Hi, Society
Forbes-Milliardärin.
Ein paar Cocktails, schicke Leute und coole Beats später habe ich meine Sorgen vergessen und Sophie verloren, die bloß kurz vorbeikam, um mich zu küssen und wieder zu verschwinden. Man kann mit ihr einfach nirgends hingehen. Man geht immer allein nach Hause. Auch wenn sie es noch so oft schwört, auf ihre Manolos oder sonst was. Sie ist wie Cinderella, bevor die Uhr Mitternacht schlägt, ist sie verschwunden. Bloß, dass sie statt dem gläsernen Schuh jedes Mal mich allein zurücklässt.
Aber ganz ehrlich gesagt geht es mir ganz gut. Ich sitze auf der Terrasse und dieser Tobi hier ist auch gar nicht so schlecht, mal abgesehen vom Namen. Tobi. Das kann nicht sein Ernst sein. Erinnert mich irgendwie an diesen kleinen Malteser aus der Hundefutterwerbung. Wieso dem armen Kerl einen solchen Namen geben. Seine Eltern gehören echt verklagt. Aber egal, ich nenne ihn einfach Hemingway, weil er mich damit schon die letzte Stunde versorgt, seit Sophie mit diesem russischen Arlow oder Orlow oder wie der noch hieß verschwunden ist und mich hier allein hat sitzen lassen. Und das Blöde ist, dass ich jetzt gar nicht mehr aufstehen kann. Nein, keine Sorge, ich bin nicht betrunken. Ich hatte doch bloß einen, na allerhöchstens … na jedenfalls nicht zu viele Cocktails. Ich kann auch wirklich ordentlich was vertragen.
Es muss also wohl irgendwie am Kreislauf liegen, dass mir die ganze Zeit schon so schwindelig ist. Wirklich, diese Hitze vertrage ich wohl nicht so gut. Selbst hier im Freien ist es erbärmlich heiß.
Ach, Hemingway ist wieder da, mit zwei Cocktails in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen.
»Für die Schönste der Schönen«, funkelt er mich an und hält mir einen Martini entgegen. Er sagt übrigens schon die ganze Zeit solche Sachen. »Du bist die perfekte Mischung aus süß und sexy! Deine Augen sind Wahnsinn«, und so. Vermutlich sieht er einfach zu viel fern. Aber dafür hat er wirklich schöne Schuhe. Toskanisches Kalbsleder. Taubengrau. Schlank geschnitten. Vorne spitz zulaufend. Ohne sichtbare Nähte. Völlig glatt. Sie stammen von einem florentinischen Schuhmacher und wurden handgefertigt. Woher ich das weiß? Na ich hab ihn gefragt. Davon abgesehen holpert unsere Unterhaltung allerdings ein wenig, was vielleicht darin liegen könnte, dass er schätzkomative irgendwann nach Beverly Hills 90210 und vor Ally McBeal geboren wurde und Produktmanager bei einer österreichischen Privatversicherung ist und zwar leider nicht im Bereich Krankenversicherung, da hätte ich ihm eine Menge Fragen stellen können, aber zum Thema Lebensversicherungen fällt mir irgendwie gar nichts ein, genauso wenig wie zu Skifahren, Gratis-Apps und Marathontraining, was bedeutet, dass sich unsere Gesprächsthemen auf ein kaum zu überlebendes Minimum reduziert haben, was uns vermutlich schon bald ins absolute Kommunikations-Koma fallen lassen wird. Aber das ist ja auch ganz egal. Weil alles, was schließlich zählt, sein Aussehen ist und daran kann man nun wirklich nicht meckern. Außer Sie stehen nicht so sehr auf eine Kombination von Ryan Reynolds und Ryan Gossling. Und Sie kennen ja den Spruch: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Wissen Sie, als ich ihn das erste Mal hörte, dachte ich doch ernsthaft, er sei falsch herum, der Spruch. Ich meine, das konnte doch unmöglich stimmen, weil Gold doch viel wertvoller ist als Silber, aber seit ich Mr. Martini hier kenne, hab ich’s verstanden. Ich meine wozu reden – haben Sie seine Hände gesehen? Und erst dieses Lächeln, so verboten-verschmitzt … Aber das Allerschlimmste ist sein Blick. Er hat so was undefinierbar Anziehendes in seinem Blick. Ich korrigiere: undefinierbar Ausziehendes.
Aus. Schluss. Ich muss woanders hinsehen. Der Anzug. Ja genau, ich senke den Blick und schon ist alles wieder im grünen Bereich. Also er trägt einen grauen Anzug und ein schwarzes Hemd, von dem die oberen zwei Knöpfe einen Blick auf seine gebräunte Haut erhaschen lassen, wenn ich denn hinsehen würde, was ich natürlich nicht tue –was halten Sie von mir. Ich bin schließlich verheiratet und er hat bestimmt auch eine Freundin. Solche Männer haben doch immer eine Freundin – also zumindest eine. Manche auch mehrere gleichzeitig – oder sie sind metrosexuelle Bisexuelle.
Entschuldigung, ich muss hier mal kurz aufpassen. Da ist nämlich eine Hand auf meinem Po und es ist nicht meine und … Du großer Gott!Seine Lippen, sie steuern direkt auf mich zu!
Ich
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