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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß selbst, daß man in einem Körper ein anderer Mensch ist.«
    Neben der allgemeinen Furchtlosigkeit ist das einer der Hauptvorteile des amphibischen Daseins – die Menschen vergeben einander sehr leicht.
    Wie überall, gibt es natürlich auch Nachteile. Zum Beispiel müssen wir von Zeit zu Zeit arbeiten, hauptsächlich zur Unterhaltung der Bewahrzentren und zur Gewinnung von Nahrung für die dort gelagerten Körper. Alles in allem fällt so etwas jedoch kaum ins Gewicht, und die oft zitierten großen Nachteile entspringen in Wirklichkeit nur dem altmodischen Denken von Leuten, die sich nicht umstellen können und die sich immer noch Sorgen um überholte Dinge machen.
    Wie ich schon sagte – die Älteren werden sich wahrscheinlich niemals richtig daran gewöhnen. Von Zeit zu Zeit werde auch ich noch richtig schwermütig, wenn ich daran denke, was aus den Toiletten geworden ist, die ich dreißig Jahre lang betreut habe.
    Die Jugend hat diesen Ballast der Vergangenheit bereits abgeworfen und kümmert sich auch viel weniger um die Bewahrzentren, deren Schicksal ihr nicht allzu wichtig zu sein scheint.
    Vielleicht deutet sich hier schon der nächste Schritt in der Entwicklung an – die endgültige Loslösung vom alten Element, wie damals bei den ersten Amphibien, die aus dem Schlamm in den Sonnenschein hinauskrochen und nicht wieder in das Meer zurückkehrten.

Selbstmord en gros
    (ALL THE MYRIAD WAYS)
     
    LARRY NIVEN
     
     
    Die Zeitlinien verzweigten sich immer wieder und wieder, entfalteten sich zu einem Mega-Universum aus Universen, das in jeder Minute um weitere Millionen anwuchs. Oder um Milliarden oder gar Trillionen? Trimble war es bisher nicht gelungen, die grundlegende Theorie zu begreifen, obwohl er es weiß Gott intensiv versucht hatte. Das Universum spaltete sich jedesmal auf, wenn jemand eine Entscheidung traf – und zwar so, daß diese Entscheidung in beide Richtungen interpretiert wurde. Die Entscheidungen jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes auf der Erde fanden ihre negative Entsprechung im Nachbaruniversum. Diese Vorstellung war schon für einen Wissenschaftler schwer begreiflich, von Polizeileutnant Gene Trimble ganz zu schweigen, der sich mit anderen Problemen herumschlagen mußte.
    Es handelte sich um eine Serie sinnloser Selbstmorde, die sich über die ganze Stadt ausbreitete. Auch andere Städte waren davon betroffen, und Trimble hegte die Vermutung, daß man überall in der Welt entsprechende Vorfälle beobachtete, daß die anderen Nationen jedoch aus irgendwelchen Gründen den Mantel der Geheimhaltung darüber deckten.
    Trimbles traurige Augen blickten auf die Uhr. Feierabend. Er erhob sich und machte Anstalten, seinen Schreibtisch aufzuräumen. Dann setzte er sich langsam wieder. Das verdammte Problem ließ ihn nicht los, obwohl er damit überhaupt nicht weiterkam.
    Und wenn er jetzt nach Hause ging, mußte er morgen früh dort wieder anfangen, wo er jetzt aufhörte.
    Sollte er gehen oder bleiben?
    Und wieder war eine Entscheidung fällig. Gene dachte an die anderen parallellaufenden Universen und an die identischen Gene Trimbles in diesen Zeitlinien. Einige hatten ihren Dienst vorzeitig beendet, einige waren pünktlich gegangen und hatten den Heimweg jetzt schon halb hinter sich, oder sie fuhren ins Kino oder zu einer Einladung oder sahen sich eine Striptease-Show an oder rasten an einen neuen Tatort. Sie strömten aus den Polizeihauptquartieren in unzähligen Universen und ließen eine nicht minder große Zahl von Trimbles in anderen Universen im Büro zurück. Sie alle versuchten allein mit der endlosen Kette von Selbstmorden in der Stadt fertig zu werden.
    Gene Trimble breitete die Morgenzeitung auf seinem Tisch aus und nahm die Putzausrüstung für seine Waffe aus der unteren Schreibtischschublade. Dann begann er seine 45er auseinanderzunehmen.
    Die Pistole war alt, aber sehr zuverlässig. Er hatte sie bisher nur im Schießstand abgefeuert und rechnete auch nicht damit, daß er sie einmal im Ernstfall benutzen mußte. Für Trimble war das Waffenreinigen eine beruhigende Therapie. Es half ihm, seine Hände beschäftigt zu halten, während sich sein Gehirn selbständig machte. Die Schrauben aufdrehen und sorgfältig beiseite legen. Dann die Teile vorsichtig nebeneinanderlegen.
    Durch die geschlossene Bürotür vernahm er die Schritte vorbeihastender Männer. Wieder ein Einsatz? Seine Abteilung wurde mit der Masse der Zwischenfälle nicht mehr

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