HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405
Neelix, als er zur Kombüse zurückhastete. Unterwegs
begegnete er mehreren Besatzungsmitgliedern und grüßte sie freundlich. Konnte ein einzelner Mensch
in fünfzehn Minuten eine ganze Mahlzeit ruinieren? Fairman brauchte doch nur ein wenig
umzurühren. Dazu wäre auch ein junger Spindler imstande gewesen, selbst dann, wenn man ihm fünf
Pfoten hinterm Metathorax festgebunden hätte.
Als er sich dem Küchenbereich näherte, verdichtete sich das Unbehagen in Neelix, und er ahnte eine
mittelschwere Katastrophe. Zunächst klammerte er sich an der Hoffnung fest, daß es für solche
Empfindungen keinen konkreten Grund gab, doch dann nahm er den Geruch von angebranntem
Paga-Eintopf wahr.
»O nein!« entfuhr es ihm.
Er lief die letzten Meter, und als das Schott der Kombüse vor ihm beiseite glitt… Schwarzer Qualm
wogte ihm entgegen. Neelix taumelte zurück, hob die Hände und versuchte, den Rauch beiseite zu
fächeln. Ich bin doch nur eine Viertelstunde lang fort gewesen, dachte er. Es kann doch nicht so
schlimm sein, wie es aussieht, oder?
Er hustete und wankte zum Zentrum des Unheils. Schon nach wenigen Sekunden brannten und
tränten die Augen. Mit einer gewissen Erleichterung stellte er fest: Diesmal war wenigstens nicht das
automatische Feuerlöschsystem ausgelöst worden. Er erinnerte sich an seinen Versuch, eine Grillecke
einzurichten… Es hatte Stunden gedauert, um das Meer aus Schaum zu entfernen.
9
Fairman stand mitten im Chaos und preßte sich ein feuchtes Tuch vor Mund und Nase. Hilflos
winkte er mit dem Holzlöffel, während um den Paga-Topf herum auch weiterhin dunkler Qualm
aufstieg. Er hatte nicht genug umgerührt, wodurch ein Teil des Eintopfs über den Rand gequollen und
auf das Heizelement geraten war - von dort kam der Rauch.
Neelix streifte die Schutzhandschuhe über - er verwendete sie, um heiße Töpfe und andere Dinge zu
bewegen -, hob den Topf und stellte ihn auf der nahen Arbeitsplatte ab. Wenigstens war Fairman
vernünftig genug gewesen, das Heizelement zu deaktivieren. Grund für den Qualm war allein der auf
die heiße Platte geratene Eintopf; mehr steckte glücklicherweise nicht dahinter. Nur Rauch ohne Feuer,
wie es Tom Paris einmal ausgedrückt hatte.
Neelix stieß Fairman beiseite, hob das Heizelement aus der Einfassung, trug es durch die Kombüse
und ließ es ins Becken mit dem Spülwasser fallen. Es zischte laut, und einige Sekunden lang stieg
Dampf auf.
»Warum haben Sie nicht umgerührt?« fragte Neelix.
Der Holzlöffel fiel auf den Boden. Fairman keuchte, drehte sich um und wankte in Richtung Tür.
Sein Gesicht war aschfahl, und an der Nasenspitze zeigte sich ein Rußfleck.
»Melden Sie sich in der Krankenstation!« rief ihm der Talaxianer nach. »Es könnte zu schädlichen
Nachwirkungen kommen, wenn Sie zuviel von dem Rauch eingeatmet haben. Während der nächsten
Stunden sollten Sie sich schonen!«
Neelix wußte nicht, ob Fairman ihn hörte. Nun, darüber konnte er sich später noch Gedanken
machen. Jetzt kam es zunächst darauf an, die Mahlzeit zu retten - und sie pünktlich auf den Tisch zu
bringen. Die Besatzungsmitglieder der ersten Schicht trafen in sechzig Minuten ein. Als selbsternannter
Moraloffizier und Küchenchef durfte Neelix sie nicht enttäuschen. Er stellte sich die Gesichter der
Männer und Frauen vor, wenn sie kein köstliches Essen vorfanden, sondern angebrannte Speisen und
einen Raum voller Qualm.
Einige rasche Schritte brachten Neelix zur Rückwand mit den Ambientenkontrollen. »Computer,
Luftzirkulation und Filterung auf Maximum erhöhen.«
Es piepte mehrmals. »Bestätigung«, ertönte eine Sprachprozessorstimme. »Alle Ventile geöffnet.«
Kühle, frische Luft strich über Neelix hinweg, und er stellte erleichtert fest, daß die dichten
Qualmwolken zerfaserten. Es hatte unbestreitbare Vorteile, sich an Bord eines so modernen
Raumschiffs wie der Voyager zu befinden.
Plötzlich schrillten Sirenen. Neelix zuckte zusammen und blickte sich um. War Alarmstufe Gelb oder
gar Rot veranlaßt worden?
Tuvoks Stimme klang aus dem Interkom-Lautsprecher der Kombüse. »Es wurde ein Feuer im
Küchenbereich gemeldet«, sagte der Vulkanier. »Allerdings registrieren die internen Sensoren nur die
üblichen Wärmequellen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation, Mr. Neelix?«
»Hier gibt es kein Feuer. Es ist nur ein wenig Eintopf übergekocht.«
»Verstehe«, erwiderte der Sicherheitsoffizier. Das Schrillen verklang.
Weitere Kostenlose Bücher