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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
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damals nach St. Barth.« Sie sieht mich ernst an.
    »Ähm, naja, also …«
    Ja, ehrlich gesagt habe ich genau das gedacht, aber ich habe auch 950 cremefarbene Baccarat-Rosen bestellt und sieben florentinische Näherinnen sind eben noch damit beschäftigt, aus feinstem Bonbinet-Tüll jene floralen Kunstwerke zu fertigen, welche sich über Sophies champagnerfarbenen Valentinotraum ergießen werden und zu meiner Verteidigung, ich kann gar nichts mehr denken, außer dass mein Gehirn noch mehr Zucker braucht.
    »Du meinst, dass ich ihn nicht heiraten sollte. Stimmt’s?« Sie analysiert mein Gesicht, während ich mit möglichst ausdruckslosem Blick die zweite Pralinen-Schachtel mit einem Ratsch aufreiße und mir sogleich eine in den Mund stecke.
    »Also weißt du«, stottere ich kauend vor mich hin, unfähig, irgend etwas Brauchbares zu formulieren. Ich meine klar, sie sollte ihn nicht heiraten, er hat sie betrogen und er wird es wieder tun, das ist eine Milchmädchenrechnung, hätte ich noch vor Kurzem gesagt, aber da surfte ich ja auch noch auf der fröhlichen Wolke der Ahnungslosigkeit. Nun muss ich sagen, dass sie es vermutlich besser getroffen hat als ich, weil sie im Gegensatz zu mir schon vorher weiß, dass Massimo nicht nur die Hälfte von Quantum Fond und ein Drittel von Capital Investments besitzt, sondern auch ONS0815, jene heimtückische Genmutation, die ihn nicht nur zum Überträger diverser Geschlechtskrankheiten macht, sondern im Allgemeinen bei Männern mindestens so häufig anzutreffen ist wie ein Paar zu klein geratener Pumps bei Frauen. Kein Zweifel, Massimo hat das Fremdgeh-Gen und so ist »Praline?« schon wieder das Einzige, was ich über die Lippen bringe, was sie sofort wieder vehement den Kopf schütteln lässt.
    »Mensch, Elli! Das Leben ist kein Hollywoodfilm! Ich werfe auch nicht mein bestes Paar Stilettos einfach auf den Müll, bloß wegen einiger Blasen.«
    »Einigem Blasen!«, korrigiere ich. »Und im Gegensatz zu den Wunden an deinen Füßen gibt es für die an deinem Herzen kein wirksames Pflaster«, füge ich erinnernd hinzu und bin nicht mehr sicher, ob ich es eigentlich zu ihr sage oder zu mir.
    »Ich werde ihn heiraten!« Mittlerweile ist ihr Gesicht tomatenrot und ihre Stimme vibriert, als sie es sagt. »Scheiß auf die Monogamie!« Sie greift sich eine Praline. »Und scheiß auf Detox!«

KAPITEL 10
     

    K
    atharina Thor stieg aus dem Bus. Es war der MR 720, der sie von ihrem kleinen Hotel in West-Hollywood hierher gebracht hatte. An die so ziemlich schickste Einkaufsstraße der Welt, wo sich die Luxusläden in gleicher Weise aneinanderreihten wie die betuchte Kundschaft und die hohen Palmen, die den Prachtboulevard säumten. An der Ecke Whilshire Boulevard stieg sie aus. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie ihre dunkle Dior-Brille aufsetzte.
    Es war offensichtlich, dass sie beunruhigt war. Nicht erst seit diesem seltsamen Anruf. Die Ereignisse der letzten Tage hatten sie stärker mitgenommen, als sie es jemals für möglich gehalten hatte. Sie erkannte sich selbst kaum wieder. Sie schreckte nachts hoch, wenn sie denn überhaupt schlafen konnte. Dieses Bild, es verfolgte sie. Der Ausdruck, der in Maries Gesicht lag. Die bläulich unterlegte Gesichtshaut. Das Entsetzen in ihren Augen, als wollte sie sagen: »Ich weiß es.« Und sie konnte nicht aufhören zu grübeln. Sie war verunsichert, fahrig, geradezu panisch. Dabei gab es nicht den geringsten Anlass dafür. Das FBI hatte keinerlei Substanzen in Maries Blut nachweisen können. Der Fall lag längst bei den Akten und Alexander wieder in ihrem Bett. Marie war ein kurzes Intermezzo, eine Sidestory, aber Alexander und sie, sie waren die Love Story, wenn auch vorerst noch heimlich.
    Den Tag seiner Abreise fürchtete sie schon heute. Sie kannte nicht viele Leute hier. Am liebsten hätte sie Los Angeles sofort nach Maries Tod verlassen. Nun zeigte sich, dass es klug gewesen war zu bleiben. Sie war so kurz vor ihrem Ziel. Sie hatte den Mann, die Rolle, bald würde sie ihr ganzes Leben haben.
    Sie griff in ihre karamellbraune Marcie-Bag nach der Wasserflasche. Die kalifornische Sonne brannte schon jetzt erbarmungslos vom Himmel. Nachdem sie einen Schluck genommen hatte, tupfte sie etwas Gloss auf ihre Lippen. In ihrem floralen Boho-Kleid von Etro und der frisch-blondierten Mähne sah sie wie ein echtes California Girl aus. Rachel Zoe verstand ihren Job.
    Starbucks am Rodeo Drive. Ein ungewöhnlicher Ort, um einen Produzenten zu

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