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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
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Kerl mit dem Kleber sind. Das Universum hält die Lösung für uns bereit, da bin ich ganz sicher. Ich muss sie bloß noch finden. Und ich hoffe mal, dass sie nicht Scheidung heißt.
    Aber daran verschwende ich keine Gedanken. Weil das weiß ja schließlich jedes Kind, dass es mit einer miesen Stimmung und einer miesen Laune nicht nur schwerer fällt, eine Lösung für ein Problem zu finden. Das Problem erscheint dadurch bloß größer und belastender.
    Ich meine heute Nachmittag bei Sophie, da war ich knapp davor, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Und jetzt, wo ich mich in gute Stimmung gebracht habe – Sehen Sie mich nur an, ich bin ein völlig anderer Mensch. Ich stecke in diesen funkelnden Heels von Marie und diesem tollen Kleid und ich fühle mich fabelhaft, so richtig relaxt und abgeklärt. Okay, auch ein wenig beschwipst, aber das färbt nicht etwa meine Wahrnehmung oder so. Im Gegenteil, ich sehe so klar, wie schon lange nicht mehr. Ich verstehe überhaupt nicht mehr, weshalb ich so überreagiert habe. Es ist ja geradezu lächerlich wegen eines fehlenden Eherings dermaßen auszuflippen, weil Erik und ich nämlich eine wertvolle, überaus erfüllende Beziehung führen, welche von einem Wertefundament der Offenheit und des gegenseitigen Vertrauens getragen wird – und seiner Kenntnis, wo der G-Punkt ist.
    Ähm! Wo waren wir stehen geblieben?
    Gegenseitiges Vertrauen, genau. Deshalb käme es auch niemals für mich in Frage, heimlich seine E-Mails zu lesen oder seinen Blackberry. (Also dieses eine Mal, als er im Badezimmer war, das war wirklich bloß ein dummes Missverständnis. Ich bin irgendwie unabsichtlich an die Taste drangekommen. Also das kann man nun wirklich nicht zählen.)
    Aber ich weiß jetzt auch, warum ich so überreagiert habe. Es liegt an diesem von Stetten-Trauma. Sie wissen schon, der geplatzte Traum von Hollywood, das Patientenloch in meiner Praxis, das sind nicht zu vernachlässigende Faktoren, die auf meine Psyche Einfluss genommen haben. Das und der Fisch in meinem Mond haben mich etwas übersensibel werden lassen, leicht beeinflussbar – und dann kommt Mum mit diesem Weltuntergangs-Gesichtsausdruck und dem Artikel daher, da war es quasi unmöglich, cool zu bleiben. Da braucht man kein Psychologiestudium, um diese Zusammenhänge zu erkennen.
    Aber mittlerweile bin ich total relaxt, was die ganze Sache anbelangt. Ja, ich bin mir mittlerweile sogar ziemlich sicher, mich erinnern zu können, dass Erik erwähnt hatte, auf diese Veranstaltung zu gehen und was die E-Mails angeht, ich meine, er ist irgendwo im südamerikanischen Nirgendwo zu einem Strategiemeeting mit diesem Ökokonzern-Boss, wo der Strom vermutlich durch ein Windrad gewonnen wird und es kein fließend Wasser geschweige denn einen Internetzugang gibt, also vermutlich hatte er noch nicht mal Gelegenheit, sein Mobiltelefon aufzuladen, geschweige denn seine Mails zu checken. Und davon abgesehen, seien wir doch mal ehrlich, den Ehering zu vergessen, das kann doch wirklich jedem mal passieren. Ich könnte mir die Hände waschen, wie gerade eben und einfach vergessen, ihn wieder anzuziehen und es hätte überhaupt nichts zu bedeuten. Und genau deshalb mache ich mir auch überhaupt gar keine Sorgen wegen der Red-Carpet-Fotos. Weil Erik es nämlich bestimmt verstehen wird, wenn er meine Hand ohne Ehering morgen in der Presse sehen wird. Wir werden einfach dasitzen und darüber lachen, daran zweifle ich keine Sekunde. Ich hoffe bloß, ich schaffe es in die Society-Rubrik, aber mit Sophie im Arm hat es bisher eigentlich immer geklappt. Ich bin ihr wirklich von Herzen dankbar, dass sie mich mitgenommen hat. Auch wenn ich zugegebenermaßen noch ein klein wenig dankbarer wäre, wenn ich auch wie sie dafür bezahlt würde, über den roten Teppich zu laufen, dann hätten sich meine Geldsorgen für die Praxismiete aber schnellstens in Luft aufgelöst. Unter uns gesagt wird es nämlich langsam knapp. Also wenn nicht bald eine Zungenpressepidemie oder eine Heiserkeitsseuche oder so was Ähnliches ausbricht, dann kann ich den Laden echt bald dichtmachen.
    Obwohl, denke ich auf dem Weg hinaus auf die Terrasse, vielleicht sattle ich auch um. Heutzutage ist es ganz normal, dass man nicht mehr sein Leben lang im selben Business bleibt. Ja, ich könnte zum Beispiel Stricken lernen und die nächste Sonyia Rieckel werden, oder ich mache es wie diese Mogelmieder-Madame. Erst hasste sie ihren Po, dann erfand sie die Spanx und jetzt ist sie

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