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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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steile Querbahn, in der sich die Geschwindigkeit weiter erhöhen würde. Er hielt sich bewußt im Hintergrund, denn die Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß das Gedränge in den Kurven in diesem Stadium des Rennens besonders gefährlich war.
    Vor ihm ragte jetzt die gewaltige Wand der Basherkurve auf, die einen abrupten Schwenk um 120 Grad nach rechts vollführte, ehe die Bahn weiter steil abfiel. Er hielt sich im Windschatten des vor ihm fahrenden Schlittens und konnte seine Geschwindigkeit auf diese Weise weiter erhöhen. Sie erreichten die Kurve, und wieder hingen die Schlitten hoch an der Wand. Da er mit mehr Schwung aus der Geraden gekommen war als die anderen, konnte er die Kurve höher nehmen und vermochte seinen Vordermann zu überholen. Sein G-Anzug straffte sich. Aus der Kurve heraus schwärmten die Schlitten in den Bombenschacht hinab, eine lange, steile Gerade mit schwieriger Ausfahrt.
    Als die Schlitten ihre Geschwindigkeit weiter erhöhten, schien der Berg unheimliche Laute von sich zu geben, das dumpfe Dröhnen einer Lawine … Und das waren sie auch – eine Schlittenlawine, die einer richtigen Lawine an Gefährlichkeit nicht nachstand.
    Auf der Geraden vergrößerte er den Abstand von dem eben überholten Schlitten und hatte sich bereits an die Fersen seines nächsten Opfers geheftet, als er die Ausfahrt des Bombenschachtes erreichte. Und da türmte sich bereits die nächste Kurve vor ihm auf – die Höllenlinke, eine gefährliche Doppelkurve, die nach einem abrupten Abfall und einer kurzen Geraden einen zweiten Linksschwenk einleitete. Erneut setzte er zum Überholen an. Die beiden Schlitten nahmen die Wand Seite an Seite, wobei er zum erstenmal die Innenbahn hatte und seine Kufenbremse benutzen mußte, um den nötigen Abstand zu wahren. Da schien die Bahn plötzlich unter ihm hinwegzufallen, und ein unangenehmes Ziehen im Magen sagte ihm, daß die Kufen seines Schlittens das Eis nicht mehr berührten. Er war die Kurve zu schnell angegangen.
    … und der alte Rolf de Kepler, fliegender Holländer genannt, der lachend sagte: »Und bei den Rennen bin ich doch mehr in der Luft als auf dem Eis, nicht wahr? Bekommt meinem Magen besser!«
    … und er hatte seinen letzten Flug gemacht, vor einigen Jahren an der Höllenlinken. Vierhundert Meter, hatte man geschätzt.
    Er hielt das Steuerrad fest umklammert und zog es vorsichtig zu sich heran, so daß sich die Bremsklappen öffneten. Der Schlitten war leicht nach links geneigt, als er das Eis wieder berührte, und er mußte mit den Kufen sofort gegensteuern. Inzwischen war der andere Schlitten davongezogen, so daß ihm nichts anderes übrigblieb, als sich dahinterzusetzen. Die zweite Kurve kam schnell näher. Kaum dreißig Zentimeter hinter seinem Vordermann zog er den Schlitten herum; die sprühenden Eisstückchen prasselten wie Maschinengewehrfeuer gegen die Verkleidung.
    Plötzlich konnte er den Kurs nicht mehr halten; eine heftige Luftbewegung riß ihm das Steuer fast aus der Hand. Irgendwo vor ihm mußte jemand eine Notbremsung gemacht haben. Aber wo? Es war nichts zu sehen, also reagierte er automatisch … Er drückte die Klappenbremse, stellte die linken Kufen schräg und steuerte nach innen, wo es stets am sichersten war, wenn es einen Unfall gab. Der Schlitten erzitterte, als sich die messerscharfen Kufen gegen die Fliehkräfte der Kurve stellten. Aber es reichte nicht aus. Er begann mit kreischenden Kufen abzuschmieren, steuerte gegen und ließ den Schlitten seitwärts weitergleiten. Zwei andere Fahrer hatten sich ebenfalls auf die Innenseite der Kurve gerettet und rasten eissprühend weiter. Er konnte nichts sehen, doch in diesem Augenblick war die Kurve zu Ende. Er war noch immer im Rennen, aber er wußte, daß er viel zu verkrampft war und mit seinen Kontrollen viel zu unsicher umging. Er bekämpfte seinen Schlitten, anstatt mit ihm zusammenzuarbeiten.
    … ein Tourist wandte sich einmal mit der Frage an Erik Sigismund, wie er seinen Schlitten im Zaum hielte, und bekam die Antwort: »Kaum!« Und auch das half ihm nicht, als er vor etwa einem Jahr ins Schleudern kam und von vier anderen Schlitten zermalmt wurde.
    Er mußte daran denken – wie immer in diesem Stadium des Rennens –, daß er den Schlitten jetzt nicht mehr stoppen konnte, selbst wenn er wollte. Abgesehen von der Möglichkeit eines Unfalls, war ein vorzeitiges Ende dieses Rennens für ihn unmöglich. Er mußte weiterfahren.
    Er hatte die plötzliche Gewißheit, daß dieses Rennen

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