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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
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Erik sogleich nervös aufspringt.
    »Das ist Edda! Ich muss los.« Er klingt dabei, als wäre eine mittlere Naturkatastrophe ausgebrochen und noch ehe ich Tschüss sagen kann, fällt auch schon die Tür ins Schloss.
    Einen Moment halte ich inne und überlege, dann schlüpfe ich in mein Kleid, tupfe ein wenig Glamour-Gloss auf die Lippen und will eben nach dem gold-glänzenden Flakon auf meinem Bett greifen, als es unvermutet wieder auftaucht. So ein Gefühl, eine unbestimmte Ahnung, dass irgendetwas nicht stimmt, dass etwas nicht so ist, wie es scheint.
    Nachdenklich nehme ich den schmalen Glasflakon zur Hand. Eine ganze Weile betrachte ich ihn, während ich in Gedanken versuche, mir jede noch so kleine Einzelheit jenes Abends ins Gedächtnis zu rufen. Was ist passiert, nach unserem Abschied bis zu Katharinas Sturz in den Tod?
    Ich halte das Fläschchen gegen das durch die offenen Terrassentüren einfallende Sonnenlicht. Die Flüssigkeit schimmert bernsteinfarben.
    Ich rieche daran, versuche mich genau zu erinnern, mir jedes Detail in Erinnerung zu rufen. Ihre schwindelerregend-hohen Heels, das dezente, kaum wahrgenommene Wanken auf dem Weg in die Mittelloge, der Inhalt unseres Gesprächs. Wie sie mir den Flakon reicht –
    und mit einem Mal begreife ich. Ich habe nicht nur am falschen Ort, ich habe auch zur falschen Zeit gesucht. Mein Herz rast auf einmal vor Aufregung, während sich in meinem Kopf das Chaos langsam zu entwirren scheint.
    Es passierte nicht nach unserem Abschied, es passierte schon davor. Dabei lag die Antwort schon die ganze Zeit über hier, direkt vor meiner Nase und eines schien klar, wenn es Mord war, so kam er nicht nur in einer höchst luxuriösen Verpackung und begleitet von weltberühmten Werbestars daher, er roch auch definitiv gut, der Tod!

KAPITEL 26
     

    A
    ls ich einige Stunden später fröhlich in meinen Flip Flops die Steintreppen zum Strand hinunter hüpfe, bin ich richtiggehend euphorisch. Ich habe diesen Goldbronzer verwendet, meine hawaiianische Begrüßungs-Badetasche passt formidabel zu meinem Kleid, und ich konnte dieses Labor in der Waimea Canyon Road ausfindig machen. Wenn der Typ recht behält, dann werde ich schon in wenigen Stunden Gewissheit haben und bis dahin werde ich jetzt ein paar coole Stunden mit meinen neuen amerikanischen Glamour-Girl-Friends verbringen.
    Hoffentlich bin ich nicht zu aufgetakelt, denke ich, nachdem ich mir einen Papaya-Grenadine-Kokos-Smoothie vom Tablett dieses dunkelhäutigen Typs genommen habe, der in seinem floral-opulenten Hemd aussieht, als wäre er geradewegs den Bee Gees entlaufen, und durch meine gratis Ray Ban die illustre Runde näher beäuge, die sich etwa hundert Meter entfernt von mir zwischen den Palmenblatt gedeckten Barbecue-Hütten entlang dem feinsandigen Strandabschnitt schart. Ob ich vielleicht besser doch nicht dieses Gloss aus dem Goodie Bag hätte verwenden sollen? Ich bin etwas unsicher. Einerseits ist es ein ganz zwangloses hawaiianisches Barbecue, aber andererseits sieht der bunte Haufen Cocktail schlürfender Gäste da unten schon von hier aus ziemlich einschüchternd hip aus und ich merke, dass meine eben noch fröhlichen Schritte etwas zaghafter werden, als ich meinen Weg durch den Palmengarten in Richtung Strand einschlage. Ich versuche ehrlich locker zu bleiben. Erik hat gesagt, dass sie alle furchtbar nett sind, rufe ich mir in Erinnerung, doch mit jedem Schritt auf die Menge zu pocht mein Herz noch schneller und habe ich mehr das Bedürfnis, über den schmalen Holzsteg, der die Meereswasserlagune überbrückt, auf der Stelle abzuhauen.
    Nicht, dass ich mich so leicht verunsichern lassen würde, aber die sehen hier alle aus, als wären sie direkt dem Cover der Shape entsprungen oder aus irgend so einer super trendigen Kultserie entlaufen. Sehen Sie nur diese goldig-schokoladigen zwei Meter langen Luxuskörper, gehüllt in die Cruising-Collections von Armani bis Valentino, ihre makellosen Zähne. Ohne meine Sonnenbrille könnte ich gar nicht hinsehen, so weiß sind die und erst die Nägel, perfekt geformt und wie die glänzen, in den tollsten Sorbetfarben und diese Flechtfrisuren auf ihren Köpfen. Das sind Kunstwerke – so eine trug ich zum Opernball! Im Ernst!
    Okay, schön langsam, aber sicher werde ich panisch. Ich meine, so perfekt sieht doch niemand in Wahrheit aus. Das ist doch bloß, was uns die Werbung mit Hilfe von Photo­shop und Weichzeichnern vorgaukeln will, oder zumindest dachte ich das bisher,

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