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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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paar“, sagte sie kauend. „Vielleicht etwas mehr als diesmal, weil ich doch jetzt vorsichtiger war.“
    „Und waren damals auch alle Blüten fort?“
    „Das weiß ich nicht. Onkel Joshua hat nur geschimpft, und dann wurde das Treibhaus zugesperrt, ich weiß nicht, ob da dann auch alle weg waren.“
    Ich erinnerte mich genau, daß Mister Pickles mir erklärt hatte, schon im Vorjahre seien alle Blüten verschwunden gewesen.
    „Nun sei mal ein ganz vernünftiges Mädchen“, sagte ich. „Ich muß jetzt unbedingt wissen, wer dir erzählt hat, daß Wünsche in Erfüllung gehen können, wenn man das so macht, wie du das getan hast.“
    „Wollen Sie’s auch ausprobieren?“
    „Nein, aber ich muß es wissen.“
    Sie schüttelte energisch ihre langen Locken.
    „Und ich sag’s Ihnen bestimmt nicht. Sie halten es doch auch, wenn Sie was versprechen, oder?“
    „Ja, natürlich“, gab ich zu. Sie hatte mich da in eine ganz nette Zwickmühle laviert. „Selbstverständlich halte ich meine Versprechen. Aber du siehst doch, daß da jemand etwas tut, was nicht recht ist. Er wartet, bis du dir Blüten geholt hast,, und dann geht er hin und holt sie sich alle! Damit bringt er dich in Schwierigkeiten, siehst du das nicht ein?“
    Eine ganze Weile dachte sie angestrengt nach, dann sagte sie: „Ich werde ihn mal fragen, ob ich’s Ihnen sagen darf.“
    Demnach mußte ein Mann dahinterstecken.
    „Also gut, Eve, dann sprich mal mit ihm.“
    „Was krieg’ ich denn, wenn ich’s Ihnen doch sage?“
    „Eine Schachtel Ingwerkaugummi“, schlug ich unvorsichtigerweise vor, und ich bekam sofort die Quittung.
    „Die haben Sie mir ja sowieso versprochen. Krieg’ ich einen kleinen Hund von Ihnen, wenn ich’s Ihnen sagen würde?“
    „Darüber ließe sich reden.“
    „Überhaupt“, fuhr sie fort und beobachtete mich mit einem lauernden Blick in ihren schönen Augen, „überhaupt haben Sie gestern gesagt, daß jeder Dieb eine Spur hinterläßt, und Sie haben meine Haare gefunden. Dann müssen Sie ja noch was gefunden haben, ich meine von dem Dieb, der sie alle gestohlen hat. Haben Sie was gefunden?“
    Du lieber Gott, ich hatte schon ein paar ganz ansehnliche Burschen ins Loch gebracht, ich hatte mich gegen ein paar widerspenstige Behörden durchgesetzt, und ich war sogar mit Tommy Donatelli, dem Polizeileutnant mit dem übelsten Mundwerk von Kalifornien, fertig geworden; aber daß man bei Kindern so höllisch aufpassen mußte — das lernte ich soeben erst.
    „J-ja“, log ich aus Notwehr, „ich habe schon was gefunden.“
    „Was denn?“
    „Das sag’ ich nun auch nicht, Eve.“
    Ein großer, dunkelgrüner Wagen kam in diesem Augenblick um die Kurve geschossen, und Eve rutschte blitzschnell neben mir unters Armaturenbrett. Als der Wagen vorbei war, kam sie wieder hoch.
    „Das war Mutti“, sagte sie. Ich hatte Mrs. Buttom natürlich gesehen, und sie mich auch, aber wir hatten aneinander vorbeigeschaut. „Mutti braucht nicht zu wissen, daß ich hier neben Ihnen sitze, sonst fängt sie wieder an zu fragen.“
    Sie bog sich meinen Rückspiegel zurecht und brachte ihre Haare in Ordnung, dann fragte sie:
    „Wie ist’s denn jetzt — krieg’ ich den Hund oder nicht?“
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Das weiß ich noch nicht, Eve; ich werde jetzt einmal versuchen, den Dieb allein zu erwischen.“
    „Und dann sagen Sie’s Onkel Joshua?“
    „Ja, das werde ich natürlich tun.“
    „Aber so, daß er von mir nichts merkt?“
    «Ja.“
    „Das ist gut, und Sie sind ein feiner Kerl, Allan. Ich finde, es gibt sehr wenige so feine Kerle, aber Doktor Howard ist auch einer, und ich werde ihn fragen, ob...“
    Ihre Augen wurden plötzlich ganz starr vor Schrecken, aber nun brachte ich, ohne auf Eve zu achten, gemächlich meinen Rückspiegel wieder in Ordnung. Nun wußte ich, von wem sie die Sache mit den Blüten hatte.
    Ich kramte wieder einmal einen Kaugummi aus der Tasche.
    „Haben?“
    „Ja“, sagte sie, und diesem ja folgte ein lauter Seufzer der Erleichterung.
    „Mach dir mal keine Gedanken, Eve“, sagte ich, „das wird sich schon alles aufklären. Aber jetzt muß ich dringend weiterfahren. Soll ich dich heimbringen?’’
    „Nein, nein“, sagte sie, „das ist ja nicht weit zu gehen. Ich bin oft viel weiter unterwegs.“
    Sie gab mir flüchtig die Hand, erinnerte mich nochmals an den versprochenen Kaugummi und, falls es mir möglich sei, solle ich ihr doch schon morgen den kleinen Hund mitbringen!
    Ich

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