Heyne Galaxy 11
Wirkung mehr; Waterford war dem übrigen Land lediglich vierundzwanzig Stunden voraus, so daß die Regierung auf diese Weise nur eine Vorschau auf kommende Niederlagen erhielt, ohne noch etwas unternehmen zu können.
Nachdem er ein herzhaftes, aus Hummer- oder Tintenfischfleisch bestehendes Frühstück zu sich genommen hatte, betrat Lou Aramis seinen Vorgarten, um weitere Eier für seine Speisekammer einzusammeln. Da fiel sein Blick auf ein ausgewachsenes Tentakelwesen, das sich an den untersten Ast seines großen Catalpe-Baumes geklammert hatte. Einer der Tentakel winkte Lou einladend zu. Die intelligenten Augen des Wesens blickten ihn offen an.
Lou, der dem freundlichen Wink nicht widerstehen konnte, näherte sich dem Wesen auf Armeslänge und verspürte weder Angst noch Widerwillen, als der Fremde einen Arm ausstreckte und ihm um die Schulter legte. Die Geste konnte alles sein – ein Zeichen der Zärtlichkeit, ein Ritterschlag oder auch nur die gnädige Herablassung eines Herrn gegenüber seinem Sklaven.
Der Fremde sprach zu ihm, und irgendwie wußte Lou, daß sich in ganz Waterford in diesem Augenblick ähnliche Szenen abspielten und sich in vierundzwanzig Stunden überall in den Vereinigten Staaten wiederholen würden.
Der Fremde sagte zu Lou: »Wir werden euch gebrauchen können.«
Und Lou Aramis war stolz. »Natürlich werden wir tun, was getan werden muß – zusammen«, sagte er.
Es war alles ganz natürlich. Äußerlich war er noch immer Lou Aramis, ein irdischer Zweifüßler. Aber dank der Nahrung, die er in den letzten Tagen genossen hatte, dachte er bereits wie ein rotgesichtiger, achtfüßiger Tintenfisch.
Auf der Stuka-Bahn
(Mirror Of ce)
Gary Wright
Die Stuka-Bahn, wie sie genannt wurde, war eine gewundene, zwanzig Kilometer lange Strecke aus schimmerndem Eis, die in ihrer Gesamtlänge einen Höhenunterschied von insgesamt 2990 Metern überwand und sich wie der Körper einer gewaltigen Schlange an den Alpenhängen hinabwand. Die Bahn war auf den geraden Strecken etwa zwölf Meter breit und wölbte sich in den Kurven bis zu fünfzehn Meter in die Höhe.
Eine Schlittenbahn von unvorstellbaren Dimensionen …
Er saß in seiner engen Kanzel und lauschte auf den Wind, der über die eisbedeckten Hänge und die steile Startrampe heulte und weiße Schneewolken zum strahlend blauen Himmel emportrieb. In ihm war dieselbe Kälte und Einsamkeit.
Er hatte Angst. Und was schlimmer war – er wußte, daß er Angst hatte.
Unter der spitzen Nase seines Schlittens schien der Abhang senkrecht abzufallen. Das Tal war weit.
… zu weit, mein Lieber. Diesmal zu weit und zu spät …
In diesem Augenblick leuchtete die blutrote Countdown-Lampe auf, verlöschte wieder und blinkte noch zweimal. Gleichzeitig wurden zwei rote Leuchtraketen über dem Tal abgeschossen.
Noch zwei Minuten.
Zu beiden Seiten der Startrampe erhoben sich menschengefüllte und fahnengeschmückte Tribünen, die sich harmonisch in die Berglandschaft einfügten. Er starrte auf die unzähligen anonymen Sonnenbrillengesichter, die wie immer der Startrampe zugewandt waren, als ob die Menschen in die Helme der Männer zu blicken versuchten, als ob sie ergründen wollten, warum die Fahrer sich hier befanden und ihrem Tod ins Auge sahen. Wieder starrte er ins Tal hinab; heute stellte er sich dieselbe Frage.
… nur noch einmal, ein einzigesmal – hast du dir das nicht oft genug geschworen? Noch ein Rennen, und dann ist Schluß für immer! Dann adieu Schlitten! und Gott sei Dank, daß man noch am Leben ist! Hattest du dir dieses Versprechen nicht gegeben …?
Was, zum Teufel, machst du dann hier? Jenes »letzte Rennen hat doch bereits im vergangenen Monat stattgefunden! Warum bist du wieder am Start?
Keine Antwort.
Und so sehr er auch forschte – in ihm war nichts als der Nachhall des eisigen Winterwindes. Er packte das Steuerrad fester, bis seine Hände schmerzten. Er wollte an seinen Schlitten denken …
Es war sein elfter Schlitten, wie seine Vorgänger hellrot angestrichen. Bei der Auswahl der Farbe hatte er an einen möglichen Unfall gedacht, bei dem er vielleicht in tiefen Schnee geriet. Er wollte, daß man ihn fand, und zwar schnell. Einige der Kollegen hatten in dieser Beziehung Pech gehabt…
… sie fanden Bob Lander erst im Sommer, als …
Er zwang seine Gedanken in die Gegenwart zurück.
Ohne Belastung wog der Schlitten genau zweihundertundfünf Pfund und wirkte wie die Karosserie eines besonders schnittig
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