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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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geratenen Rennwagens, der allerdings mit einer Rundumpolsterung für den Fahrer und mit Kufen anstelle von Rädern ausgestattet war – ein bösartig aussehendes Geschoß, schmal und flach, kaum breiter als seine Schultern, mit weniger als fünf Zentimetern Bodenraum. Er saß halb zurückgelehnt, das Steuerrad zwischen den Knien. Seine Füße ruhten auf den beiden Kipp-Pedalen. Es war hauptsächlich diese Vorrichtung gewesen, die aus den Schlitten etwas Besonderes gemacht hatte. Ihre Kufen, vier gewölbte Chromstahl-Skier, waren beweglich und konnten wie Schlittschuhkufen schräggestellt werden. Dadurch war das frühere Bobschlittenfahren zu einem besonders attraktiven Sport geworden, der auch eine ganz besondere Gemeinschaft von Männern hervorgebracht hatte, die für das Entsetzen anderer Menschen lebte.
    Sie nannten sich die ›Sippe‹.
    … und jemand hat einmal gelacht und gesagt: »Ohne zu übertreiben: wir sind die schnellsten Selbstmörder der Welt!«
    Er nahm sich zusammen und überprüfte seine Bremsen.
    Wenn er das Steuerrad nach hinten zog, stellten sich zwei elektrisch betriebene Klappen, die eigentlich ein Teil der Außenhülle waren, quer zur Fahrtrichtung. Dieser Vorgang wirkte auf den ersten Blick ein wenig lächerlich, aber bei einer Geschwindigkeit von über hundert Kilometern in der Stunde machte eine Bremsfläche von einem Quadratmeter doch sehr viel aus. Mit einem Druck seines rechten Daumens konnte er ein zweites Bremssystem auslösen: in der Spitze des Schlittens wurde eine Raketenladung gezündet, die – in Fahrtrichtung abgeschossen – die Geschwindigkeit des Schlittens beträchtlich verlangsamte. Es befanden sich insgesamt sieben Ladungen in der Kammer, was nicht in jedem Falle ausreichte. Und wenn es ganz schlimm wurde, blieb ihm noch ein letzter Ausweg – der Hebel links neben seinem Sitz. Ein fester Ruck, und wenn er Glück hatte, wirklich großes Glück, dann fand er sich in hundert Metern Höhe an einem Fallschirm wieder. Wenn nicht, war er alle Sorgen los.
    Zweimal hatte er zu diesem Notmittel greifen müssen! Beim erstenmal hatte er bei der Einfahrt in den Kippüber eine Kufe verloren… und hätte sich fast in die gegenüberliegende Tribüne katapultiert, wobei er die oberste Sitzreihe nur um knapp einen Meter verfehlte.
    Und beim zweitenmal waren plötzlich sechs Schlitten dicht vor ihm kollidiert, und er hatte sich in den Ästen einer großen Tanne wiedergefunden.
    Aber andere hatten weniger Glück gehabt!
    Hans Kröger: Sie mußten fünf Meter tief graben, bis sie seine Leiche endlich fanden. Er hatte die ganze Schneewehe durchstoßen. Als er den Schleudersitz auslöste, befand sich sein Schlitten gerade in der Luft – mit der Unterseite nach oben!
    Carl Yorgensen: Sein Fahrzeug stürzte um, und er katapultierte sich direkt unter die nachfolgenden Schlitten…
    Max Conrad: Ein perfekter Katapultstart, mindestens hundertundfünfzig Meter. Aber sein Fallschirm öffnete sich nicht…
    Wayne Barley:…
    Er riß sich zusammen. Er verspürte den unwiderstehlichen Drang, sich mit einem gewaltigen Faustschlag Luft zu verschaffen. Aber er sah die wachsamen Augen der Zuschauer und die Linsen der Fernsehkameras auf sich gerichtet. Außerdem hatte er in der winzigen Kanzel kaum Platz zum Ausholen.
    Die Countdown-Lampe lenkte erneut seine Aufmerksamkeit auf sich; diesmal blinkte sie nur einmal; eine Leuchtrakete wurde abgeschossen.
    Noch eine Minute.
    O Gott, wollte denn die Zeit überhaupt nicht vergehen? Aber auch das Warten gehörte dazu, das verfluchte Warten, während man in das Tal hinabstarrte, das so unerreichbar fern zu sein schien. Und wie viele Männer gab es, die die unerträgliche Belastung dieser letzten zwei Minuten nicht hatten ertragen können, die ihre Kanzeln geöffnet hatten und im Augenblick vor dem Start einfach ausgestiegen und zurückgeblieben waren? Einige wenige hatten es gewagt, gewiß. Und es war im Grunde ganz einfach. Man brauchte nur das Kanzeldach zurückzuschlagen – das war das Signal –, und wenn dann das Startzeichen kam, rasten die anderen Schlitten davon, und man blieb allein zurück. Gott, und wie allein! Und diese Einsamkeit würde ihn für den Rest seines Lebens begleiten. Vielleicht kam er hier und da noch einmal mit Mitgliedern der Sippe zusammen, die sich aber nicht mehr um ihn kümmern würden. Auch eine Art Tod…
    … und der wirkliche Tod ist der schweigende Begleiter eines jeden Fahrers.
    Stirnrunzelnd musterte er die anderen Schlitten

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