Heyne Galaxy 12
seinem bisherigen Kurs.
»Gut«, sagte Louis leise. »Sie versuchen seitlich wegzukommen. Vielleicht schaffen sie es mit einer hyperbolischen Kehre.« Er fuhr lauter fort: »Nun aber los, verdammt! Keine Rücksicht auf den Antrieb – gebt alles, was ihr habt! Ihr müßt endlich loskommen!«
Die zwei Objekte schienen sich langsam voneinander zu entfernen, aber Louis hatte das Gefühl, als ob er hier einer Sinnestäuschung erlag, denn Schiff und Silberpunkt lagen von seinem Standpunkt aus fast direkt hintereinander. »Laßt euch nicht durch die Größe der Kugel in die Irre führen«, sagte er. »Computer, wie ist die Masse einer Dreimeter-Kugel aus Neutronium? Nein, sag mir lieber die Oberflächenschwerkraft. Wie? Das ist doch unmöglich!«
Die beiden Objekte schienen sich wieder näher zu kommen. Verdammt, dachte Louis, wenn mich die Fremden nicht aufgehalten hätten, wäre ich jetzt an der Reihe. .
Er sprach weiter, obwohl es keinen Sinn mehr hatte. Aber es erleichterte ihn irgendwie. »Mein Computer sagt, daß die Schwerkraft an der Oberfläche etwa zehn Millionen g beträgt. Könnt ihr mich hören?«
»Sie sind schon zu nahe«, sagte der Fremde. »Es ist zu spät.«
Es passierte noch während er sprach. Das Schiff begann sich zu verformen. Der Aufprall selbst wirkte nicht anders als das Auftreffen einer Kanonenkugel auf die Wand eines Forts. Der winzige Silberpunkt raste einfach in die Schiffswand hinein, und im Handumdrehen legte sich das Schiff um den winzigen Himmelskörper – wie ein Stück Silberpapier, das von der Hand eines Menschen zusammengedrückt wird. Es vereinigte sich mit der winzigen Kugel, die einen Durchmesser von drei Metern oder mehr hatte.
»Ich trauere«, sagte der Außerirdische.
»Jetzt weiß ich erst, was hier vorgeht«, sagte Louis. »Ich hatte mich schon gewundert, wieso wir Schwierigkeiten mit unseren Laserstrahlen hatten. Der Brocken Neutronium befand sich direkt zwischen unseren Schiffen und hat die Übertragung gestört.«
»Warum wurde uns diese Falle gestellt? Haben wir Feinde, die so mächtig sind, daß sie mit solchen Kräften arbeiten können?«
Litt der Fremde an Verfolgungswahn, fragte sich Louis. Vielleicht war das die Grundeinstellung seiner Rasse. »Das war nur ein Zufall. Der Teil eines Neutronensterns.«
Der Fremde schwieg. Das Teleskop war noch immer auf den winzigen Punkt gerichtet, dessen Glanz verblaßt war.
Der Fremde sagte: »Mein Raumanzug wird mich nicht lange am Leben erhalten.«
»Wir werden uns beeilen. Ich kann Margrave in wenigen Wochen erreichen. Wenn du es so lange aushältst, werden wir dir eine Atmosphärekammer bauen, bis uns etwas Besseres einfällt. So ein Ding läßt sich ja in wenigen Stunden herstellen. Wir können unsere Ankunft ja schon vorher melden.«
Die drei Augen des Außerirdischen blickten ihn an. »Kannst du Botschaften schicken, die schneller sind als die Geschwindigkeit des Lichtes?«
»Natürlich.«
»Dann werde ich mit dir kommen. Allein diese Errungenschaff ist einen Handel wert.«
»Besten Dank«, erwiderte Louis Wu und machte sich an seiner Kontrolltafel zu schaffen. »Margrave. Zivilisation. Menschen. Gesichter. Stimmen. Bah!« Das Schiff sprang aufwärts durch die Atmosphäre. Die Schwerkraft in der Kabine schwankte ein wenig und pendelte sich ein.
»Naja«, sagte er. »Ich kann ja immer wiederkommen.«
»Du willst hierher zurückkehren?«
»Ich glaube schon«, sagte er.
»Ich hoffe, daß du dann nicht unbewaffnet kommst.«
»Hast du noch immer paranoische Vorstellungen?«
»Deine Rasse ist nicht mißtrauisch genug«, erklärte der Fremde. »Ich wundere mich, daß du noch am Leben bist. Betrachte den Neutronen-Mond einmal als Verteidigungswaffe. Seine Masse zieht jeden Gegenstand mit einer derartigen Gewalt an, daß er sich wie eine dünne, schimmernde Haut um ihn legt. Wenn sich ein Raumfahrzeug dem Planeten nähert, wird seine Mannschaft sehr schnell auf das Objekt stoßen und natürlich annehmen, daß es sich um ein Artefakt handelt. Was soll sie sonst annehmen? Und prompt wird sich das Schiff dem gefährlichen Mond nähern, um ihn zu untersuchen.
»Das kann ja sein, aber der Planet ist absolut leer. Es lohnt sich nicht, ihn zu verteidigen.«
»Wer weiß.«
Der Planet fiel zurück; Louis Wu steuerte sein Schiff ins All hinaus.
Die perfekte Stadt
(STREET OF DREAMS, FEET OF CLAY)
Robert Sheckley
1
Carmody hatte eigentlich niemals ernsthaft erwogen, New York zu verlassen. Warum er
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