Heyne Galaxy 10
daß man uns findet. Oder daß jemand Oben diesen prächtigen Burschen jemals zu Gesicht bekommt. Nicht, daß mir das etwas ausmacht, denn ich habe ihn ja gesehen. Ich werde ihn sezieren. Ihr Schaden, nicht meiner.«
»Aber du bedauerst die Tatsache, daß die Wissenschaft die Existenz dieser Rasse übersehen wird!« sagte Hahn.
»Natürlich. Aber ist das meine Schuld? Überdies weiß die Wissenschaft ja von der Existenz dieser Gattung, denn ich bin hier die Wissenschaft. Ich bin der führende Paläontologe dieser Epoche. Kann ich etwas dagegen machen, wenn es keine einschlägigen Zeitungen gibt, in denen ich meine Entdeckungen veröffentlichen kann?« Er zog ein finsteres Gesicht und marschierte davon, wobei er den großen, roten Hummer sorgsam vor sich her trug.
Hahn und Barrett blickten sich an und lächelten in geheimem Einverständnis über Rüdigers heftige Reaktion. Doch Barrett unterdrückte sein Lächeln.
Termiten … ein fester Stoß … Behandlung …
»Was ist los?« fragte Hahn.
»Wieso?«
»Du siehst plötzlich so finster aus.«
»Der Fuß hat mir plötzlich weh getan«, erwiderte Barrett schnell. »Das passiert öfter, mußt du wissen. Hier, ich helfe dir mit den Dingern. Wir werden uns heute abend einen schönen Trilobitencocktail gönnen.«
8
Kurz vor Mitternacht wurde Barrett von hastigen Schritten geweckt. Als er sich aufsetzte und nach dem Lichtschalter tastete, stürmte Ned Altman zur Tür herein. Barrett blinzelte.
»Was ist los?«
»Hahn!« keuchte Altman. »Er spielt schon wieder am Hammer herum! Wir haben ihn eben ins Hauptgebäude gehen sehen!«
Barrett ignorierte die bohrenden Schmerzen in seinem Bein, zog sich hoch und kleidete sich in aller Eile an. Er war erregter, als er Altman zeigen wollte. Wenn Hahn bei seiner Spielerei aus irgendeinem Grunde den Hammer beschädigte, waren sie für immer von Oben abgeschnitten. Wenn dann überhaupt noch Ladungen geschickt wurden, war eine genaue Zielzeitbestimmung nicht mehr möglich.
Was hatte Hahn bei den Maschinen zu suchen?
Altman sagte: »Latimer ist unten und behält ihn im Auge. Er wurde mißtrauisch, als sich Hahn nicht mehr in der Hütte sehen ließ, und er holte mich ab, und wir sahen uns nach ihm um. Und natürlich schnüffelte er beim Hammer herum!«
»Was hat er genau getan?«
»Weiß ich nicht. Ich bin sofort losgegangen, um dich zu holen. Don beobachtet ihn.«
Barrett stolperte ins Freie und rannte, so schnell er konnte, zum Hauptgebäude hinunter. Der Schmerz flutete wie heiße Säure durch seine Beine. Die Krücke grub sich ihm gnadenlos in die linke Achselhöhle, und der frei schwingende verletzte Fuß brannte in kaltem Schmerz. Sein rechtes Bein, das die größte Last zu tragen hatte, knickte ein, wollte nachgeben. Altman rannte atemlos neben ihm her.
Zu dieser Zeit war es ganz still im Lager.
Als sie Quesadas Hütte passierten, überlegte Barrett, ob sie den Mediziner aufwecken und mitnehmen sollten, doch er entschied sich schließlich dagegen. Was Hahn auch immer vorhaben mochte, er kam allein damit zurecht.
In dem alten angeknabberten Pfeiler steckte doch noch etwas Kraft!
Latimer stand am Eingang des Hauptgebäudes und war der Panik nahe. Er schien vor Angst und Entsetzen förmlich zu schlottern. So hatte ihn Barrett noch nicht erlebt.
Er ließ seine große Hand auf Latimers magere Schulter fallen und fragte mit rauher Stimme: »Wo ist er? Wo ist Hahn?«
»Er – er ist verschwunden!«
»Was soll das heißen? Wohin ist er verschwunden?«
Latimer stöhnte. Sein Gesicht war leichenblaß. »Er ist auf den Amboß geklettert!« keuchte Latimer. »Dann ging das Licht an – das Leuchten. Und dann ist Hahn verschwunden!«
»Nein!« sagte Barrett. »Das ist unmöglich. Du mußt dich irren.«
»Ich hab's doch aber gesehen!«
»Er versteckt sich hier irgendwo im Gebäude!« beharrte Barrett. »Schließt die Tür! Wir werden nach ihm suchen.«
Altman wandte ein: »Vielleicht ist er wirklich verschwunden, Jim. Wenn Don sagt, daß er…»
»Er ist einfach auf den Amboß geklettert, und dann wurde alles rot, und er war weg.«
Barrett ballte die Fäuste. Hinter seiner Stirn brannte eine unsagbare Wut, die ihn fast seinen verletzten Fuß vergessen ließ. Er erkannte seinen Fehler. Er hatte sich auf diese beiden Männer verlassen, die ganz offensichtlich nicht mehr normal waren, und das hätte er als kluger Anführer nicht tun sollen. Ein Führer wird nach den Helfern beurteilt, die er sich erwählt.
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