Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
Vom Netzwerk:
Sicherheit! Ich muss bloß ein bisschen überlegen, dann fallen mir eine Million Ereignisse ein … also bei unserer Hochzeit zum Beispiel, ja genau und als wir … Also wie wir damals …
    »Ich mache dir eine schöne heiße Schokolade«, schaltet sich jetzt meine Mum ein, während ich hier langsam, aber sicher einen Nervenzusammenbruch kriege. Ich meine, sehen Sie nur, sein Arm ist auf ihrer Hüfte.
    »Und ein paar Vanillekipferl.« Meine Mum klingt wie eine dieser Notfallschwestern aus Greys Anatomy. Als würde sie sagen »500 mg Valium«, während sie hinüber in die Küche zischt und mit dem Geschirr zu klimpern beginnt. Was ich aber kaum noch wahrnehme, weil ich nämlich viel zu beschäftigt damit bin, ihn zu suchen. Doch so sehr ich mich auch abmühe und jeden noch so winzigen Millimeter seiner Hände auf dem Bild scanne, er trägt ihn nicht. Seinen Ehering.

KAPITEL 9
     

    »E
    s ist eine Katastrophe!«, quietsche ich am nächsten Morgen entsetzt, während Sophie ungerührt an ihrem trendigen Matcha-Tee schlürft und ihre traditionell-medizinische Chinesin Son Li lautlos konzentriert Akupunkturnadeln zwischen ihre Zehen setzt.
    »Kein Wort. Weder zu meiner Marabu-Mail noch zu meinem StripteasElli-Video und gestern Nacht, als ich Erik mit höchst verführerischer Stimme anrief und nach Dick verlangte, da hat er wortlos aufgelegt. Es hat sechs Versuche gebraucht, bis er verstanden hatte, dass ich es bin, und dann war sein einziger Kommentar, ob ich nicht wüsste, wie spät es bei ihm ist?«
    »Wie spät war es?«
    Ich rolle genervt mit den Augen.
    »Das tut doch nichts zur Sache.« Spreche ich Chinesisch, oder was? Ich meine, was muss ich noch sagen, damit sie versteht, dass das hier Ehe-Alarmstufe Rot, quasi fünf Minuten vor Scheidung ist. Sollte sie mich nicht unterstützen, mir Mut zusprechen oder wenigstes eine geeignete Foltermethode überlegen? Ich meine, ich bin mir ziemlich sicher, dass das eines der Zehn Gebote ist, oder wenigstens ein Paragraph im Beste-Freundin-Grundgesetz oder so.
    »Mein Mann amüsiert sich mit fremden Frauen!«, bringe ich das Grauen auf den Punkt und wedle demonstrativ mit dem Zeitungsausschnitt meiner Mum in der Luft.
    »Ich dachte, es ist diese Wollstrickpullovertante«, sagt Sophie, während sie ihre karamellgebräunten Füße in das dampfende Avocadobad taucht und ich nickend meine mitgebrachten Frust-Pralinen aus meiner Tasche ziehe.
    »Dann ist sie doch gar keine Fremde.«
    »Wie und jetzt soll ich mich besser fühlen, oder was?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich wollte bloß bei den Tatsachen bleiben.«
    »Den Tatsachen. Bitteschön! Hier hast du deine Tatsachen: Jeder zweite Mann hat eine Affäre am Arbeitsplatz.«
    »Steht das auf deiner Pralinen-Schachtel, oder was?«
    Ich ignoriere den spitzen Unterton in ihrer Stimme. »Hast du eine Ahnung, was das bedeutet?«
    »Dass es einen Aufdruck geben müsste. Arbeiten kann eine Gefahr für Ihre Beziehung darstellen?«
    »Dass Erik einer von ihnen ist. Und was noch schlimmer ist«, ich zerknülle vor lauter Rage die Zeitung in meiner Hand, »ich bin eine von denen.« Ich lasse mich verzweifelt zurück auf Sophies Designerliege fallen.
    »Süße, du übertreibst! Vielleicht betrügt er dich gar nicht, sondern war wirklich zu müde für mitternächtliches Telefongeflüster«, wagt Sophie einen halbherzigen Beruhigungsversuch, während ich mich frustriert in die gelbgestreifte Gartenliege sinken lasse, die Pralinen aufreiße und ernüchtert eine in den Mund stecke.
    »Oder er findet mich einfach nicht mehr sexy«, murmle ich mit vollem Mund.
    »Oder das!«
    »Sag mal, willst du mir helfen oder mich umbringen?«
    »Süße«, sie rückt ihre Sonnenbrille zurecht. »Er hat dich bestimmt nicht ausgewählt, weil du so wahnsinnig sexy bist!« Sie schüttelt nachsichtig den Kopf. »Häuslich, anständig, kinderlieb.«
    »Na toll! Fehlt nur noch stubenrein.«
    »Ach Elli, nimm’s mir nicht übel, aber mal ganz ehrlich, Angela Merkel ist erotischer als du.«
    Okay, jetzt ist es offiziell, ich habe auf der Stelle einen Herzinfarkt. Und das mit 29, dieser giftgrünen Gurkenmaske im Gesicht und was das Schlimmste ist: in unförmigen, geometrisch-gemusterten Haremshosen. Und das Einzige, was ich denken kann ist, dass Erik für den Rest seines Lebens dieses Bild von mir in seinem Gedächtnis bewahren wird – und, dass man niemals etwas tragen sollte, bloß weil es gerade in ist. Na toll, jetzt wo ich sterbe, habe ich die

Weitere Kostenlose Bücher