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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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verwendet wurden. Ein anderer trocknete Rosinen für eine Glasfabrik, und die Rosinen waren nicht für den Verzehr bestimmt. Bis heute hat er nicht herausgefunden, wofür das Werk die Rosinen einkaufte. Da ich mich im Augenblick in einem Körper befinde, kann ich sagen, daß mich solche Sachen krank machen. Meine eigene Tätigkeit liegt mir sogar noch schwerer im Magen.«
    »Sie verachten also die Menschen und alles, was sie tun.«
    »O nein – im Gegenteil. Ich mag sie – mehr als jemals zuvor. Nur was ein Mensch zur Erhaltung seines Körpers tun muß, halte ich für eine Schmach. Sie sollten sich einmal selbst davon überzeugen, wie glücklich man als Amphibienmensch ist, wenn man sich keine Sorgen zu machen braucht wegen der nächsten Mahlzeit, wegen der Kälte oder wegen der Auswirkungen des Alterns.«
    »Und das, Sir, wäre das Ende jedes Ehrgeizes und aller menschlichen Größe!«
    »Das würde ich nicht sagen«, erwiderte ich. »Wir haben einige ziemlich bedeutende Leute in unseren Reihen, deren innere Größe nicht von einem Körper abhängig ist. Das einzig Wichtige ist die Tatsache, daß mit dem Übergang zum körperlosen Dasein die Angst für immer ein Ende hat.« Ich wandte mich halb um und blickte direkt in die Linse einer Fernsehkamera. »Und das ist der wunderbarste Entwicklungsschritt, den die Menschheit jemals getan hat.«
    Wieder knallte der Hammer des Richters auf die Tischplatte, und die hohen Persönlichkeiten sprangen auf und begannen mich niederzuschreien. Hastig schalteten die Fernsehleute ihre Kameras ab, und die weniger wichtigen Zuschauer wurden aus dem Saal gescheucht. Ich wußte, daß ich einen Volltreffer gelandet hatte und daß sich das Fernsehprogramm in der nächsten halben Stunde wahrscheinlich auf Orgelmusik beschränken würde.
    Als sich das Durcheinander beruhigt hatte, verkündete der Richter das Ende des Prozesses. Madge und ich seien des Tatbestandes der Desertion überführt.
    Da ich unsere Lage nicht weiter verschlimmern konnte, ließ ich den Urteilsspruch nicht unerwidert.
    »Ich beginne euch arme Schweine langsam zu verstehen«, sagte ich. »Ihr kommt ohne die Angst überhaupt nicht aus, denn auf diesem Gebiet liegt euer großes und einziges Talent – die Angst dazu zu verwenden, euch selbst und andere Leute zu beherrschen. Der einzige Spaß in eurem Leben ist es, andere Leute in Angst und Schrecken zu versetzen, indem ihr droht, ihren Körpern etwas anzutun.«
    Auch Madge hatte etwas zu dem Thema zu sagen. »Und nur durch die Angst kann man jemanden gefügig machen!« verkündete sie.
    »Das ist eine Beleidigung des Gerichts!« sagte der Richter.
    Die Soldaten ergriffen Madge und mich und begannen uns aus dem Gerichtssaal zu zerren.
    »Das bedeutet Krieg!« brüllte ich.
    Alles erstarrte. Es wurde totenstill.
    »Wir befinden uns schon im Krieg«, sagte einer der Generäle zögernd.
    »Wir noch nicht«, erwiderte ich. »Aber das werden wir nachholen, wenn ihr uns beide nicht sofort losbindet.« In der imponierenden Admiralsuniform verfehlte ich meine Wirkung nicht.
    »Sie haben ja gar keine Waffen«, sagte der Richter, »und keine Kriegserfahrung. Ohne Körper können die Amphibienmenschen nichts gegen uns ausrichten.«
    »Wenn ihr uns nicht losbindet, ehe ich bis zehn gezählt habe«, sagte ich drohend, »werden sich unsere Leute sämtlicher Körper in diesem Saal bemächtigen und die ganze Truppe über die nächste Felsklippe jagen. Das Gebäude ist umstellt.« Das war natürlich der blanke Unsinn, denn in einem Körper hat nur eine Person Platz. Aber das wußten unsere Feinde nicht. »Eins! Zwei! Drei!«
    Der General erbleichte und machte eine unbestimmte Handbewegung.
    »Binden Sie sie los«, sagte er schwach.
    Die entsetzten Soldaten gehorchten ihm nur zu gern. Madge und ich wurden befreit.
    Ich machte einige Schritte, gab meiner Psyche eine andere Richtung und ließ den schönen Admiral mitsamt seinen Orden zu Boden krachen. Madge blieb noch einen Augenblick in ihrem spektakulären Körper.
    »Im übrigen«, hörte ich sie sagen, »werden Sie mir diesen Körper als kleine Entschädigung für all die Unannehmlichkeiten nach New York nachschicken. Ich erbitte die Lieferung in einwandfreiem Zustand bis spätestens Montag.«
    »Ja, Madam«, sagte der Richter.
    Bei unserer Rückkehr war die Parade gerade zu Ende. Der Parademarschall lieferte seinen Körper in der Bewahrung ab und entschuldigte sich für sein Benehmen.
    »Ist schon gut, Herb«, sagte ich. »Du brauchst

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