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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
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überhaupt ganz neu orientieren sollte. Sie wissen schon, den gewohnten Pfad verlassen und mal was ganz anderes ausprobieren. Wieso nicht einfach nach Hawaii fliegen, surfen lernen und die nächste Carissa Moore werden oder die nächste Vivienne Westwood. Ich meine, die war Grundschullehrerin, bevor sie ihr Modeimperium gründete. Genau, man muss sich bloß trauen, die Veränderungen anzupacken, dann eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, wie etwa zwei Tickets nach Hawaii.
    Moment mal! Ich muss mich hier mal kurz konzentrieren. Sind das wirklich Flugtickets? Ich begutachte das Papier in meiner Hand, das ich ganz zufällig hier auf Eriks Schreibtisch entdeckt habe. Wie bitte? Der Abflug ist schon in einer Woche? Davon weiß ich ja gar nichts! Dr. Erik Weitzman und Namenlos ?
    Hallo? Ich bin seine Ehefrau und ich habe einen Namen, verflucht! Wieso steht der nicht auf dem Ticket? Ich spüre, wie mir heiß wird. Wieso weiß ich nichts davon, dass ich in einer Woche auf Kauai fliege? Ins most romantic luxury hotel of the island? Mein Puls beschleunigt sich. Wieso sagt er mir nichts davon? Seit wann bucht er einfach so eine Reise? Eine ganze Weile grüble ich so vor mich hin, bis ich die Tickets fein säuberlich zurück in ihren Umschlag stecke und an ihren Ort zurücklege.
    Naja, ich will mal nicht so misstrauisch sein. Ich meine, er hätte mir das eigentlich ein wenig früher sagen können oder mich wenigstens fragen, ob ich denn überhaupt Zeit habe. Sie wissen schon, so rein rhetorisch, auch wenn von meiner Friseurin bis zu meiner Depiladora jeder über meine momentane berufliche Situation informiert ist. Aber ich will mal nicht so sein. Er hat schon wirklich ziemlich viel um die Ohren und es ist schon eine wirklich liebe Idee, mich mit einer Reise zu überraschen und warum nun alles zerstören, wo ich doch so viel Zeit in die Vorbereitungen hier gesteckt habe, denke ich eben, als ich vor der Tür Stimmen näher kommen höre.
    Omg!
    Es ist Erik!
    Na, da werd ich ihm aber mal zeigen, dass sich seine Investitionen in die Reisekosten so was von lohnen!
    Ich werfe mich hastig auf dem Bürostuhl in Pose, ziehe den Hut ins Gesicht, tippe auf den Startknopf auf meinem Phone und sofort ertönen die sanften Klänge dieser Hammond-Orgel. Ich dachte, was für Hermès passt, kann für Erik und mich schließlich auch nicht so falsch sein. Frei nach dem Motto einmal Birkin immer Birkin, wenngleich ich ihr Taschendesign ja besser finde als ihren Stimmklang.
    Ich zupfe eben noch mein Haar zurecht, da springt auch schon die Tür auf.
    Du meine Güte, ich erstarre.
    »Edda?«
    Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, das eben beginnende Gestöhne zu stoppen und meinen Mantel zu schließen, als die beiden auch schon mit allerlei Akten bepackt mitten im Zimmer stehen. Erik blickt ähnlich verdutzt drein wie Edda. Anscheinend haben sie überhaupt nicht mit mir gerechnet. Sie sehen richtiggehend geschockt aus, als hätte ich sie beim heimlichen Rauchen erwischt oder so.
    »Hallo!«, sage ich möglichst unbeschwert, nachdem ich etwas umständlich vom Sessel aufgesprungen bin, und ringe mir ein eiliges Lächeln ab. »Das ist ja eine Überraschung!« Ich strahle sie an, doch irgendwie scheint das ziemlich unreflektiert von ihnen abzuprallen.
    »Hi!«, sagt Erik knapp. »Was machst du denn hier?« Er wirkt irgendwie gar nicht sonderlich erfreut, wie er so stocksteif dasteht und mich skeptisch mustert, und Edda kann es offensichtlich gar nicht schnell genug gehen, mit ihren Akten am Arm aus dem Zimmer zu flüchten. Kein: »Elli, wie geht’s dir?« Kein Artikel »Gesunder Darm – Gesundes Leben« oder 15-Prozent-Rabatt-Coupon für Veggie Fleisch. Nichts. Stattdessen ein steifes: »Wir sehen uns später! War schön dich zu sehen!« Und schon fällt die Tür ins Schloss.
    Einen Moment lang stehen wir nur da. Erik wirkt angespannt, irgendwie total gestresst. Er lächelt nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich ihm total lästig bin, er ein total Fremder ist, wie er da so vor mir steht in seinem perfekten Business-Armani, den blank polierten Schuhen und dem Aktenberg am Arm. »Kann ich dir helfen?«, sagt er schließlich und mir schnürt sich augenblicklich die Kehle zu. Es ist, als wäre er bei einem Businessmeeting. Kann ich dir helfen? Spinnt der? Seine Stimme klingt kalt und abwesend. Er sieht mich überhaupt nicht an dabei, sondern kramt in seinen Akten.
    Ich fühle mich schrecklich! Auf einmal komme ich mir so was von blöd vor. Habe ich

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