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HHhH

HHhH

Titel: HHhH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Binet Laurent
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frequentiert wurde, entsprach seinem Sinn für Ironie.
    Jetzt ist seine schöne Deckung aufgeflogen, was schade ist. Andererseits zwingt es ihn dazu, sich nach Prag zu begeben, wo die anderen Fallschirmspringer und sein Schicksal auf ihn warten.
    Wäre meine Geschichte ein Roman, gäbe es keinerlei Notwendigkeit für diese Person. Im Gegenteil: Sie fiele mir eher zur Last, stünde sie doch in Konkurrenz zu den beiden Helden, besonders weil sich Valčík als ebenso fröhlich, optimistisch, mutig und sympathisch erweisen wird wie Gabčik und Kubiš. Doch es obliegt nicht mir zu entscheiden, was für die Operation «Anthropoid» notwendig ist. Und die Operation «Anthropoid» wird einen Späher brauchen.

177
    Die beiden Männer kennen sich, sind Freunde seit der Zeit in England, wo sie an derselben Ausbildung der Spezialeinheiten des SOE teilnahmen, vielleicht sogar noch aus Frankreich, wo sie sich in der Fremdenlegion getroffen haben könnten oder in einer der Divisionen der tschechoslowakischen Befreiungsarmee, wo sie auf der Seite der Franzosen kämpften. Beide haben den gleichen Vornamen. Doch als sie sich mit unverkennbarer Freude energisch die Hand schütteln, stellen sie sich einander vor:
    «Hallo, ich bin Zdenek.»
    «Hallo, ich bin auch Zdenek!»
    Sie lächeln über den Zufall. Jozef Gabčik und Josef Valčík stellen fest, dass ihnen per London derselbe falsche Vorname zugeteilt wurde. Wäre ich paranoid oder egozentrisch, nähme ich an, dass London das absichtlich gemacht hat, um die Verwirrung innerhalb meiner Erzählung noch zu vergrößern. Wie dem auch sei, es ist überhaupt nicht wichtig, da beide bei jedem Gesprächspartner einen anderen Namen verwenden. Ich habe einmal leicht spöttisch angemerkt, wie leichtfertig offenherzig Gabčik und Kubiš manchmal über ihre Mission sprachen, doch im entscheidenden Moment konnten sie peinlich genau sein – und sie mussten ausgesprochen professionell sein, um sich zurechtzufinden und um im Gedächtnis zu behalten, welche Identität sie bei welchem Gesprächspartner anzunehmen hatten.
    Unter den Fallschirmspringern ist es natürlich anders, und wenn sich Valčík und Gabčik einander vorstellen, als träfen sie sich zum ersten Mal, dient das nur dem Zweck, dass jeder von ihnen weiß, wie der andere genannt wird oder, da dies ja variabel ist, welcher Vorname auf dem Satz falscher Papiere angegeben ist, den er momentan benutzt.
    «Wohnst du bei der Tante?»
    «Ja, aber ich werde bald umziehen. Wo kann ich dich erreichen?»
    «Hinterlasse eine Nachricht beim Hausmeister, er ist vertrauenswürdig. Bitte ihn, seine Schlüsselsammlung ansehen zu dürfen, dann vertraut er dir. Das Passwort lautet: ‹Jan›.»
    «Das hat die Tante mir gesagt, aber … ‹Jan›, so wie Jan?»
    «Nein, er nennt sich hier Ota, das ist nur Zufall.»
    «Ach so, gut.»
    Diese Szene ist nicht besonders nützlich, außerdem habe ich sie praktisch erfunden. Ich glaube nicht, dass ich sie behalten werde.

178
    Mit Valčíks Ankunft in Prag sind es zehn Fallschirmspringer, die momentan durch die Stadt streifen. Theoretisch verfolgt jeder die Mission, für die seine Gruppe ausgesandt wurde. Aus Sicherheitsgründen ist es wünschenswert, dass die Gruppen so wenig wie möglich untereinander kommunizieren. Sollte einer gefasst werden, reißt er die anderen nicht mit sich ins Verderben. In der Praxis ist das jedoch so gut wie unmöglich. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Unterkünften, in denen die Fallschirmspringer Unterschlupf finden können, und vorsichtshalber müssen sie so oft wie möglich umziehen. Sobald eine Gruppe Fallschirmspringer ihren Unterschlupf verlässt, sucht eine andere diese Adresse auf, sodass sich die Mitglieder aller Gruppen mehr oder weniger regelmäßig über den Weg laufen.
    Besonders in der Wohnung der Familie Moravec geht so ziemlich jeder Fallschirmspringer, der sich in Prag befindet, ein und aus. Der Vater stellt keine Fragen; die Mutter, die sie liebevoll «die Tante» nennen, backt für sie Kuchen; Ata, der Sohn, erstarrt beinahe vor Ehrfurcht vor den mysteriösen Männern, die Pistolen im Ärmel versteckt halten.
    Als Folge dieses Balletts nähert sich Valčík, der ursprünglich zu «Silver A» gehörte, schnell der Gruppe «Anthropoid» an. Kurz darauf hilft er Gabčik und Kubiš bei der Standortbestimmung.
    Als weitere Folge lernt Karel Čurda der Gruppe «Out Distance» so ziemlich jeden kennen: die Fallschirmspringer und diejenigen, bei denen sie

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