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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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erklärte er händereibend. „Mister Pickles fühlt sich nicht sehr wohl und läßt fragen, ob Sie den Dieb schon ausfindig gemacht haben?“
    „Nein, noch nicht ganz.“
    „In diesem Falle, Mister Stretcher, läßt Mister Pickles Sie bitten, ihm morgen oder übermorgen Bericht zu erstatten, wenn er wieder gesund ist. — Was haben Sie denn schon entdeckt?“
    „Oh — so einiges.“
    „So, wirklich?“
    Er war sichtlich neugierig. „Was denn? Darf man es vielleicht erfahren?“
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Ich werde ja ohnedies morgen oder übermorgen Bericht erstatten. Und dann werden Sie’s wohl auch erfahren. Übrigens — was war das gestern abend für eine Party?“
    „Einige Herren vom Blumenzüchterverein mit ihren Damen. Diese Party findet jeden Monat statt.“
    „Sonst war niemand dabei?“
    „Nein, außer natürlich Mrs. Buttom und Doktor Howard. Ist das für Sie wichtig?“
    „Gar nicht, ich frage manchmal nur, um nicht aus der Übung zu kommen. Da hab’ ich gleich noch eine Frage, mein Lieber: Woran ist eigentlich die Schwester von Mister Pickles gestorben?“
    „An einer Lungenentzündung.“
    „Mhm. — Hier? Im Hause? Oder war sie in einer Klinik?“
    „Nein“, sagte er befremdet, „hier im Hause. Wozu müssen Sie…“
    „Ja ja“, unterbrach ich ihn und nickte versonnen, „so was geht oft sehr schnell. — Empfehlen Sie mich bitte Mister Pickles, und sagen Sie ihm, daß ich gute Besserung wünsche. Ich werde mich natürlich wieder melden.“
    Ich stieg in meinen alten Chevy, der wieder einmal absolut nicht anspringen wollte. Immer, wenn er eine zeitlang in der Sonne gestanden hat, springt er ungern an. Endlich aber kam die Maschine doch, und ich fuhr langsam hinaus auf die Straße, um die Biegung herum und hielt.
    Ein paar Minuten später erschien Eve. Heute hatte sie eine buntgemusterte Bikinibluse an, die sie über ihren verwaschenen Blue Jeans trug. In diesen engen, blauen Leinenhosen hatte sie unwahrscheinlich lange Beine.
    Sie lehnte sich mit beiden Ellenbogen auf meine Wagentüre.
    „Sie haben’s doch niemandem gesagt?“ war ihre erste Frage.
    „Nein, das hab’ ich dir doch versprochen.“
    Sie kletterte wieder zu mir herein, und wir fuhren ein Stückchen weiter.
    „Warum klappert der denn so?“ fragte sie.
    „Weil nicht alles ganz so fest ist, wie es sein sollte“, erklärte ich ihr.
    „Warum kaufen Sie sich keinen neuen? Ich finde ihn abscheulich.“
    „Ich auch. Aber ein neuer kostet viel Geld.“
    „Onkel Joshua sagte neulich, als wir den neuen Bentley bekamen, daß es billiger ist, immer wieder ein neues Auto zu kaufen.“
    „Das stimmt auch“, sagte ich, „aber nur, wenn man viel Geld hat.“
    Sie blickte mich fragend an.
    „Das verstehe ich nicht, Allan.“
    „Ich auch nicht. Aber es ist so. Jetzt wollen wir aber nicht länger über Wirtschaftsprobleme verhandeln. Erzähl’ mir endlich, was du Neues weißt.“
    Ich hielt.
    „Ja also“, fing sie an, „ich war natürlich schon im Bett, aber dann bin ich wieder aufgestanden und heimlich hinuntergegangen. Isabel war ja nicht da, und Mutti hat ihr Zimmer auf der anderen Seite. Und dann hab’ ich mir halt im Treibhaus die paar Blüten geholt, und dann...“
    „Wie viele waren es ungefähr? Kannst du dich daran noch erinnern?“
    Sie runzelte die Stirn, dann sagte sie: „Vielleicht zwanzig, aber es waren immer noch sehr viele dran, viel mehr, als ich genommen hatte. — Haben Sie einen Kaugummi, so einen scharfen? — Ich hab’ geglaubt, man würde es diesmal bestimmt nicht merken, und deshalb hab’ ich gar nicht viele genommen.“
    Ich nestelte meinen Ingwergummi aus der Tasche.
    „Schmeckt der dir denn? Der ist doch verflucht scharf?“
    „Nein“, sagte sie, „aber ich möchte ihn doch gerne haben. Und verflucht darf man nicht sagen.“
    „Verzeihung, du hast recht. Aber im vorigen Jahr, da hat man’s doch auch gemerkt. Hast du da auch nur wenige genommen?“
    Sie hatte inzwischen den Kaugummi ausgewickelt. Nun faltete sie das rotweiß karierte Papierchen sorgfältig zusammen und steckte es in die Hosentasche.
    „Was machst du denn damit?“ fragte ich.
    „Die sammle ich“, erklärte sie mir. „Ich hab’ schon eine ganze Schachtel voll, aber von dieser Sorte hab’ ich erst die beiden von Ihnen.“
    „Ich bring’ dir nächstens mal eine ganze Schachtel voll mit“, versprach ich ihr, „aber nun mußt du meine Fragen beantworten. Wie war das im vorigen Jahr?“
    „Auch nur ein

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