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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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schien alles in Ordnung zu sein. Also wiederholte ich meinen Versuch.
    Oscar Phipps, der als Chefredakteur für die Lokalseite mein Vorgesetzter war, äugte bereits zu mir herüber, und ich vermutete im ersten Augenblick, daß er mir einen Streich gespielt hatte. Doch ich sollte bald feststellen, daß mein Problem nicht mit der Schreibmaschine zusammenhing.
    Rücktaste, Tabulator, Randlöser, Zeilenschalter und Zeilenbegrenzung funktionierten – nur die Anschlaghebel wurden mitten in der Bewegung gestoppt, nachdem sie sich nur ein kurzes Stück aus der Ruhelage gehoben hatten. Sämtliche Anschlaghebel waren blockiert – mit Ausnahme des großen T.
    Ich betätigte die T-Taste – der Anschlaghebel schlug auf das Papier und hinterließ einen Buchstaben, doch als ich die Taste ein zweitesmal betätigen wollte, war der Hebel wieder gesperrt. Erneut probierte ich sämtliche Tasten durch, und diesmal funktionierte nur das r. Das machte zusammen Tr. Ich setzte meine Versuche fort und hatte bald das Wort
    Trübe.
    Nun kam eine Leertaste, danach weitere Buchstaben, weitere Wörter und schließlich las ich
    Trübe tat die Turteltaube.
    Phipps hatte bereits fragend die Augenbrauen hochgezogen. Wieder hob ich den Schutzdeckel der Maschine ab, diesmal mit einer ruckartigen Bewegung.
    Und da sah ich es – ein undeutliches, bepelztes Etwas, das blitzschnell in den Tiefen der Schreibmaschine verschwand. Ich knallte den Deckel wieder auf die Maschine und hielt ihn krampfhaft fest. Ich hatte zwar den gestrigen Abend auf einer Party verbracht, doch hatte ich mindestens drei Stunden geschlafen.
    Ich nahm meine Tippversuche wieder auf, die jedoch erst ein Ergebnis brachten, als ich auf eine neue Zeile schaltete. Diesmal kam der folgende erhebende Satz zustande:
    Prüde preist der Prosa Pracht.
    Ich riß die Haube hoch und sah das unbestimmbare Etwas wieder zwischen den Anschlaghebeln verschwinden. Das geheimnisvolle Wesen entzog sich meinen Blicken auf höchst erstaunliche Art und Weise.
    »He!« sagte ich. »Ich habe dich gesehen. Ich weiß, daß du da drin bist! Was soll das?«
    Struppy steckte den Kopf hinter den Anschlaghebeln hervor. Er hatte eine Art Mäusekopf, war jedoch mit den Zähnen eines Eichhörnchens bewaffnet und hatte winzige schwarze Knöpfchenaugen, die mich anstarrten.
    »Machen Sie weiter«, sagte das Wesen mit schriller Stimme. »Das wird ein grandioses Gedicht! Die Wucht dieser Stabreime ist Ihnen hoffentlich bewußt geworden!«
    »Hör zu – würdest du da endlich verschwinden? Ich muß arbeiten.«
    »Ich glaube, ich hab's endlich gefunden. Diese vierfüßigen Jamben sind nicht zu überbieten! Es sind doch Jamben, nicht?«
    »Verschwinde!« sagte ich knurrig.
    Struppy arbeitete sich ganz aus der Maschine heraus und stellte sich auf die Hinterbeine. Er kreuzte die Vorderpfoten vor der »Brust«, ließ seinen langen, pelzigen Schwanz vibrieren und sagte verächtlich: »Nein.«
    »Schau«, flehte ich. »Ich bin nicht Walt Disney, und du bist nicht Micky Maus – ich muß arbeiten. Würdest du also bitte endlich verschwinden?«
    Er spitzte die winzigen Ohren. »Wer ist Walt Disney? Und Micky Maus?«
    »Geh zur Hölle!« sagte ich, knallte wieder einmal den Deckel auf die Maschine und richtete mich auf, um direkt in Oscar Phipps' kalte Augen zu blicken. Mein Chef stand dicht neben meinem Schreibtisch.
    »Dürfte ich vielleicht erfahren«, begann er beherrscht, »mit wem Sie da eigentlich reden?«
    »Sehen Sie sich's an«, sagte ich und hob den Schutzdeckel. Struppy lag mit übergeschlagenen Beinen in der Rundung der Anschlaghebel. Sein Schwanz zuckte.
    »Ich sehe nichts«, sagte Phipps.
    »Was sagen Sie da? Sie sehen Struppy nicht?« fragte ich erregt und deutete auf das kleine Wesen. Dabei muß ich ihm wohl zu nahe gekommen sein, denn es biß mich in den Finger. »Autsch!« brüllte ich und riß den Arm zurück. »Das Biest hat mich doch glatt…«
    »Sie sind entlassen, Mr. Weaver«, sagte Phipps leise. »Und zwar fristlos. Ich werde dafür sorgen, daß Ihnen das Gehalt für zwei Wochen noch ausgezahlt wird. Und ich rate Ihnen dringend, die Finger vom Alkohol zu lassen oder einen Psychiater aufzusuchen – vielleicht auch beides. Ich fürchte aber, daß Ihnen nicht mehr zu helfen ist. Aus Ihnen wäre wohl nie etwas geworden.«
    In diesem Augenblick hätte ich Struppy den Hals umdrehen können, aber er hatte sich klugerweise verzogen.
    Während der zwei mehr oder weniger aufregenden Jahre, die ich bei der Zeitung

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