Hi, Society
schnell ich kann meine Badesachen zusammen und werfe ihr ein fröhliches »See you!« zu.
KAPITEL 27
»S
ophie?«
»Wer denn sonst?«, kreischt die kurz darauf genervt in den Hörer. »Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?«
»Fünf Minuten vor Zwöl …«
»Zeit dich umzubringen, du Irre!«, fährt sie mir dazwischen.
Ganz offensichtlich hat sie weniger Verständnis dafür, unerwartet unregelmäßig von mir aus dem Schlaf geklingelt zu werden, als erwartet regelmäßig mich aus dem Schlaf zu klingeln.
»Hast du einen Sonnenstich, oder was? Ich habe morgen ein Shooting!«, kreischt sie indes weiter in den Hörer. »Es mag dir vielleicht entgangen sein, aber es gibt Leute, die nachts schlafen, weil sie nämlich arbeiten müssen. Und ist dir schon mal die Idee gekommen, dass wenn jemand nach 20 Mal Klingeln nicht abhebt, es vielleicht daran liegen könnte, dass er nicht will?«
»Sophie!«, gebe ich mich versöhnlich, da mich die Roaming-Gebühren vermutlich schon jetzt mehr kosten als die Raummiete für meine Ordi, und selbst die kann ich mir schon bald nicht mehr leisten.
»Sag nicht Sophie! Schon gar nicht in diesem versöhnlichen Tanten-Ton! Dank dir werde ich auf dem Cover der Elle wie Scheiße aussehen.«
»Aber es gibt unglaubliche Neuigkeiten!«, juble ich.
»Jessica Biel heiratet Justin Timberlake?«
Wie kommt sie jetzt bloß darauf?
»Nein!«, quietsche ich und versuche eben im Kopf alle Anhaltspunkte in eine halbwegs für Sophie verständliche Reihe zu bringen. »Es ist …«
»Dieses Miststück!«, fällt sie mir schon wieder ins Wort. »Ich wusste es. Sie heiratet Brad. Nicht wahr? Eh klar, dass sie nicht wartet, bis die Homo-Ehe legalisiert wird.« Ich höre förmlich, wie ihre Gedanken Purzelbäume schlagen. »Du lieber Gott!«, mittlerweile klingt ihre Stimme erschreckend schrill. »Sie war bei Obama. Nein, der wird doch wohl nicht das Gesetz für sie ändern? Elli, der wird das doch nicht tun?«
Also ich glaube, ich werde jetzt hier und auf der Stelle verrückt. Spinnt die?
»Nein. Mit Sicherheit ist es bloß ein Zufall«, beschwichtige ich, ohne sicher zu sein, wovon sie eigentlich spricht.
»Versprich mir, dass du Erik fragst, ob so was möglich ist! Hörst du?« Sie schnappt einige Male nach Luft, ehe sie weiter in Panik gerät. »Das ist eine Katastrophe! Brangelina heiraten, jetzt wo ich die OK! auf zwei Millionen für die Exklusiv-Fotos rauf gehandelt habe. Ich muss sofort meinen Manager anrufen! Ich habe eine Anfrage von CBS und ein exklusives Shooting mit Massimo für die Vogue. Die Vogue! Was fällt der überhaupt ein? Gibt es nicht irgendein kambodschanisches Waisenkind, das sie adoptieren muss oder ein afrikanisches Flüchtlingslager, dem sie einen Kurzbesuch abstatten muss? Kein Schwein wird sich mehr für die Rechte an meinen Hochzeitsfotos interessieren, wenn Angie erst mal Ja sagt. Das Allerschlimmste daran ist, falls doch, werde ich die ganze Kohle auch noch spenden müssen, weil sie das nämlich mit Sicherheit tun wird und dann bin ich das geldgierige Biest, das …«
»Bitte! Jetzt hör doch endlich zu!«, versuche ich erneut sie zu unterbrechen. »Ich muss dir etwas Wichtiges erzählen!«
»Dann mach aber schnell! Ich habe noch 1000 Dinge, die …«
»Okay! Ich war am Strand und da bin ich ein klein wenig ohnmächtig geworden, wegen dieser Papayas.«
»Kannst du dir den Bericht bitte für morgen aufheben? Ich bin jetzt ehrlich nicht in Stimmung für Yoga.«
»Wie kommst du denn jetzt auf Yoga?«
»Na, Ananas, Papayas, ist doch alles dasselbe!«
»Die heißen Anansas! Mensch, wie oft soll ich dir das –«
»Egal! Sophie!«, sage ich so ernst als möglich. »Du musst sofort zur Polizei gehen!«
»Sag mal, spinnst du jetzt völlig? Ich geh jetzt schlafen.«
»Hör doch zu! Marie von Stetten war eine Strohfrau!«
»Eine was?«
»Du weißt schon. Eine Art Personal-Schwarzgeld-Shopper für Leute mit illegalen Einnahmen, die ihr Geld loswerden wollen, aber unerkannt bleiben wollen. Marie hatte die Kohle für ihre Diamanten von deinem Mr. Fucking Fabelhaft!«
Kein Ton am anderen Ende der Leitung.
»Bist du noch dran?«
Ich höre ein zustimmendes Seufzen.
»In England gab es im 17. Jahrhundert Strohmänner, die hießen so, weil sie als Erkennungszeichen in den Schnallen ihrer Schuhe Strohhalme trugen«, führe ich weiter aus. »Marie von Stetten hat sozusagen den Strohhalm gegen lupenreine Diamanten ersetzt.«
»Wie bitte?«
»Na, sie hat im Auftrag
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