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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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zugebracht hatte, war ich jeden Morgen am Stadtpark vorbeigekommen und hatte oft die Menschen beneidet, die nichts anderes zu tun hatten, als zufrieden auf einer Bank zu sitzen und über das Universum nachzudenken. An diesem Morgen zählte ich mich zu den Glücklichen. Ich setzte mich auch auf eine Bank und wartete darauf, daß ich mich wohlfühlen würde.
    Doch nach einiger Zeit fühlte ich mich nur einsam; außerdem ärgerte ich mich sehr über Phipps. Vielleicht war ich wirklich etwas leichtlebig gewesen, vielleicht hatte mir das Nachtleben ein wenig zu sehr gefallen, vielleicht hatte ich mich nicht mit voller Kraft meiner täglichen Arbeit gewidmet. Aber ich war noch lange nicht reif fürs Irrenhaus, nur weil ich ein kleines Pelzwesen gesehen hatte, das sprechen konnte.
    Ich zog ein Exemplar des Magazins Redakteur und Herausgeber aus der Tasche und begann gerade in der Anzeigensektion nach geeigneten Stellenangeboten zu suchen, als ich aus den Augenwinkeln einen kleinen schwarzen Fleck bemerkte, der auf dem Parkweg hin und her hopste.
    Da war er wieder – Struppy in seiner vollen Größe. Er bemühte sich, meine Aufmerksamkeit zu erregen – er machte Purzelbäume, schlug Rad, schwenkte die Ärmchen, rannte hin und her und balancierte auf seinem langen Schwanz.
    Ich stöhnte auf. »Bitte verschwinde!« brüllte ich, und bedeckte die Augen, damit ich ihn nicht länger sehen mußte.
    »Warum?« piepte er.
    »Weil du eine Halluzination bist.«
    »Ich bin keine Halluzination«, erwiderte er beleidigt. »Ich bin aus Fleisch und Blut. Sehen Sie?« Und er ließ seinen Schwanz so schnell vibrieren, daß ich ihn kaum noch sehen konnte. »Herrlich, nicht?«
    »Schau«, sagte ich eindringlich und beugte mich weit vor, damit er mich verstehen konnte. »Ich kann beweisen, daß du eine Halluzination bist.«
    »Wie können Sie das?« erwiderte er nervös.
    »Weil Phipps dich nicht sehen konnte.«
    »Dieser Blödmann? Ha! Er hätte seinen eigenen Augen nicht getraut!«
    »Du meinst, du hast…«
    Pelzchen verschwand und erschien wieder wie ein aufblitzendes Neonschild. »Da!« sagte er triumphierend.
    »Warum hast du dich dann nicht gezeigt?« fragte ich ein wenig ärgerlich; ich konnte allerdings nicht verhehlen, daß mir seine Meinung über Phipps gefiel. »Ich habe dadurch glatt meine Stellung verloren.«
    »Stellung!« sagte er und machte eine verächtliche Bewegung mit der Vorderpfote. »Die Plackerei hat Ihnen sowieso nicht gefallen. Ich möchte wetten, daß Sie bald gegangen wären.«
    »Eine Stellung ist eine Stellung.«
    »Sie haben bald eine viel bessere.«
    »Na, du nimmst mich ja ganz schön auf den Arm.«
    »Zusammen werden wir wirkliche Literatur schreiben.«
    »Ich habe keine Ahnung von Literatur. Ich habe gelernt, mich mit Tagesnachrichten zu befassen – das ist alles.«
    »Sie werden bald berühmt sein. Natürlich mit meiner Hilfe.«
    »Aber nicht mit diesem Prüde preist und so weiter.«
    »Ah, das!«
    »Woher stammst du, Struppy?«
    »Frage ich, wo Sie herkommen?«
    »Naja, ich …«
    »Und ich heiße nicht Struppy, sondern Trlk. Das spricht sich Terlick und wird T-r-l-k geschrieben.«
    »Ich heiße Larry Weaver, und das wird L-a-r-r-y …«
    »Ich weiß. Haben Sie eine Schreibmaschine?«
    »Eine kleine Reisemaschine. In meiner Wohnung.«
    »Die reicht.«
    »Bist du nicht etwas voreilig mit deinen Plänen? Ich habe noch nicht gesagt, ob mir deine Idee überhaupt gefällt.«
    »Haben Sie eine Wahl?«
    Ich blickte ihn an – ein winziges, harmlos aussehendes Pelzwesen, das bereits meine unmittelbare Zukunft im Zeitungsgeschäft ruiniert hatte.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte ich schließlich, wobei ich inständig hoffte, daß ich ihn wieder loswerden konnte, wenn es aus irgendeinem Grunde nicht klappen sollte.
    Auf diese Weise begann eine seltsame Zusammenarbeit. Trlk nistete sich auf meiner rechten Schulter ein und diktierte mir Kurzgeschichten ins Ohr, die ich zu Papier brachte. Trlk hatte ganz bestimmte Vorstellungen von der Schriftstellerei, und ich ließ ihm seinen Willen. Immerhin hatte ich nicht die geringste Ahnung von Literatur.
    Wenn er zuweilen nicht mehr weiter wußte, sprang er zu Boden und trippelte auf dem Teppich im Wohnzimmer auf und ab. Manchmal beschäftigte er sich dabei mit seinem Schweif, der fast ebenso lang war wie er; er pflegte ihn mit der Zunge und ordnete sorgfältig jedes Haar.
    »Ein herrlicher Schweif, nicht?« fragte er oft.
    Und ich pflegte zu antworten: »Du solltest dich

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