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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nichts anderem mehr bestehen. Was würde übrigbleiben, wenn man Ihnen die Lügen nähme? Sie wollen sterben, um nicht zugeben zu müssen, daß ein Selbstmord nicht das Herrlichste im Universum ist, um nicht zugeben zu müssen, daß Sie sich ebenso fürchten und ebenso voller Zweifel sind wie alle anderen.«
    Ich trat dicht an ihn heran. Er bewegte sich nicht.
    »Wen versuchen Sie eigentlich zum Narren zu halten?« fragte ich. »Wen? Ich durchschaue Sie – alle Leute durchschauen Sie. Ich weiß, daß Ihnen das Papperlapapp Ihrer Vereinten Kirchen bewußt ist. Ich weiß, daß Sie wissen, wie weit die von Ihresgleichen mit nasaler Stimme gepredigte Welt von der Wirklichkeit entfernt ist. Ich kenne Ihren Ältesten Bright und seine Bande herrschsüchtiger Tyrannen, die sich einen Dreck um die Religion scheren, solange sie nur bekommen, was sie wollen. Ich weiß, daß Ihnen das alles bekannt ist – und ich will hören, daß Sie eingestehen!«
    Und ich hielt ihm Brights Befehl unter die Nase.
    »Lesen Sie!«
    Er nahm mir das Papier ab, und ich trat erregt zwei Schritte zurück.
    Er las es konzentriert; ich hielt den Atem an. Sein Gesicht hatte sich nicht verändert, als er mir die Fotokopie zurückreichte.
    »Soll ich Sie mitnehmen, damit Sie sich mit Graeme treffen können?« fragte ich. »Mit dem Wagen des OutBond kommen wir bestimmt ungeschoren über die Linien. Sie könnten die Kapitulation unterzeichnet haben, ehe der erste Schuß fällt.«
    Er schüttelte den Kopf und blickte mich nur ruhig an. Seinen Gesichtsausdruck vermochte ich nicht zu deuten.
    »Was soll das heißen – nein?«
    »Sie bleiben wohl besser hier«, sagte er. »Trotz der Diplomatenkennzeichen besteht die Gefahr, daß Ihr Luftwagen über den Linien beschossen wird.« Und er wandte sich um, als wollte er mich einfach stehenlassen.
    »Wohin wollen Sie?« rief ich. Ich stellte mich ihm in den Weg und hielt ihm Brights Befehl noch einmal entgegen. »Das ist die Wirklichkeit! Sie können Ihre Augen vor einer solchen Wahrheit nicht verschließen!«
    Er blieb stehen und blickte mich an. Dann hob er den Arm, umfaßte mein Handgelenk und schob meine Hand mit der Fotokopie zur Seite. Seine Finger waren dünn, aber erstaunlich kräftig.
    »Ich weiß, daß das die Wirklichkeit ist. Ich muß Sie allerdings bitten, mich nicht länger aufzuhalten, Mr. Olyn.« Er ging um mich herum und näherte sich der Tür.
    »Sie sind ein Lügner!« rief ich hinter ihm her. Er ging weiter. Ich mußte ihn irgendwie aufhalten. Ich griff nach dem Solidograph auf dem Tisch und warf es zu Boden.
    Er fuhr wie eine Katze herum und starrte auf die Bruchstücke zu meinen Füßen.
    »Genau das tun Sie!« rief ich und deutete auf die Trümmer.
    Wortlos kehrte er um, kniete sich hin und sammelte die Stücke langsam wieder auf. Er steckte sie in die Tasche, erhob sich und blickte mich schließlich an. Und als ich seine Augen sah, hielt ich den Atem an.
    »Wenn mich meine Pflichten in dieser Minute nicht anderweitig …« Er unterbrach sich. Offensichtlich beherrschte er sich nur mit größter Mühe. Dann weiteten sich seine Augen, und ich sah, wie sich die Wut in ihnen veränderte und einer Art Erstaunen Platz machte.
    »Ihr …«, sagte er leise. »Ihr habt keinen Glauben?«
    Ich hatte schon den Mund geöffnet, aber seine Worte raubten mir den Atem. Ich stand reglos vor ihm, als hätte ich einen Hieb in den Magen bekommen. Er starrte mich an.
    »Wieso haben Sie geglaubt«, fragte er, »daß dieser Befehl meine Meinung ändern würde?«
    »Sie haben ihn doch gelesen«, erwiderte ich. »Bright hat geschrieben, daß er Sie als Verlust abgeschrieben hat und daß er keine weiteren Truppen entsenden würde. Und niemand sollte Ihnen davon berichten – aus Furcht, daß Sie sich dann sofort ergeben würden.«
    »Haben Sie den Text so verstanden?« fragte er.
    »Wie kann ich ihn sonst verstehen?«
    »Wie er geschrieben ist.« Er fixierte mich. »Sie haben diesen Text ohne Glauben gelesen – Sie haben den Namen und den Willen unseres Herrn außer acht gelassen. Ältester Bright hat nicht geschrieben, daß man uns im Stich lassen will, sondern daß wir der Fürsorge unseres Lenkers und Herrn überlassen werden, weil es um unsere Sache so schlecht steht. Und er schrieb weiter, daß man uns nichts davon sagen sollte, damit sich niemand versucht fühlt, vergeblich nach der Krone des Märtyrers zu streben. Schauen Sie, Mr. Olyn. Das alles steht hier – schwarz auf weiß.«
    »Aber das hat er nicht

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