Heyne Galaxy 13
gemeint! Das hat er nicht gemeint! «
Er schüttelte den Kopf. »Mr. Olyn, ich kann es nicht zulassen, daß Sie sich einem solchen Wahn hingeben.«
Ich starrte ihn an. In seinem Gesicht stand Mitleid, Mitleid für mich.
»Ihre Blindheit führt Sie in die Irre«, sagte er. »Sie sehen nichts und glauben daher auch nicht, daß es Menschen gibt, die sehen können. Unser Gott ist nicht nur ein Name, sondern er ist alle Dinge zugleich. Aus diesem Grund kennen wir keinen Schmuck in unserer Kirche; eine bemalte Leinwand dulden wir nicht zwischen uns und unserem Herrn. Hören Sie mich an, Mr. Olyn. Unsere Kirchen sind nichts als Tabernakel der Erde. Unsere Ältesten, obwohl sie auserwählt und gesalbt sind, gehören zu den sterblichen Menschen. Kirchen und Älteste sind unwichtig im Vergleich zu Gottes Stimme in unserem Innern.«
Er machte eine Pause. Aus irgendeinem Grund vermochte ich nicht zu sprechen.
»Nehmen wir einmal an, daß Ihre Vermutungen tatsächlich zutreffen«, fuhr er noch leiser fort, »nehmen wir einmal an, daß unsere Ältesten tatsächlich gierige Tyrannen sind, daß sie uns in selbstsüchtigem und stolzem Streben im Stich gelassen hätten. Nehmen wir einmal an, Sie könnten mich von all dem überzeugen – könnten mich glauben machen, daß alles nur Maske und Falschheit gewesen ist, daß die Auserwählten – auch im Hause meines Vaters – stets ohne Glauben gewesen sind, daß mich kein Wunder retten könnte und mir keine verwandte Seele im Kampfe gegen die Legionen des Universums zur Seite stünde – trotzdem würde ich weiterkämpfen, wie man es mir befohlen hat – jawohl, ich allein, bis an das Ende des Universums und bis in alle Ewigkeit. Denn ohne meinen Glauben bin ich nichts. Aber mit meinem Glauben vermag mir keine Macht Einhalt zu gebieten.«
Er wandte sich um und verließ den Raum. Ich blickte ihm nach.
Im ersten Augenblick konnte ich mich nicht vom Fleck rühren. Erst als ich draußen im Hof das Geräusch eines startenden Militär-Flugwagens hörte, löste ich mich aus meiner Starre und rannte hinter ihm her.
Als ich den Hof erreichte, war der Wagen bereits in der Luft. Ich konnte Black und seine vier Untergebenen erkennen und brüllte ihnen nach.
»Für Sie mag das ja zutreffen – aber was ist mit Ihren Männern?«
Ich wußte, daß sie mich nicht hören konnten, aber ich brüllte weiter. Unkontrollierbare Tränen rannen mir über das Gesicht.
»Sie töten Ihre Leute, um Ihren Standpunkt zu beweisen! Hören Sie denn nicht? Sie bringen hilflose Menschen um!«
Schnell verschwand das kleine Flugzeug im Südwesten, wo die beiden Heere warteten. Und die Betonwände und Gebäude des leeren Lagers warfen meine Worte höhnend zurück.
7
Anstatt mich sofort zum Raumhafen zu begeben, was das Vernünftigste gewesen wäre, bestieg ich wieder meinen Flugwagen und machte mich auf die Suche nach Graemes Feldhauptquartier.
An die Lebensgefahr, in der ich schwebte, dachte ich nicht – in diesem Punkt stand ich den Freundlern im Augenblick nicht nach. Ich glaube, ich wurde trotz der Botschafterflaggen mehrmals beschossen – aber ich erinnere mich nicht mehr genau daran. Schließlich fand ich das Hauptquartier.
Ich wurde von Soldaten umringt, als ich das Luftfahrzeug verließ. Ich zeigte ihnen meine Beglaubigungsschreiben und näherte mich der taktischen Karte, die man im Schatten einiger Variform-Eichen aufgestellt hatte und auf der die Bewegungen der exotenischen und freundlerischen Truppen festgehalten wurden. Graeme, Padma und der Stab diskutierten die Lage. Ein ständiger Strom neuer Informationen kam aus der kleinen Funkzentrale, die in einigen Metern Entfernung aufgeschlagen war.
Die Sonne stand steil am Himmel und warf skurrile Schatten zwischen den Bäumen. Es war fast Mittag, und der Tag war hell und warm. Niemand bemerkte mich; schließlich sah Janol einen Augenblick von seiner Arbeit auf und sah mich allein neben einem Taktik-Computer stehen. Sein Gesicht verhärtete sich, und er setzte seine Arbeit fort. Aber mein Aussehen schien ihn doch beunruhigt zu haben, denn einige Minuten später brachte er mir einen Kantinenbecher.
»Trinken Sie das«, sagte er kurz und verschwand. Ich nahm den Becher und stellte fest, daß er mit Dorsai-Whisky gefüllt war. Ich spürte keinen Geschmack auf der Zunge , aber offensichtlich tat mir der Alkohol gut, denn nach einigen Minuten begann sich die Welt um mich zu beruhigen, und ich konnte wieder denken.
Ich wandte mich an Janol
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