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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
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aufmerksam einige Kipferl darauf.
    »Keine Ahnung.« Ich zucke etwas abwesend mit den Schultern, während sie die beiden befüllten Teller vor mir abstellt. »Nüsse oder Mandeln?«
    Sie zieht gespannt die Augenbrauen hoch, als würde sie die Höchstgewinnfrage in der Millionenshow stellen, während ich konzentriert auf die zweierlei Sorten Vanillekipferl vor mir auf dem Tisch starre.
    »Ich bin nicht sicher«, sage ich, nachdem ich konzentriert ein weiteres Stück in den Mund gesteckt habe, während diese Stimme in meinem Kopf zunehmend lauter wird. »Du musst es ihr sagen. Jetzt.« Stattdessen sage ich »Mandeln« und: »Weißt du eigentlich, was фишка oder so ähnlich heißt?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich habe eine neue Patientin in der Praxis. Sie kommt aus Moskau«, lüge ich, schließlich wäre die Tatsache, dass ich in die Wohnung meiner verstorbenen Patientin eingebrochen bin und mich bloß durch einen geschickten Streichholz-Rauchmelder-Alarm in letzter Sekunde vor der Russen-Räuberbande retten konnte, zu viel verkraftbare Wahrheit. Mit der Wahrheit ist es doch so: Am besten liefert man sie in kleinen erträglichen Dosen, kombiniert mit einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen und irgendeinem teuren Hauch von Nichts. Zumindest klappt das bei Erik immer. Frei nach dem Motto: Wenn die Augen beschäftigt sind, trübt das die Ohren.
    »Du hast doch damals diesen Russischkurs an der Volkshochschule besucht.«
    » Фишка oder фишк o«, sagt sie nach kurzem Überlegen und rollt irgendwie seltsam mit der Zunge, als hätte sie ein Stück Apfel verschluckt. Ähm, ich glaube das Erstere.
    » фишка ?«
    Ich nicke. Ja, ich glaube, so hat es geklungen.
    »Also das kann mehreres heißen, etwa Chip, Spielmarke, Stein.«
    »Wenn es dich interessiert, könnte ich dich bei Petrow für den neuen Kurs anmelden. Erst gestern habe ich sie in der Tanzgruppe getroffen und da erwähnte sie, dass es noch freie Plätze gibt. Was meinst du?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ein anderes Mal vielleicht. Mit der Hochzeit und all dem Kram habe ich momentan echt mehr als genug zu tun«, wimmle ich ab und sie wendet sich wieder ihrem Einkaufszettel zu.
    »Also Mandeln, ja?«
    Ich nicke erneut und sie beginnt aufzuschreiben.
    »Das heißt 40 Kilo und –«
    Hat sie wirklich 40 Kilo gesagt?Nein.Das ist unmöglich, da muss ich mich verhört haben.
    »Wie 40 Kilo?«
    »Na für 400 Gäste braucht man schon eine passende Menge«, sagt sie fröhlich, während sie den Posten ungerührt auf ihrer ziemlich unübersichtlich langen Liste notiert. Direkt unter … Nein, mein Magen krampft sich erneut zusammen, als ich ihre Schrift entziffere.
    60 Kilo Butter?
    Okay! Ich muss es ihr sagen. Und zwar, bevor sie mit dem Kleinlaster von meinem Cousin zur Billa fährt.
    Ohje! Ich verdränge das Bild, wie meine Mutter mit diesem Kleinlaster einzuparken versucht.
    »Dann muss ich jetzt nur noch genug Marillenmarmelade für die Spitzbuben bestellen.« Sie holt ihr Telefonbuch aus der obersten Küchenlade hervor und beginnt darin zu blättern. »Ich hoffe, Sophie macht es nichts aus. Meine Marillenmarmelade hat ja schon den Gemeindewettbewerb gewonnen und die Faschingskrapfen am Feuerwehrball sind jedes Jahr das Highlight der Verlosung. Aber sie reichen für eine solche Menge einfach nicht aus, die Marillen aus unserem Garten.«
    Marillenmarmelade aus der Wachau?
    Mein Herz rast und meine Gedanken machen Überschlag. Oh mein Gott. Alles, was ich denken kann sind Butterberge, Mandelhaufen … die ultimative Keks-Katastrophe!
    Okay, ich muss es ihr sagen. Jetzt gleich.
    Ich atme tief ein und versuche mich zu beruhigen. Ich meine mal ganz ehrlich, wie schlimm kann es schon sein auf einer Skala von eins bis zehn. Drei? Sechs?
    Sie wird damit klarkommen. Ja, ganz bestimmt.
    Ich meine, schließlich ist sie eine erwachsene Frau und es ist ja nun nicht die Hochzeit von Hinz und Kunz, sondern eine richtige Celebrity-Hochzeit. Sie wird es verstehen. Bestimmt. Das wird überhaupt kein Problem werden. Ich sage es ihr jetzt einfach gerade heraus. Ohne langen Umschweif. Kurz und schmerzlos. Genau, wie wenn man ein Pflaster abreißt. Obwohl ich das eigentlich auch immer ganz langsam runterkletzle … Nein, Schluss damit, Elli! Du hast es dir geschworen. Keine Geheimnisse mehr. Also sagst du es jetzt. Ich weiß, was Sie jetzt denken, gleich sagt sie wieder ganz etwas anderes! Und ich gebe zu, der Gedanke ist mir kurz in den Sinn gekommen, aber aus

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