HHhH
vollkommene Überwindung des Schwarzhandels. Es ist übrigens bezeichnend, wie viel durch seinen Kampf gegen den Schwarzhandel noch an Lebensmittelvorräten aus dem Volke herausgeholt worden ist. Er verfolgt die Politik der allmählichen Eindeutschung eines großen Teils der Tschechen. Er geht hier mit äußerster Vorsicht zu Werke, wird aber zweifellos auf die Dauer beachtliche Erfolge erringen. Die Slawen, das betont er, können nicht erzogen werden, so wie man ein germanisches Volk erzieht, man muss sie brechen oder ständig beugen. Er verfolgt augenblicklich den zweiten Weg, und zwar mit Erfolg. Unsere Aufgabe im Protektorat liegt ganz klar. Neurath hat sie vollkommen verkannt, und daraus ist überhaupt erst die Krise in Prag entstanden.
Im Übrigen ist Heydrich an der Arbeit, den Sicherheitsdienst für die ganzen besetzten Gebiete auszubauen. Die Wehrmacht hat ihm hier eine Menge von Schwierigkeiten gemacht. Diese Schwierigkeiten aber lassen sich, je länger die Entwicklung fortschreitet und je unfähiger sich die Wehrmacht erweist, mit diesen Problemen fertig zu werden, überwinden.
Im Übrigen hat auch Heydrich seine Erfahrungen mit bestimmten Teilen der Wehrmacht gemacht. Sie sind für eine nationalsozialistische Politik und Kriegsführung nicht geeignet, von der Volksführung verstehen sie erst recht nichts.»
172
Am 16. Februar übermittelt Leutnant Bartoš, Anführer der Operation «Silver A», der mit seiner Gruppe in derselben Nacht wie Gabčik und Kubiš per Fallschirm abgesetzt wurde, über den Sender «Libuše» eine Nachricht mit Anweisungen nach London. Sie gibt uns einen deutlichen Einblick in die Schwierigkeiten, mit denen die Fallschirmspringer in ihrem Leben im Untergrund konfrontiert waren:
«Statten Sie die Gruppen, die Sie aussenden, großzügig mit Geld aus und kleiden Sie sie angemessen ein. Eine kleinkalibrige Pistole und eine Aktentasche (hier schwer zu bekommen) sind äußerst angemessen. Das Gift soll in einem kleinen Röhrchen mitgeführt werden. Lassen Sie die Gruppen wenn möglich über einer anderen Region abspringen als dort, wo sich ihr Ziel befindet. Das erschwert die Recherchen der deutschen Sicherheitsdienste. Die größte Schwierigkeit vor Ort besteht darin, eine Arbeit zu finden. Niemand wird jemanden ohne Arbeitserlaubnis einstellen. Wer eine besitzt, bekommt vom Arbeitsamt einen Posten zugewiesen. Die Gefahr der Zwangsarbeit ist im Frühling besonders hoch, daher kann man keine große Anzahl Untergrundkämpfer einsetzen, ohne sie dem Risiko auszusetzen, das ganze System zu enttarnen. Deshalb halte ich es für vorteilhafter, soweit möglich auf diejenigen zurückzugreifen, die bereits vor Ort sind, und die Ankunft neuer Männer auf ein unerlässliches Mindestmaß zu reduzieren. Unterzeichnet: Ice.»
173
Eintrag aus Goebbels’ Tagebuch vom 26. Februar 1942:
«Heydrich gibt mir einen ausführlichen Bericht über die Lage im Protektorat. Sie hat sich nicht wesentlich geändert. Aber aus diesem Bericht kann man unschwer entnehmen, dass die Taktik Heydrichs die richtige ist. Er exerziert mit den tschechischen Ministern, als wenn sie seine Untergebenen wären. Hácha stellt sich vollkommen für die neue Politik Heydrichs zur Verfügung. Man braucht bezüglich des Protektorats im Augenblick keine Sorge zu haben.»
174
Heydrich lässt die Kunst nicht zu kurz kommen. Im März organisiert er das größte Kulturereignis seiner Regentschaft: eine Ausstellung mit dem Titel «Das Sowjet-Paradies», die er in großem Stil gemeinsam mit dem schändlichen Frank einweiht, in Gegenwart des alten Präsidenten Hácha und seines niederträchtigen Minister-Kollaborateurs Emanuel Moravec.
Ich weiß nicht genau, wie die Ausstellung aussah, aber die Idee dahinter war, die Sowjetunion als ein Land von Barbaren darzustellen, unterentwickelt, mit vollkommen jämmerlichen Lebensbedingungen, und zugleich den durch und durch perversen Charakter des Bolschewismus aufzuzeigen. Bei dieser Gelegenheit werden auch die Siege der Deutschen an der Ostfront gefeiert und die Panzer und Militärausrüstung, die dort erbeutet wurden, wie Trophäen vorgeführt.
Die Ausstellung läuft über vier Wochen, sie zieht eine halbe Million Besucher an, darunter Gabčik und Kubiš. Es ist zweifellos das erste und einzige Mal, dass die beiden einen sowjetischen Panzer zu Gesicht bekommen.
175
Zu Anfang schien es mir, als sei die Geschichte leicht erzählt. Zwei Männer sollen einen dritten töten. Es gelingt
Weitere Kostenlose Bücher