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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Schwierigkeiten zu machen – die haben wir hinter uns. Wir haben Oben bereits alle Schwierigkeiten gehabt, die man nur haben kann.«
    »Würdest du mir trotzdem den Gefallen tun und ihn ein bißchen im Auge behalten?«
    »Natürlich. Und du mußt mir sofort Bescheid sagen, wenn Hahn wieder etwas Ungewöhnliches tut. Du wirst das am ehesten feststellen können. Immerhin wohnst du mit ihm zusammen.«
    »Ich werde aufpassen«, sagte Latimer entschlossen. »Wir können nicht zulassen, daß sich bei uns Spione von Oben breitmachen!« Er erhob sich und lächelte Barrett freundlich an. »Ich werde dich jetzt wieder allein, lassen, Jim.«
    Latimer begann den Aufstieg zum Lager, und Barrett folgte ihm mit den Blicken, bis er fast die Spitze erreicht hatte und auf dem steinigen Hintergrund nur noch als winziger Punkt zu sehen war. Dann wandte er sich wieder dem Wasser zu und starrte auf die Brandung.
    Schließlich ergriff er die Krücke, erhob sich mühsam und machte sich ebenfalls auf den Rückweg ins Lager.
     
     
    6
     
    Es vergingen einige Tage, ehe sich für Barrett die Gelegenheit ergab, Lew Hahn in eine politische Diskussion zu verwickeln. Die Inlandsexpedition war inzwischen aufgebrochen – was Barrett in gewisser Weise bedauerte, denn er hätte Charley Norton gern dabei gehabt, wenn er sich an den Neuen herantastete. Norton war der fähigste Theoretiker, den sie zur Zeit im Lager hatten, ein Mann, der auch dem abwegigsten Thema noch ein wenig Dialektik abgewann. Wenn jemand sich erfolgreich mit Hahn auseinandersetzen konnte, dann er.
    Aber Barrett hatte Norton zum Anführer der Expedition bestimmt und mußte die Befragung selbst vornehmen.
    Seine marxistischen Kenntnisse waren ein wenig eingerostet, und er kannte sich auch nicht so gut aus mit den unzähligen Richtungen, die sich aus den leninistischen, stalinistischen, trotzkistischen, chruschtschowitischen, berenskowitischen und mgumbitischen Schulen entwickelt hatten; trotzdem glaubte er eine Vorstellung von den Fragen zu haben, die er stellen mußte.
    An einem regnerischen Abend, als Hahn in der geeigneten Stimmung zu sein schien, machte sich Barrett schließlich an den Neuen heran. Eben war die Vorführung eines Computer-Films zu Ende gegangen, den Sid Hutchett in der letzten Woche noch programmiert hatte. Die Leute Oben waren so freundlich gewesen, einen einigermaßen brauchbaren Computer zu schicken, auf dem Hutchett seine Zeichentrickfilme konzipierte, indem er die Linien und Raster im Programm festlegte. Es war eine einfache und trotzdem wirksame Methode, die den Männern im Lager manche Zerstreuung brachte.
    Nach der Vorstellung machte Hahn einen ausgesprochen gutgelaunten Eindruck, so daß Barrett hoffen konnte, er werde seine übliche Vorsicht vielleicht etwas außer acht lassen. Barrett sagte: »Hutchett ist schon ein großer Könner, Lew. Hast du ihn eigentlich kennengelernt, ehe er mit auf die Expedition ging?«
    »Der Mann mit der Hakennase und dem fliehenden Kinn?«
    »Genau. Ein fähiger Junge. Er war oberster Computer-Mann der Kontinentalen Befreiungsfront, bis sie ihn '19 schnappten. Er produzierte damals die berühmte gefälschte Sendung, in der Kanzler Danteil sein eigenes Regime verleugnete. Du erinnerst dich doch?«
    »Ich glaube nicht.« Hahn runzelte die Stirn. »Wann war das?«
    »Die Sendung fand 2018 statt. War das etwa vor deiner Zeit? Ist doch gerade elf Jahre her…«
    »Damals war ich neunzehn«, erwiderte Hahn, »und politisch nicht besonders aktiv.«
    »Zu sehr mit deinen volkswirtschaftlichen Studien beschäftigt, wie?«
    Hahn grinste. »Stimmt genau. In trüber Wissenschaft vergraben.«
    »Und du hast die Sendung nicht gesehen? Oder wenigstens davon gehört?«
    »Muß ich glatt vergessen haben.«
    »Der größte Gag des Jahrhunderts«, sagte Barrett, »und du hast ihn vergessen. Aber du hast doch von der Kontinentalen Befreiungsfront gehört, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Hahn blickte ihn unsicher an.
    »Wie war doch gleich der Name der Gruppe, bei der du gearbeitet hast?«
    »Kreuzzügler der Freiheit!«
    »Kenne ich nicht. Ist das eine von den jüngeren Gruppen?«
    »Sie ist noch nicht einmal fünf Jahre alt. Die Bewegung begann in Kalifornien.«
    »Was war euer Programm?«
    »Oh, das übliche«, erwiderte Hahn. »Wir verlangten nach freien Wahlen, einer repräsentativen Regierung, nach der Auflösung der Geheimarchive und der Restauration der bürgerlichen Freiheiten.«
    »Und wie sah es mit der wirtschaftlichen Orientierung

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