Heyne Galaxy 11
am Start. Sechzehn atemberaubend schöne Projektile, die in zwei Reihen hintereinander in ihren Startvorrichtungen hingen. Er kannte die Fahrer – jeden einzelnen. Sie gehörten zur Sippe – aber das war in diesem Augenblick belanglos.
Als er vor Jahren noch ein Neuling bei den Schlittenrennen gewesen wir, hatte er den alten Frank Cashner gefragt: »Hast du gesehen, wie ich die Basherkurve vor dir genommen habe?«
Und Frank hatte erwidert: »Da oben sehe ich nichts und niemand! Nur Schlitten! Hier unten bist du jemand, ein Mensch, den ich kenne. Aber da oben bis du nichts anderes als ein Schlitten für mich. Das ist das ganze Geheimnis. Und vergiß das nicht. Es kann lebenswichtig sein!«
… und so mußte es auch sein. Auf der Rennbahn waren es Schlitten, die daran glauben mußten. Erst später, unten im Tal, waren es die Männer, die fehlten …
Die Erfahrung hatte gelehrt, daß von den sechzehn startenden Schlitten neun, mit einigem Glück vielleicht zehn, das Ziel erreichten. Gleichfalls war zu erwarten, daß von den sechzehn Fahrern am Ende des Rennens zwei nicht mehr am Leben waren. So standen die Chancen, unerbittlich und kalt wie das Eis, auf dem die Rennen ausgetragen wurden – ein faszinierendes Aushängeschild für diesen Sport. Der gewaltsame Tod, gewissermaßen mit der Eintrittskarte garantiert – ein Sport, wie ihn die Welt noch nicht erlebt hatte. Unglaubliche Männer, die das Unglaubliche zu meistern versuchten.
In den sechziger Jahren hatte jemand die Behauptung aufgestellt, ein leerer Schlitten mit festgestellter Steuerung könnte jede Rennbahn passieren. Hier war das unmöglich. Kein solcher Schlitten konnte sich lange im Rennen halten. Die Stuka-Bahn war ein kaltblütiger Mörder; aber sie war nicht tückisch. Es fielen ihr Veteranen und absolute Neulinge gleichermaßen zum Opfer. Aber der Mann, der zuerst die Ziellinie erreichte, erhielt zwanzigtausend Dollar und hatte einen ganzen Monat Zeit, ehe er es wieder tun mußte. In der Zwischenzeit: Geld, Ruhm und alle Mädchen, die man haben wollte. Den Bezwingern der Stuka-Bahn gehörte die Welt!
Waren sie deshalb dabei?
… immer wieder dieselbe Frage: »Warum bist du dabei?« Und kurz bevor er auf der Tragbahre starb, hatte Sir Robert Brooke erwidert: »Und warum nicht?«
Und diese Antwort war so gut wie jede andere.
Aber war sie auch diesmal gut genug?
Keine Antwort.
Er wußte, daß es für ihn nur einen Weg gab, um von diesem Berg herunterzukommen, und dieser Weg führte geradewegs durch die Stuka-Bahn. Zum erstenmal seit seiner Neulingszeit zitterten ihm die Knie. Die Strecke war zwanzig Kilometer lang, und der Rekord lag bei 09:01:14 Minuten, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von einhundertunddreißig Stundenkilometern – und das war sein Rekord! Wenigstens das würde den Leuten in Erinnerung bleiben!
Die Countdown-Lampe flackerte zum letztenmal, eine grüne Leuchtkugel erschien über dem Tal, einen endlosen Augenblick lang passierte nichts – dann ertönte das leise Klicken der Starthaken, die Schlitten begannen sich ganz langsam zu bewegen, glitten noch in Formation über die erste Bodenwelle… Und dann starrte er wieder einmal in die entsetzliche Öffnung der Stuka-Bahn, die hier oben mit einer fünfhundert Meter langen steilen Geraden begann. Sechs Sekunden nach dem Start zeigte sein Geschwindigkeitsmesser bereits auf neunzig, und die Wand der ersten Kurve ragte vor ihm auf.
… Karls Kurve, nach Karl Rasch, der hier vor neun Jahren über die Brüstung ging. Man fand ihn später einen Kilometer weiter unten auf dem Gletscher …
Er blickte nach rechts – dort war niemand. Er tippte auf seine Klappenbremse, fiel etwas zurück und zog nach rechts. Die führenden Schlitten kämpften vorn um die Plätze, während sie sich für die weite Linkskurve aufreihten. Ihre Bremsklappen schwangen wie Flügel hin und her, als sie die Kurve erreichten. Die Schlitten stiegen an der fast senkrechten Eiswand empor und klebten dort förmlich fest, während ihre gegen die Kurve gestemmten Kufen einen wahren Hagelschauer aus Eissplittern entfesselten. Er steuerte vorsichtig in die Kurve hinein, hielt sich hoch oben an der Wand und tauchte dann mit großer Beschleunigung in die Gerade hinab.
Das Eis unter ihm verschwamm zu einer leuchtend blauen Fläche, und er spürte das Zittern und hörte das Rumpeln des Schlittens. Die noch immer dicht zusammengedrängten und um die beste Position kämpfenden Schlitten erreichten die Rutsche, eine
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