HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405
Dinge wanden sich auf dem länglichen Kopf hin und her. Harry
bemerkte einen kleinen, runden Mund, hielt jedoch vergeblich nach Augen, Ohren oder einer Nase
Ausschau. Wie dem auch sei: Die Existenz dieses Bildes zeigte ganz deutlich, daß er recht hatte. Der
Allen gestikulierte mit seinen Armen, und der Mund bewegte sich, doch es blieb alles still.
3
Einen Atemzug später verschwand das Bild im Durcheinander der Statik. Die Entfernung ist zu groß,
dachte Kim enttäuscht. Er mußte sich irgend etwas einfallen lassen, um den Empfang zu stabilisieren.
Nun, es gab eine Möglichkeit… Harry verzichtete darauf, auch weiterhin die üblichen
Signalkollektoren zu benutzen, verwendete statt dessen die interne Verkabelung des Schiffes. Zwar
gehörte die Voyager mit ihren bioaktiven Komponenten zu den modernsten Einheiten von Starfleet,
aber sie verfügte auch über ganz gewöhnliche elektrische Leitungen. Dr. Schweitzer hatte sich einmal
gerühmt, äußerst schwache romulanische Signale empfangen zu haben, indem er das ganze Raumschiff
in eine Antenne verwandelte. Ließ sich so etwas auch hier bewerkstelligen?
Kims lange Finger huschten über die Kontrollen und öffneten neue Kanäle für den Signaltransfer.
Die üblichen Verbindungen konnte er nicht ganz unterbrechen - immerhin mußte es auch weiterhin
möglich sein, wichtige Mitteilungen zu übertragen. Aber er veränderte ihre Priorität, drängte sie
gewissermaßen an den Rand des Kom-Systems und gab statt dessen den Subsystemen Vorrang. In den
technischen Handbüchern wurden derartige Methoden nicht erwähnt, aber sie funktionierten trotzdem.
Als Harry das neue Empfangssystem aktivierte, fauchte Statik aus den Lautsprechern. Er schnitt eine
Grimasse und reduzierte die Lautstärke. Soviel zur Sphärenmusik des Alls. Die automatischen
Regelungssysteme arbeiteten jetzt nicht mehr, was für ihn bedeutete: Er mußte alle Abstimmungen
manuell vornehmen.
Er begann damit, indem er erneut einen Filter für die Emissionen der beiden Quasare schuf.
Unmittelbar darauf vernahm er wieder Geräusche, die nach hastig hervorgestoßenen Worten klangen;
begleitet wurden sie von einem zitternden Bild. Kim seufzte erleichtert. Endlich zeichnete sich ein
Erfolg seiner Bemühungen ab. Er lächelte. B’Elanna und Chakotay waren nicht die einzigen, die den
einen oder anderen Trick kannten.
Er neutralisierte auch die anderen Interferenzen und wurde mit einer Stabilisierung des Bildes
belohnt. Die verzweifelt anmutenden Gesten des Fremden deuteten darauf hin, daß es sich um einen
Notruf handelte - auch in dieser Hinsicht behielt er recht. Vielleicht ließ sich die Frequenz noch etwas
besser abstimmen. Er bediente die entsprechenden Kontrollen und aktivierte auch die Kompensatoren,
aber es nützte nichts. Zwar näherte sich die Voyager der Signalquelle, doch an der schlechten Qualität
des Bildes änderte sich nichts.
Harry merkte, daß er unwillkürlich die Luft angehalten hatte. Mit einem leisen Zischen atmete er aus
und sah sich auf der Brücke um. Die übrigen Anwesenden schienen von den Darstellungen im
zentralen Projektionsfeld regelrecht gebannt zu sein. Das galt selbst für Tom Paris und Chakotay.
Vielleicht waren sie in bezug auf Erstkontakte doch nicht ganz so abgebrüht.
»Ein besserer Empfang ist leider nicht möglich«, entschuldigte sich Kim.
»Wenn man Art und Intensität des Signals berücksichtigt, dürften wir eigentlich gar nichts
empfangen«, erwiderte Tuvok. »Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet, Fähnrich.«
»Der Meinung bin ich auch, Mr. Kim«, pflichtete Janeway dem Vulkanier bei. »Jetzt wird’s Zeit für ein
zweites Wunder. Können wir eine Antwort schicken?«
»Wir können es versuchen«, sagte Harry. »Ich bezweifle allerdings, ob der Fremde dort draußen
unsere Nachricht empfangen kann. Seine Kom-Geräte scheinen nicht so modern und leistungsfähig zu
sein wie unsere.«
Das Geschöpf auf dem Hauptschirm gestikulierte weiterhin. Es sprach noch immer, mit sonderbar
klingenden Knacklauten, untermalt von Grunzen und Pfiffen. Es klang nach Furcht und Panik. Der
Alien hob zwei Hände zu einer Geste, die für Kim beschwörend wirkte - alles deutete auf Angst und
Verzweiflung hin.
»Ist eine Übersetzung möglich?« fragte Captain Janeway.
»Noch nicht«, sagte Harry. »Der Computer konnte bisher keinen Sinn in den >Worten< erkennen.«
»Ihre Analyse, Mr. Tuvok?« Die Kommandantin drehte sich zum Vulkanier
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