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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Haus nur noch dazu geeignet ist, Mäuse und Termiten vor einer Lungenentzündung zu bewahren.
    Jedesmal, wenn ich an der Reihe bin, in einen Körper zu schlüpfen und in der örtlichen Bewahrzentrale den Wachdienst zu übernehmen, wird mir erneut bewußt, wieviel schwerer es für die Frauen sein muß, sich an das amphibische Leben zu gewöhnen. Madge leiht sich viel öfter einen Körper aus als ich, und das trifft für alle Frauen zu. Um der Nachfrage zu begegnen, müssen wir eine größere Anzahl Frauenkörper in Bewahrung nehmen. Wie es den Anschein hat, braucht jede Frau von Zeit zu Zeit einen Körper, der ihr Gelegenheit gibt, sich wieder einmal richtig anzuziehen und sich im Spiegel zu betrachten. Gott segne meine liebe Madge, aber sie wird bestimmt keine Ruhe geben, bis sie jeden Körper in jeder Bewahrzentrale der Erde durchprobiert hat.
    Dabei kommt sie voll auf ihre Kosten. Um die Wahrheit zu sagen, war ihr alter Körper nicht gerade geeignet, übermäßige Begeisterung zu erwecken, und in den guten alten Tagen war sie oft mürrisch oder niedergeschlagen, weil sie sich damit abplagen mußte. Die arme Seele konnte nichts gegen den Körper machen, mit dem sie geboren war; doch ich liebte sie trotzdem.
    Nachdem wir schließlich gelernt hatten, amphibisch zu leben, und nachdem die Bewahrzentren eingerichtet und für die Allgemeinheit geöffnet waren, geriet Madge ganz schön aus dem Häuschen. Zuerst lieh sie sich den Körper einer Platinblonden aus, die irgendwann einmal Schönheitskönigin gewesen sein mußte, und ich fürchtete schon, daß sie niemals wieder davon loskäme. Wie ich schon sagte, ist ihr Selbstvertrauen in der letzten Zeit sehr gestiegen.
    Ähnlich wie den meisten Männern ist es mir ziemlich egal, welchen Körper ich bekomme. Für die Bewahrung sind sowieso nur die gesündesten und ansehnlichsten Körper ausgesucht worden, so daß es kaum Unterschiede gibt. Wenn Madge und ich unser körperloses Dasein manchmal zur gleichen Zeit verlassen, um wieder einmal der alten Zeiten zu gedenken, darf sie mir einen aussuchen. Es ist seltsam, daß sie dabei immer wieder auf große blonde Männer verfällt.
    Mein alter Körper, den Madge nach ihren Worten über dreißig Jahre lang geliebt hat, war nicht allzu groß, hatte schwarzes Haar und entwickelte zum Schluß einen leichten Hang zur Dickleibigkeit. Ich war doch etwas betrübt, als er bei meinem ersten Obertritt in das körperlose Dasein nicht in die Bewahrung kam, sondern vernichtet wurde. Er war mir ein guter und bequemer Körper gewesen, in dem ich mich wohl gefühlt hatte – ein Körper, der nichts Spektakuläres an sich gehabt hatte, der aber verläßlich gewesen war. Aber ich nehme an, daß für diese Art Körper heutzutage wenig Bedarf besteht.
    Das schlimmste Erlebnis, daß ich jemals mit einem Körper durchgemacht habe, liegt einige Zeit zurück. Damals hatte ich mir den Körper von Dr. Ellis Königswasser andrehen lassen, der im Besitz der Amphibien-Pionier-Gesellschaft steht und nur einmal im Jahr anläßlich des Pionier-Paradetages hervorgeholt wird – des Jahrestages der Königswasser-Entdeckung. Man versicherte mir, daß es eine große Ehre für mich sei, in Königswassers Körper schlüpfen und die Parade anführen zu dürfen.
    Ich war dumm genug, die Schmeicheleien ernst zu nehmen.
    Man wird große Schwierigkeiten haben, mich noch einmal in das Ding hineinzubekommen – das habe ich mir geschworen. Während ich mich mit dem Wrack herumplagte, wurde mir endlich bewußt, warum es nur Königswasser hatte sein können, der den Menschen die Möglichkeiten bescherte, ohne ihre Körper auszukommen. Sein eigener hatte es jedenfalls in sich und war geeignet, einen aus der Haut fahren zu lassen. Magengeschwüre, Kopfschmerzen, Arthritis und ein verzogenes Rückgrat machten sich schmerzhaft bemerkbar; darüber hinaus sorgten eine gekrümmte Nase und kleine Schweinsäuglein für ein ausgesprochen häßliches Gesicht. Dabei war und ist er von der Persönlichkeit her ein äußerst angenehmer Zeitgenosse. Während er sich damals noch mit seinem unausstehlichen Körper herumschlagen mußte, wurde das nur niemandem so recht bewußt.
    Als wir mit den Pionierparaden begannen, versuchten wir Königswasser dazu zu überreden, wieder in seinen alten Körper zurückzukehren und den Umzug anzuführen, doch er wollte nichts davon wissen. So müssen wir nun also in jedem Jahr irgendwann einen armen Burschen dazu bringen, diese Aufgabe zu übernehmen. Auch

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