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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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für ihn nicht an der Ziellinie enden würde. Diesmal nicht. Er hatte schon manchen Unfall gehabt, aber eine solche Angst war ihm bisher unbekannt gewesen. Es war eine völlig andere Art von Angst, die er nicht ergründen konnte und die ihn in seinem Handeln zu beeinflussen drohte. Und das war der größte Fehler, den er überhaupt machen konnte.
    Die Kavalkade erreichte die Schmiede, eine etwa dreihundert Meter lange Gerade mit zahlreichen unangenehmen Bodenwellen. Die Schlitten fuhren ihre Bremsen aus, und hier und da leuchteten Blitze auf, wenn die Fahrer ihre Bremsladungen zündeten. Wo sich die Bahn links und rechts nach oben wölbte, war das Eis vergleichsweise weich, und er steuerte nach links, den linken Fuß fest auf dem Kipp-Pedal, so daß sich sein Fahrzeug gerade noch auf der Schräge hielt. Dann fuhr er die Klappen ein und steigerte seine Geschwindigkeit. Es wurde langsam Zeit, daß er Raum gewann. Von seiner Angst durfte er sich nicht zurückhalten lassen, oder er hätte gar nicht erst Schlittenrennfahrer werden sollen.
    Plötzlich erhob sich inmitten des Rudels vor ihm ein Schlitten von einer der Bodenwellen in die Luft, schlug auf und wurde wie ein Lebewesen durch die Luft gewirbelt. Die nachfolgenden Schlitten feuerten Bremsraketen ab und versuchten auszuweichen. Einer der Schlitten geriet dabei ins Schleudern und überschlug sich; ein zerbeultes Blechstück wirbelte davon. Die beiden Schlitten waren verloren. In diesem Augenblick katapultierte sich jemand in die Luft – das brachte es auf drei herrenlose Schlitten… Er zog die Klappbremse voll durch und feuerte eine Rakete ab, deren Rückstoß ihn in die Sicherheitsgurte preßte. Sein linker Arm hing über dem Hebel, mit dem er den Sprengsatz unter seinem Sitz zünden konnte. Aber wenn er zu lange wartete…
    … Kurt Schnabel war stolz darauf gewesen, der einzige Mann zu sein, der sich noch nie katapultiert hatte. Aber als er es dann doch einmal tun mußte, wartete er einen Sekundenbruchteil zu lange, und sein Fallschirm schwebte mit einem zerschmetterten Körper zur Erde herab …
    Die drei führerlosen Schlitten wirbelten über die flache Brüstung und waren nicht mehr zu sehen. Die Bahn war frei, und er löste die Bremse. Ohne daß er etwas dagegen tun konnte, zitterte er am ganzen Körper, und er fluchte laut. Er hätte sich ebenfalls katapultieren können, und niemand hätte ihm das angesichts der unübersichtlichen Lage auf der Strecke übelnehmen können. Aber er hatte es nicht getan – und jetzt war es ohnehin zu spät
    … nur ein einziger Mann hatte jemals ohne ersichtlichen Grund den Nothebel gezogen und war dabei am Leben geblieben: Shorty Case in seinem ersten Rennen. Und als man ihn hinterher in jenem beiläufigen Ton fragte, hatte er gesagt: »Sie können darauf wetten, daß ich abgezischt bin! Denn wenn nicht, Mann, hätte ich mir glatt in die Hosen gemacht!«
    Aber zwei Jahre später, auf dem Fallaway-Kurs, hatte er nichts unternommen, und sein Schlitten hatte sich überschlagen und seine Einzelteile auf einer Strecke von mehreren Kilometern verstreut …
    Nein, es gab keine Fahrer, die ohne Grund aufhörten – hier gab es nur die Sieger und die Toten. Und welcher Kategorie würde er heute abend angehören?
    … du sollst fahren und nicht denken!
    Die Schmiede ging langsam zu Ende, die Strecke begann steil abzufallen, und die Schlitten näherten sich dem großen Kippüber mit mehr als hundertundvierzig Stundenkilometern. Hier befanden sich die zweitgrößten Tribünen am Kurs, die zweitgrößte Ansammlung von Kameras.
    Hier warteten zwei Rettungshubschrauber und ein Geistlicher …
    Der Kippüber …
    Man muß sich ein Flugzeug vorstellen, das in einen Sturzflug übergeht… und dann einen Schlitten, der an einer überhängenden Eiswand dieselbe Bewegung vollführt – an einer Wand, die wie eine gewaltige, im Augenblick ihres Oberkippens versteinerte Meereswoge aufragt. Der Kippüber war eine ungeheure Sturzkurve, in der die Schlitten in die Höhe gehoben und beinahe auf den Kopf gestellt wurden, ehe sie auf eine unvorstellbare Sturz-Strecke entlassen wurden.
    … »unmöglich!« hatte man Wilfried von Gerlach, dem Erbauer der Stuka-Bahn gesagt. »Der Kippüber ist absolut unmöglich!«
    Aber von Gerlach hatte sich als Grand-Prix-Fahrer und Kunstflugpilot einen Namen gemacht und startete als erster Fahrer auf seiner eben fertiggestellten Bahn. Als das Ziel erreicht war, blieb er einen Augenblick in seinem Schlitten sitzen und

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