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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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schlimmer als überhaupt kein Leben.
    »Krank! Du hast vorhin gesagt, daß ich zu den Wächtern komme, wenn ich krank bin!« rief er und sprang auf. Rurry beachtete ihn nicht, und Jomfri war betrunken genug, um den Alten am Kragen zu packen und hochzureißen. Die anderen kümmerten sich nicht um die Auseinandersetzung. Doch sie wurden sofort aufmerksam, als Rurry wieder sein Messer zum Vorschein brachte.
    Jomfri ließ den Alten los und stolperte rückwärts, den Blick auf die dreißig Zentimeter lange Klinge geheftet. »Ich will, daß du mich mit dem Messer verletzt.«
    Rurry blieb stehen und überlegte; eine solche Einladung hatte er noch nicht zu hören bekommen. »Wo soll ich dich verletzen?« Und er musterte den anderen kritisch.
    Ja, wo? Welchen Teil des Körpers sollte er der Gewalt freiwillig opfern? »Einen Finger…« sagte er zögernd.
    »Zwei Finger – oder keinen«, sagte der alte Rurry.
    »Na gut.« Jomfri ließ sich in einen Stuhl fallen und breitete die Hände aus. »Zwei Finger – die kleinen Finger.« Und er ballte die Hände zu Fäusten und ließ die kleinen Finger auf der Tischkante liegen. Sie waren zu weit voneinander entfernt, so daß er die Hände an den Gelenken kreuzte, damit die beiden Finger nebeneinander lagen. »Beide gleichzeitig. Schaffst du das?«
    »Natürlich! Am zweiten Gelenk. Wird eine saubere Arbeit.«
    Der alte Rurry brummte zufrieden vor sich hin. Er wußte, daß ihm der ganze Raum zuschaute. Er gab vor, die Schärfe seines Messers zu prüfen, während ihn der Neue mit furchtsamen Kaninchenaugen anblickte. Ohne Vorwarnung schlug er plötzlich zu und trieb das Messer tief ins Holz. Die Finger fielen abgetrennt zur Seite, Blut spritzte, der Neue kreischte auf. Alle lachten, als er schreiend aus dem Haus lief.
    »Guter alter Rurry«, rief jemand, und er gestattete sich ein Lächeln, während er einen Finger vom Boden aufnahm.
    »Ich bin verletzt – jetzt müssen Sie mir helfen!« brüllte Jomfri und stolperte den Hügel hinauf. Über ihn spannte sich der unveränderliche bewölkte Mittagshimmel. »Ich hatte ja keine Ahnung, daß es so weh tut! Ich werde verbluten! Ich brauche Hilfe!«
    Als er an der Metallpforte zog, wurde der Schmerz geradezu unerträglich. Die Wanne öffnete sich, und er ließ sich hineinfallen. »Ich bin verletzt!« klagte er, als sich der Lichtspalt verengte und schließlich verschwand. Die Metallstäbe legten sich in der Dunkelheit um ihn, und er spürte, daß ihm das warme Blut an den Handgelenken herablief. »Das ist Blut! Sie müssen die Blutung stillen – oder ich sterbe.«
    Die Maschine glaubte ihm. Etwas stach ihm in den Nacken. Dem unangenehmen Stich folgte eine sofortige Betäubung. Der Schmerz wich aus seinem Körper und mit ihm jedes Gefühl. Er konnte zwar den Kopf bewegen, er konnte hören und sprechen, doch von den Nackenmuskeln abwärts war er völlig gelähmt.
    Ein leises Poltern ertönte, und er spürte, daß er sich seitwärts bewegte. Es herrschte absolute Dunkelheit, und er konnte nichts erkennen, doch er vermutete, daß er – wie bei einer Vielkammer- Luftschleuse – durch verschiedene Türen transportiert wurde. Auch zweifelte er nicht daran, daß es sich dabei um dicke Metalltüren handelte. Das letzte Hindernis wich vor ihm zur Seite, und er befand sich in einem hellerleuchteten Raum.
    »Wieder eine Folterung«, sagte der weißgekleidete Mann und beugte sich über die Wunden. »Es scheint, als bekämen sie wieder Lust an ihren alten Spielen.« Hinter ihm standen drei Wächter mit dicken Knüppeln.
    »Vielleicht eine Art Aufnahmezeremonie, Doktor. Dieser Mann scheint ein Neuer zu sein. Ich habe ihn noch nicht gesehen.«
    »Und einen neuen Anzug trägt er auch«, erwiderte der Arzt, während er sich an die Arbeit machte.
    »Ich bin nur versehentlich hier. Ich bin kein Gefangener.«
    »Das ist der erste, Doktor. Sie machen so etwas immer in Serien. Amputationen scheinen in Mode zu kommen. Wir können uns also auf einiges gefaßt machen.«
    »Ein Versagen des Materie-Transmitters …«
    »Da könnten Sie recht haben. Für das Buch, das ich gerade schreibe, liegen mir schon entsprechende Übersichten vor…«
    »Hören Sie mir doch endlich zu! Ich war auf dem Heimweg. Ich hatte meine eigene Nummer gewählt, trat in den MT – und kam auf diesem Planeten heraus. Da ist irgendwo ein entsetzlicher Fehler passiert! Ich habe mir die Finger abschneiden lassen, damit ich mit Ihnen sprechen kann! Sehen Sie doch in Ihren Unterlagen nach! Sie

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