Hi, Society

»Help me, Pam!« Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie Erik darauf kommt. Aber er ist furchtbar stolz auf seine heldenhafte Tat und so lasse ich ihn in dem Glauben, dass er mir das Leben gerettet hat.
    Wie dem auch sei, meinen HNO-Bereich dürfte die pazifische Meerwasserspülung weniger gefreut haben, denn als ich heute Morgen aufwachte, kam plötzlich kein Ton mehr aus meinem Hals, dafür aber ziemlich pochende Schmerzen beim Schlucken. Meine Nase läuft seither ohne Unterbrechung. Deshalb liege ich hier im Bett, während Erik wohl gerade mit den Delphinen im Meer schwimmt. Was ich ihm aber auch wirklich von Herzen gönne. Schließlich hatte er die letzten Monate genug Stress und er hat mir aus der Apotheke all diese Leckereien besorgt und die Rezeption dazu angehalten, mich während seiner Abwesenheit ausreichend mit allem zu versorgen, was mir hilft, schneller gesund zu werden und das ist, wie ich mittlerweile herausgefunden habe, eine Dosis Schokoladenbrownies mit Mango-Guaven-Eiscreme, hauchdünn geschnittene und frittierte Süßkartoffelchips verfeinert mit einem Hauch Blütensalz, der vitamin- und mineralstoffreiche Saft einer frischen Kokosnuss und ununterbrochener, hemmungsloser amerikanischer Fernseh-Abusus – mal abgesehen von einem kurzen Blick auf mein Telefon, ob es schon etwas Neues von Sophie oder dem Labor gibt und einem kurzen Badezimmer-Gurgel-Stopp mit dieser wahnsinnig wirksamen und super-leckeren Honig-Ingwer-Lösung während der Werbepausen.
    Ich muss schon sagen, nicht nur krank sein, auch Fernsehen bekommt hier eine ganz neue Dimension.
    Also es gibt, glaube ich, so an die 300 Sender. Na gut: 321.
    Nicht, dass Sie jetzt den falschen Eindruck von mir kriegen. Es ist ja schließlich nicht so, dass ich das hier freiwillig mache, aber irgendwie muss ich mich ja beschäftigen. Im Beipackzettel stand nämlich, ich soll mich am besten nicht aus dem Bett bewegen und so ist das Einzige, was ich bewege, mein Daumen. Es gibt hier wirklich coole Sender. Also auf dem einen hier läuft schon den ganzen Tag Sex and the City, eine Folge nach der anderen, und dann gibt es so eine Art CNN. Ich glaube, das wird mein neuer Lieblingssender. Er heißt E!, das steht für Exclusive und die haben eine richtig gute Nachrichtensendung, da erfährt man stündlich alle Top Ten-Schlagzeilen schnell und anschaulich, also dass Kanye West beim Date mit Kim Kardashian seine Hose verloren hat zum Beispiel oder Cameron Diaz beim Verlassen einer Beautyklinik gesichtet wurde, Mila Kunis heute Morgen Ashton Kutchers Haus verlassen hat, Seal gelben Nagellack trägt … und dazwischen gibt es richtig tolle Reportagen. Momentan läuft zum Beispiel eine, die heißt True Hollywood Story, da erfährt man echt alles über die Stars, also zum Teil auch Sachen, die man gar nicht wissen will, oder wollten Sie hören, dass Halle Berry sechs Zehen hat? Aber davon abgesehen ist es echt unterhaltsam und man kann richtig viel lernen. Also zum Beispiel, dass die Dukan-Diät von Kate Middleton viel zu einseitig ist und zu Mangelerscheinungen führen kann und ich kenne jetzt das Geheimnis von Megan Fox’ Traumkörper: Pilates. Also, wer sagt eigentlich, dass Fernsehen nicht schlau macht? Und dann gibt es noch diese Close-Up-Reihe, da bringen sie so Sachen, wie dass Scarlett Johansson eine Pollenallergie hat, und dreimal dürfen Sie raten, wie Demi Moore in Wirklichkeit heißt: Demetria Gene Guynes, ist das nicht krass! Ja, und ich weiß jetzt auch, dass George Clooney vor seinem Durchbruch Damenschuhe verkauft hat. Also ich möchte nicht wissen, wie viele Frauen jetzt diesen Traum haben, dass sie bloß ein Paar Peeptoes kaufen wollen und auf einmal ist da George, mit diesem sündhaft teuren Salvatore-Ferragamo-Sling-Pumps in der Hand … Okay, wo war ich stehen geblieben, falls Sie es überhaupt noch interessiert? Gwyneth Paltrow zum Beispiel hat die Rolle in Titanic abgelehnt und David Beckham hat Angst vor Vögeln. Na, besser als vorm Vögeln! Ach ja, Sarah Jessica Parker war mal mit Robert Downey Jr. liiert, Christina Aguilera fürchtet sich im Dunkeln und dieser Alexander Skars war vor seinem Durchbruch als heißer FBI-Ermittler als Soldat in einer Anti-Terrorismus-Einheit – was er übrigens mit James Blunt gemeinsam hat. Er heißt in Wirklichkeit Saarsgord, hat einen Bruder namens Lars und jetzt halten Sie sich fest, der wohnt in Wien! Also wenn das nicht cool ist! Da sieht man mal wieder: Wien, der Nabel der Welt, und ich hatte