Hi, Society
Erleuchtung!
»Jetzt hör schon auf mit den ewigen Spompanadeln«, reißt Sophie genervt die Arme in die Höhe, während ich mich auf das zu erwartende Stechen im rechten Oberarm vorbereite. »Zumindest hat er es nicht seiner Sekretärin in der Mittagspause besorgt, bloß weil er wegen dem überraschenden Absturz des DAX einen kleinen Trost brauchte.« Sie stürzt einen Schluck von ihrer geballt-konzentrationssteigernden Tasse an Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien hinunter und ich riskiere einen Seitenblick zu Son Li, die sogleich betreten zu Boden schaut.
»Reden wir jetzt noch von mir?«
»Wenn du Probleme wälzen willst, bitteschön. Aber ohne mich. Und die hier!« Sie zeigt mit strengem Blick auf die Dirty Dancing-DVD in meiner Hand und meine Panik-Pralinen-Selektion. »Die kannst du gleich wieder mitnehmen. Ich habe jedenfalls keine Lust, morgen in diesem Gucci-Shooting auszusehen wie die übergewichtige Mutter dieser monegassischen Prinzessinnen-Schönheit. Schlimm genug, dass ihre Lippen echt sind.« Sie hält ihr geleertes Glas in die Höhe und Son Li füllt sogleich eifrig grünen Tee nach, während ich noch immer vor Schock erstarrt da sitze und überlege, ob ich das richtig verstanden habe und wenn ja, was ich denn Aufmunterndes erwidern könnte, als Sophies Assistentin Anna mit einem türkisfarbenen Paket samt entzückend weißer Schleife zu uns auf die Terrasse kommt.
»Zu den anderen!«, zeigt Sophie sogleich gefrostet zur Seite, ohne es auch nur eines Blickes zu würdigen, was Anna wie immer pflichtgetreu erledigt und mir, ehrlich gesagt, richtig leid tut. Ich meine, es steht ›Fendi‹ drauf.
»Willst du die denn gar nicht aufmachen?«, wundere ich mich, nachdem ich in einer Sekunde des Entzückens den pastellfarben-glänzenden Schachtelturm mit all den herrlichen Schleifen von Tiffany, Bulgari, D&G direkt neben dem duftenden Orangenbaum entdeckt habe, auf dessen Turmspitze Anna eben dieses verheißungsvolle Päckchen ablegt.
Sophie schüttelt den Kopf. »Interessiert mich nicht die Bohne, was sein Personal ausgesucht hat, bloß weil er seinen Schwanz nicht in der Hose behalten konnte.«
»Praline?«, wage ich einen locker klingenden Versuch nach einem angestrengten Augenblick des Schweigens, in dem mein Gehirn keine bessere Lösung finden konnte, doch Sophie scheint gar nicht zuzuhören. Sie sitzt einfach nur da mit ihren Akupunkturnadeln an den Füßen und starrt mit gerunzelter Stirn angestrengt vor sich hin ins Leere, während ich im Geiste zusammenrechne. Wenn sie zu 100 Prozent betrogen worden war und ich es zu 100 Prozent vermutete, dann konnten wir mit einer 200-prozentigen Sicherheit davon ausgehen, dass es kein Ammenmärchen war: Männer sind schwanzgesteuert.
»Weißt du was?«, reißt mich Sophie aus meiner Matheaufgabe. »Sie werfen uns vor, dass wir uns nicht mit einem Paar Stilettos begnügen, dabei schaffen sie es noch nicht mal mit einer Frau.«
Ich nicke zustimmend, außer Stande etwas zu sagen.
Wow, das ist alles, was sie dazu sagt. Nicht etwa: »Dieser Mistkerl, welche Form ihn zu töten findest du angebracht?« Ich hatte diese Überlegung schon damals, als Erik sich im Flieger von dieser Stewardess länger als drei Minuten die Funktion seines Sitzes erklären ließ. Im Geiste hatte ich mindestens drei Flugblätter und zwei Kontaktanzeigen entworfen.
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»Ich weiß, was du denkst«, unterbricht Sophie meine Gedanken.
»Ach ja?« Ich versuche möglichst nichtssagend dreinzuschauen.
»Dass er sich nicht geändert hat. Dass er es immer wieder machen wird. Genau wie
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