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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
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wirklich gedacht, dass diese dämlichen ›Tips to look better naked‹ ausreichen würden, um meine Beziehung zu retten? Wie dumm ich doch war. Sophie hatte völlig recht mit ihrer Aussage. Angela Merkel hat mehr Sex-Appeal als ich und daran ändert auch kein Bar-Rafaeli-Bronzer an den Beinen etwas.
    Was bin ich bloß für ein Würstel! Auf einmal fühle ich mich klein und völlig unpassend in diesem riesigen Büro, mit all den Designermöbeln und teuren Blumenarrangements. Ich passe nicht in sein Büro und ich passe nicht in sein Leben! Ich schlucke. Ich bin nichts als ein Arrangement. Ich belüge mich selbst, weil ich den Mut nicht aufbringe, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Genau wie bei Marie. Ich renne herum und versuche einen Hinweis zu finden, dass sie ermordet wurde, bloß weil ich nicht wahrhaben will, dass meine Karriere am Ende ist und ich mich an die fixe Idee klammere, wenn ich bloß den Mörder finde, würde mein Leben wieder sein wie früher, als noch alles schön an seinem perfekten Platz war.
    Ich fühle Tränen in mir aufsteigen. Nein, so kann es nicht weitergehen. Ich kann mich nicht länger selbst belügen. Marie wird nicht wieder lebendig, bloß weil ich nicht an ihren plötzlichen Herzstillstand glaube, und unsere Beziehung wird es ebenso wenig. Daran ändert auch kein Hawaiian-Hotty-Tan etwas.
    Ich sehe hinüber zu Erik, wie er nichtsahnend eine E-Mail in seinen Computer klopft und könnte heulen. Es ist so was von vorbei. Am liebsten würde ich auf und davon laufen. Einfach nur raus hier. Ganz egal wohin. Bloß weg!
    Naja, vielleicht zum Demel und vielleicht schau ich auf dem Weg dahin in diesen Schuhladen. Die hatten glaube ich ein ›-25%‹-Schild in der Auslage und wenn ich jemals einen Grund hatte, Schuhe zu kaufen, dann ja wohl mit Sicherheit heute. Und auf einmal sehe ich diese Riemchen­stilettos vor mir und ich weiß, dass ich nichts auf der Welt mehr haben will als ihn. Nein, ich, Elli Weitzman werde jetzt nicht einfach aufgeben! Ich meine, das ist vermutlich unsere letzte Chance überhaupt!
    Also atme ich einmal tief durch und nehme meinen ganzen Mut zusammen. Dann zupfe ich meinen Burberry-Trench zurecht und gehe festen Schrittes hinüber zu seinem Schreibtisch.
    »Erik!«, hauche ich ihm leise ins Ohr, küsse ihn sanft in den Nacken und er dreht sich langsam zu mir um. »Mir ist wahnsinnig heiß!«, sage ich und öffne langsam den obersten Knopf meines Mantels. Bei ›wahnsinnig‹ ziehe ich die Unterlippe verführerisch zwischen die Zähne und will sie eben ablecken, als ich bemerke, dass er gar nicht mehr herschaut. Stattdessen klopft er erneut wild in die Tastatur seines Laptops. »Ich glühe vor Verlangen«, will ich eben einen erneuten Versuch starten, doch ich komme nur bis: »Ich glühe«, als er sich entsetzt zu mir umdreht.
    »Fieber?« Er sieht richtiggehend alarmiert aus. »Du bist krank?« Die Sorgen stehen ihm ins Gesicht geschrieben, während ich so lasziv als irgend möglich meinen Kopf schüttle. »Du klingst auch wirklich heiser!«, fügt er besorgt hinzu und fühlt meine Stirn. Eine ganze Weile beäugt er mich misstrauisch. Und dann zieht er mich plötzlich ganz nah an sich heran, ich schließe die Augen und fühle es deutlich. Bestimmt fühlt er es auch, denn er nimmt meine Hände und sieht mir tief in die Augen und dann sagt er: »Elli! Du musst zum Arzt.«
    Wie bitte?
    »Deine Lippen sind arg geschwollen.«
    Geschwollen? Spinnt der?
    »Das ist bloß mein Lip-Gloss«, versuche ich mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, wenngleich meine Lippen mittlerweile wirklich ganz schön brennen. Hoffentlich habe ich nicht zu viel von diesem Zeugs verwendet. Stand da eine Mengenbeschränkung drauf? Egal! Tempo! Ich muss schneller werden, wenn das hier was werden soll! Also greife ich unter Eriks erstauntem Blick an meinen Hut, schleudere ihn sogleich in 9½-Wochen-Manier zu Boden und noch ehe er weiß, wie ihm geschieht, springe ich ihm um den Hals. Ich möchte eben damit beginnen, ihn wild zu küssen, als – ich langsam, aber sicher verrückt werde. Sein Telefon? Kann man hier denn nicht mal fünf Minuten seinen Mann verführen? Was ist das hier? Das Straflager für Rechtsanwälte?
    »Ich muss da ran!«, löst sich Erik stammelnd aus meiner Umklammerung. »Ist dringend!«
    »Das meine ich aber auch«, lasse ich mich davon jetzt nicht mehr abhalten. Schließlich dauert hier alles schon viel zu lange, ich habe auch noch andere Termine. Also beginne ich in

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