür gesorgt, daß es in dieser Beziehung keine Zufälle geben konnte, und eine unüberwindliche Zeitbarriere zwischen den einzelnen Lagern errichtet. Trotzdem glaubte Barrett die anderen ohne große Mühe davon überzeugen zu können, daß es noch einige andere Gefangenenlager gab, die jetzt existierten.
    Und das wäre vielleicht unsere Rettung, dachte er.
    Die degenerativen Zeichen machten sich seit einiger Zeit zunehmend bemerkbar. Es waren zu viele Männer bereits zu lange hier, und in dieser kahlen und leblosen Welt, die für alles andere als den Menschen geeignet war, führte ein Zusammenbruch automatisch zum nächsten. Die Männer mußten sich etwas vornehmen können, um bei Sinnen zu bleiben. Sie begannen bereits, sich mit haarsträubenden eigenen Projekten zu beschäftigen – beispielsweise Altman mit seiner Frankenstein-Freundin und Latimer mit seinen Psi-Forschungen.
    Wenn ich sie nun für die Idee begeistern könnte, andere Kontinente zu erforschen! dachte Barrett.
    Eine Expedition um die Welt.
    Vielleicht konnten sie ein großes Schiff bauen, so daß die Männer auf diese Weise lange Zeit beschäftigt waren. Und dann brauchten sie natürlich Navigationsinstrumente – Kompasse, Sextanten, Chronometer und dergleichen. Außerdem mußte jemand eine Art Radio konstruieren. Dreißig oder vierzig Jahre waren für ein solches Projekt sicherlich erforderlich. Ein Brennpunkt für unsere Energien, dachte Barrett. Natürlich werde ich es nicht mehr erleben, wenn das Schiff die Segel setzt. Aber trotzdem wäre dieser Plan eine Möglichkeit, dem Zusammenbruch zu entgehen. Wir haben uns eine Treppe zum Meer gebaut. Jetzt brauchen wir etwas Größeres. Der Geist kränkelt, wenn die Hände ruhen müssen …
    Der Plan gefiel ihm. Seit Wochen hatten ihn die sich verschlechternden Zustände im Lager beunruhigt, und er glaubte jetzt eine Möglichkeit gefunden zu haben, der drohenden Auflösung Herr zu werden.
    Er wandte sich um und sah Latimer und Altman hinter sich stehen. »Wie lange seid ihr schon da?« fragte er.
    »Erst zwei Minuten«, erwiderte Latimer. »Wir haben dir etwas mitgebracht.«
    Altman nickte heftig. »Das mußt du unbedingt lesen. Wir haben es dir zum Lesen mitgebracht.«
    »Was ist das?«
    Latimer überreichte ihm einige zusammengefaltete Bogen Papier. »Das habe ich unter seiner Matratze gefunden, nachdem er mit Rüdiger hinausgefahren war. Ich weiß, daß ich nicht in seinem Privatleben herumschnüffeln sollte, aber ich mußte mir unbedingt ansehen, was er da geschrieben hat. Das ist es, Jim. Er ist ein Spion, wie ich vermutet hatte.«
    Barrett warf einen Blick auf das Geschriebene. »Ich werde mich später darum kümmern. Wovon handelt der Text? Du

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