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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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haben Sie ihn zum letztenmal gesehen?«
    Er tat, als ob er nachdachte. »Vor etwa zwei Monaten. Wie lange waren Sie fort?«
    »Etwas über acht Wochen.«
    »Ja, dann könnte es stimmen.«
    »Danke. Versuchen Sie ihn trotzdem für mich aufzuspüren. Ich werde jetzt zum Essen gehen.«
    Ich fand einen leeren Tisch am Fenster und gab meine Bestellung auf. Von diesem Teil des Klubs konnte man die Sportanlagen der Grundschule von Forbeston überblicken, und während des Essens beobachtete ich die jüngere Generation, die einmal meine Aufgabe übernehmen würde, wenn ich meine zwanzig Jahre im All hinter mich gebracht hatte und mich auf die Plantage oben in den Bergen zurückziehen konnte. Es entging mir, daß sich jemand meinem Tisch näherte. Der Besucher klopfte auf die Tischplatte.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
    Es war Matthews – Matthews von der FIRELIKE. Ich war ihm schon hier und da begegnet und mochte ihn ganz gern. Ich bot ihm einen Platz an, und er setzte sich.
    »Gerade angekommen?«
    »Vor drei Stunden.«
    Er nickte. »Bin jetzt etwa eine Woche hier. Wir fahren im Augenblick die Uranus-Route. Eine harte Sache, und ich wünschte, es wäre schon ausgestanden. Wir haben auf der letzten Fahrt STEELBACK verloren. Ein gottverlorenes Stück Himmel!«
    »Ein Ort ist wie der andere«, erwiderte ich. Es war die Standard-Antwort.
    Matthews blickte mich an. »Es freut mich, daß Sie so denken.«
    »Wie soll ich sonst denken?«
    »Die Leute kommen manchmal auf komische Gedanken«, erwiderte er unbestimmt. »Geraten Sie auf Ihrer Route irgendwie in die Nähe der Erde?«
    »Wir steuern den Mond an – Clarke's Point. Wieso?«
    »Wir pflegten im Tycho-Krater niederzugehen. Dort ist ein sehr gutes Teleskop installiert, das ich immer benutzt habe. Bei richtigem Wetter kann man auf der Erde einzelne Häusergruppen erkennen.«
    Die Unterhaltung entwickelte sich unerfreulich. Die Erde zu erwähnen war bereits recht ungeschickt, aber dann noch vom ›Wetter‹ zu sprechen, war fast schon zuviel. Ich musterte Matthews. Er machte einen ganz normalen Eindruck, doch ich hatte das Gefühl, als verbarg sich eine gewisse Wachsamkeit hinter der Gleichgültigkeit seines Gesichtsausdrucks.
    Ich sagte bestimmt: »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    »Manchmal bekommen die Leute seltsame Anwandlungen. Wir hatten vor drei oder vier Jahren einen Zweiten Offizier in der Mannschaft, der sich einbildete, daß die Erde bald eine Schlachtflotte gegen uns ins Feld schicken würde. Er verbrachte seine Freizeit am Teleskop und wartete auf die feindlichen Schiffe.«
    Ich lachte. »Was hat man mit ihm gemacht?«
    »Ihn wahrscheinlich verbannt. Ich schätze, er weiß jetzt, ob seine Befürchtungen begründet waren.«
    »Wenn er noch am Leben ist.«
    Matthews überlegte einen Augenblick und fragte dann: »Haben Sie sich schon mal überlegt, warum wir Geisteskranke und Volksfeinde auf der Erde aussetzen?«
    Ich blickte ihn an. »Was gibt es darüber nachzudenken? Der Grund ist offensichtlich. Da die Leukotomie verboten ist, bleibt uns nichts anderes übrig – es sei denn, wir bringen sie um oder lassen sie auf unsere Kosten in Irrenhäusern und Gefängnissen leben.«
    Er leerte seine Tasse. »Ich kenne Leute, die der Meinung sind, daß man die Erde nicht hätte aufgeben sollen. Sie hat mehr Bodenschätze als alle anderen Planeten zusammen!«
    Ich fügte hinzu: »Und sie ist mit etwa einer Million wilder Eingeborener bevölkert. Die können wir nicht einfach beseitigen. Ebensowenig könnten wir verhindern, daß wir angesteckt werden, wenn wir unter ihnen leben müßten. Wir sind zu den Sternen ausgewandert, weil wir von den Wilden loskommen und unsere überlegene Zivilisation in Frieden und ohne Unterbrechung entwickeln wollten. Jetzt wird gerade das Sirius-Projekt vorbereitet, und in ein paar Jahrhunderten leben wir vielleicht auf einem ganz anderen Sonnensystem.«
    »Oder auch nicht«, berichtigte mich Matthews. »Das Sirius-Projekt ist nicht das erste seiner Art. Die Serie reicht schon weit zurück; angefangen hat es damals mit dem Proxima-Centauri- Projekt. Das war vor zweihundert Jahren!«
    »Sie machen einen ausgesprochen pessimistischen Eindruck.«
    »Muß an der Uranus-Fahrerei liegen«, erwiderte er und lächelte. »Denken Sie nicht mehr daran. Haben Sie heute schon was vor?«
    »Eigentlich nicht. Wollte nur einen Freund besuchen.«
    »Ja«, sagte er. »Das hatte ich mir fast gedacht.«
    Diese Bemerkung kam mir

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