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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Vielleicht ist es sogar schon zu spät.«
    Von innen heraus von Termiten angefressen … ein fester Stoß … in ihm sind Dinge vor sich gegangen … muß dringend in Behandlung … zu spät…
    Barrett machten diese Äußerungen weniger aus, als er zuerst angenommen hatte. Immerhin hatte Hahn ein Recht auf seine private Meinung. Barrett riß sich schließlich von seinen Überlegungen los und zwang sich dazu, auch die letzte Seite des Berichts zu lesen, der mit den Worten endete: »Aus diesem Grund empfehle ich die sofortige Aufhebung des Hawksbill-Straflagers und – wenn möglich – die therapeutische Rehabilitierung seiner Insassen.«
    Was, zum Teufel, sollte das heißen?
    Das Ganze las sich wie der Bericht eines Bewährungshelfers! Aber eine Bewährungsmöglichkeit gab es in diesem Lager nicht – eine Verbannung in die Vergangenheit war unwiderruflich! Hahn gab also vor, einen Bericht für die Regierung Oben zu verfassen. Aber eine aus zwei Milliarden Jahren bestehende Wand machte die Ablieferung dieses Berichtes unmöglich. Also litt auch Hahn unter Illusionen, ebenso wie Altman und Valdosto und die anderen. Er schien zu glauben, daß er seine Botschaft, diese ausführliche Beschreibung der Schwächen und Fehler seiner Mitgefangenen, den Leuten Oben zugänglich machen konnte.
    Und das brachte Barrett auf einen entsetzlichen Gedanken.
    Hahn war also möglicherweise verrückt, aber er war noch nicht lange genug in Hawksbill, um hier verrückt geworden zu sein. Also mußte er seinen Wahnsinn bereits mitgebracht haben.
    Vielleicht wurde das Hawksbill-Lager nicht mehr als Station für politische Gefangene benutzt, sondern als Irrenhaus!
    Psychos, die das Lager bevölkerten und die Männer, die an ihrem Schicksal in Ehren zerbrochen waren, langsam verdrängten … eine unmögliche Vorstellung!
    Barrett erschauderte. Er faltete Hahns Bericht zusammen und reichte ihn Latimer, der sich in der Nähe niedergelassen hatte und ihn eindringlich musterte.
    »Was hältst du davon?« fragte er.
    »Ich finde, es ist schwer, ein Urteil darüber abzugeben«, er
widerte Barrett. »Aber vielleicht ist unser Freund Hahn geistig
nicht ganz auf der Höhe. Du gehst jetzt in seine Hütte und
steckst die Papiere wieder genauso unter Hahns Matratze, wie du sie gefunden hast. Und laß Hahn nicht merken, daß du sie
gehabt und gelesen hast.«
    »In Ordnung.«
    »Und wenn du wieder etwas in Erfahrung bringst, das ich wissen müßte, komm sofort zu mir!« befahl Barrett. »Er ist vielleicht sehr krank und braucht unsere Hilfe.«
    Die Fischer kehrten am frühen Nachmittag zurück, und Barrett sah, daß die Männer wieder reiche Beute gemacht hatten. Hahn,
die Arme voller Trilobiten, kehrte sonnenverbrannt und offen
sichtlich gutgelaunt ins Lager zurück. Barrett trat vor das Hauptgebäude, um den Fang zu besichtigen. Auch Rüdiger war in guter Stimmung und hielt lachend ein hellrotes Schalentier hoch, das wie der Urahn aller gekochten Hummer aussah, von den fehlenden Scheren und einem bösartig aussehenden Dreizack anstelle eines Schwanzes abgesehen. Das häßliche Tier war über sechzig Zentimeter lang.
    »Eine unbekannte Gattung!« verkündete Rüdiger. »So etwas gibt es in keinem Museum! Ich wünschte, ich könnte das Ding irgendwo verstauen, wo es später jemand findet. Irgendwo auf einer Bergspitze.«
    »Wenn dir das gelänge, wäre es auch gefunden worden«, sagte Barrett. »Irgendein Paläontologe des zwanzigsten Jahrhunderts hätte ihn dann schon ausgegraben! Also vergiß die Sache, Mel.«
    Hahn sagte: »Ich habe mich auch schon gefragt, wie das möglich ist, daß man Oben überhaupt noch keine Überreste unseres Lagers gefunden hatte. Hat man sich denn gar keine Sorgen darüber gemacht, daß irgendein Fossiljäger unsere Überreste im kambrischen Gestein findet und ein großes Hallo deswegen anstimmt?«
    Barrett schüttelte den Kopf. »Es ist bekannt, daß seit dem Ursprung der Wissenschaften bis zum Jahre 2005 kein Paläontologe etwas ausgegraben hat, was an unser Lager erinnert. Das ist genau belegt, also brauchte man sich um diesen Aspekt nicht zu kümmern. Und wenn die Sache nach 2005 ans Licht gekommen wäre, hätte man ja Bescheid gewußt. Also bestand keine Gefahr, daß sich daraus ein Zeitparadoxon entwickelte.«
    »Außerdem«, sagte Rüdiger traurig, »wird sich dieser Felsstreifen in zwei Milliarden Jahren am Grunde des Atlantiks befinden, von den Sandablagerungen darüber ganz zu schweigen. Es besteht also keine Chance,

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