Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
Vom Netzwerk:
von Orlow die Steine im Doro­theum ersteigert und sie dann einfach behalten. Sie wusste, dass er nichts dagegen machen konnte. Rein rechtlich befugt das abgeschlossene Geschäft nur den Strohmann, aber nicht den Auftraggeber.«
    »Aber das ist doch illegal?«
    »Oh ja! Illegal und echt fies!«, stimme ich ihr zu. »Von wegen großzügige Leihgabe. Sie hat mir die Schuhe bloß geliehen, weil ich diese für sie in die USA schmuggeln sollte.«
    »Bist du sicher?«
    Ich nicke, während ich am Display nach dem Foto des Peeptoe-philen suche. »Deswegen wollte sie, dass ich sie am Fuß trage und nicht in den Koffer packe. Nicht, weil Steine abfallen könnten. Weil sie am Fuß unauffälliger wirken.« Ich markiere das Foto, das ich vor Wochen vorm Sacher gemacht habe und drücke auf Weiterleiten.
    »Du lieber Gott, Elli! Und was jetzt?«
    »Hör zu!« Ich tippe Sophies E-Mail-Adresse in die Empfängerspalte und drücke auf Senden. »Du machst Folgendes!«

Finanzamt Wien I/23
    Team 8/Gruppe 4b
     
     
     
    Elisabeth Weitzman
    Habsburgergasse 9/11
    1010 Wien
     
     
    Wien, am 11.8.2009
     
     
    Betreff: Nicht-Topf-Sonderausgaben
     
     
    Sehr geehrte Frau Weitzman,
     
    Ihr im Dorotheum ersteigertes Tafel- und Dessertbesteck aus Silber für zwölf Personen ist keine Nicht-Topf-Sonderausgabe im Sinne des §18 EStG, wie Sie überraschenderweise annehmen. Unter Sonderausgaben dieser Art fallen Kirchenbeiträge, Steuerberaterkosten und Spenden.
    Ich gebe zu, dass der Begriff »Topf«-Sonderausgaben etwas missverständlich gewählt wurde, daher möchte ich es nicht unerwähnt lassen, dass unter dieser Sonderausgabenform ausschließlich Pensionen sowie dauernde Lasten, Personenversicherungen und Ausgaben zur Wohnraumschaffung oder -sanierung zählen, jedoch keinerlei Arten von Kochgeschirr oder Küchenzubehör.
     
    Ihre Rechnung finden Sie anbei!
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Maria Molart
    Beilagen: 1 Rechnung im Original

KAPITEL 28
     

    W
    issen Sie, ich bin wirklich niemand, der gern krank ist, aber hier in Cold-Couture-Heaven da könnte ich mir das nochmal überlegen. Ich meine, die USA ist quasi das Schnupfen-Schlaraffenland. Im Ernst. Wo sonst schmecken die Halsweh-Lutschtabletten so lecker nach Wildkirsche, dass ich mich zurückhalten muss, nicht mehr als die sieben erlaubten zu lutschen und das Vitamin C erst! Wie frisch gepflückte Orangen aus Sizilien und der herrlich-erfrischende Bananen-Smoothie mit einem Hauch Vanille nennt sich hier Hustensaft. Also wehe, meine Mum kommt mir bei meiner nächsten Erkältung noch mal mit so einem lästigen Zwiebelwickel oder diesen ekligen Topfen-Umschlägen. Also da habe ich nun aber echt bessere Mittel entdeckt als Salbei-Tee und Salz-Inhalation.
    Wirklich! Krankheit bekommt hier eine ganz neue Dimension. Müsste ich mich nicht alle zwei Minuten in meine superweichen Aloe-Vera-getränkten und herrlich nach Limette duftenden Taschentücher schnäuzen, ich könnte glatt vergessen, dass ich eigentlich ziemlich krank bin.
    Ja, wirklich!
    Ich weiß. Wie schafft man es bloß, in der Südsee krank zu werden? Erik hatte völlig recht, aber es muss wohl die ganze Aufregung gewesen sein. Das ist ja schließlich wissenschaftlich erwiesen, dass das Immunsystem auf Stress genauso sensibel reagiert wie Karl Lagerfeld auf die Frage nach seiner sexuellen Orientierung und wir waren ja gestern Abend noch bei diesem Dinner under the Stars, was wirklich wunderschön war. Es gab hawaiianisches Essen, diese Grammy-Gewinnerin hat im Freien für uns gesungen und ich hätte vielleicht besser auf Erik hören und nicht im Anschluss daran in einer Art cocktailgetränktem Todesmut mich im Mondscheinsurfen versuchen sollen – die Wellen hier sind nämlich wirklich ziemlich hoch, immerhin kommen Surfer aus aller Welt, um sich diesen Naturgewalten zu stellen, und das hätte ich wohl lieber mal bedenken sollen, ehe ich mich sorglos in die Fluten warf.
    Wie dem auch sei, bis Erik endlich fertig war mit seinem Vortrag über fahrlässiges Verhalten im Zusammenhang mit Ertrinkungsunfällen, war ich ziemlich ausgekühlt. Dabei hätte er mich doch überhaupt nicht retten müssen. Im Ernst, ich hätte es bestimmt auch ohne ihn wieder an Land geschafft. Ich bin nur etwas unglücklich von dieser monströsen Riesenwelle überrascht worden. Gut, vielleicht war ich im ersten Moment etwas panisch, aber doch nur, weil mein D&G-Oberteil plötzlich weg war. Ich schwöre, dass ich nichts gerufen habe von »Baywatch!« oder

Weitere Kostenlose Bücher