Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
stieß sich von meinem Magen kräftig ab und jagte davon. Ich kontrollierte, ob sie in mir keine Löcher zurückgelassen hatte, und richtete mich ein wenig auf.
    Im ersten Augenblick erinnerte mich Dinah Clearney sehr an ihre kleine Nichte Eve — nur in vergrößerter Ausgabe. Sie hatte die gleichen schwarzen, gewellten Haare, den gleichen bräunlichen Teint, die gleichen großen, schwarzen Augen.
    Sie führte die Dogge am Halsband. Das Tier war so groß, daß sich das Mädchen beim Gehen kaum zur Seite neigen mußte.
    Dinah trug eine dreiviertellange, enge, dunkelgrüne Hose, hellrote Schuhe und eine Bluse im gleichen Rot. Über ihrer rechten Schulter hing eine weiße Leinenjacke.
    „Verzeihung“, rief sie mir zu, „entschuldigen Sie, daß ich so spät dran bin! Ich dachte nicht, daß Sie so früh kommen würden. He — Oliver! Sei anständig, das ist ein gutes Herrchen! — Wie gefällt es Ihnen?“
    Ich hätte viel darum gegeben, wenn ich gewußt hätte, wovon sie sprach. Da ich es aber nicht wußte, sagte ich sehr freundlich: „Oh — es gefällt mir recht gut.“
    Nun war sie herangekommen und streckte mir die Hand entgegen. Sie hatte eine schmale, kräftige Hand mit langen Fingern. Ich entdeckte an ihr keinerlei Schmuck.
    Plötzlich kniff sie die Augen zusammen, zog ihre Hand zurück, holte eine Brille aus ihrer Jackentasche, schob sie sich auf die kleine Stupsnase und starrte mich ungeniert an.
    „Nanu?“ machte sie. „Sie sehen aber ganz anders aus als auf den Bildern im ,Hollywood Magazin’.“
    Ich nickte.
    „Vermutlich bin ich dort nicht in der Badehose abgebildet.“
    Ihr Blick ging blitzschnell an meinem Körper entlang — und da war ja bei mir gottlob nichts auszusetzen.
    „N — nein“, sagte sie zögernd, „ich — ich meinte — im Gesicht!“
    Nun, da war bei mir allerhand auszusetzen.
    „Die Fotografen schmeicheln sehr“, bemerkte ich.
    „Aber nein!“ rief sie eifrig. „So hab’ ich das nicht gemeint. Ich finde, Sie sehen auch so sehr gut aus — nur eben anders.“
    Oliver, dieser Riesenhund, schnupperte an meinen Zehen, machte langsam sein Maul auf, das auf mich wie ein Bagger wirkte, und nahm mein Fußgelenk sanft zwischen seine Zähne.
    Ich deutete mit dem Finger nach unten.
    „Könnten Sie ihn vielleicht darauf aufmerksam machen, daß ich meinen Fuß noch brauchen werde?“
    „Oliver!“ sagte sie streng. Der Hund ließ mich sofort los, wenn auch sichtlich ungern. „Er will nämlich nur spielen, wissen Sie. Übrigens fand ich Ihren letzten Film einfach hinreißend.“
    Also eins stand nun bei mir fest: wenn sie mich schon für einen Filmschauspieler hielt, dann konnte sie mich weder mit Errol Flynn noch mit Spencer Tracy verwechseln; aber wen mochte sie meinen?
    „Tja“, sagte ich, um den vorigen Knoten behutsam weiter zu knüpfen, „tja also — es hat mir recht gut gefallen, das muß ich schon sagen!“
    Sie wurde ein wenig rot, offenbar vor Freude.
    „Wirklich?“ rief sie. „Das freut mich aber! Wissen Sie, es ist erst das zweite Drehbuch, das ich geschrieben habe. Das erste hat, wie ich Ihnen schon schrieb, die ,United’ gekauft, aber sie haben den Film bisher noch nicht gedreht. Ich finde aber das zweite viel besser, und deshalb schickte ich es Ihnen direkt. Ich finde es furchtbar nett von Ihnen, daß Sie sich extra hierher bemüht haben. Glauben Sie denn, daß Sie den Film machen werden?“
    Ich wiegte nachdenklich den Kopf.
    „Mhm, mhm“, machte ich, „darüber — reden wir besser später.“
    „Ja, natürlich“, sagte sie hastig, „wollen Sie nicht mit hineinkommen, es ist hier immer noch schandbar heiß. Mögen Sie eine Tasse Kaffee oder lieber einen eisgekühlten Drink?“
    Ich nickte ihr begeistert zu.
    „Was Ihnen am wenigsten Mühe macht. Ich denke, das dürfte etwas Eisgekühltes sein, Miß Clearney.“
    Sie zuckte zurück, als hätte ich mich plötzlich in eine Kobra verwandelt. Mit halboffenem Munde starrte sie mich eine Weile ratlos an, dann ging sie vorsichtig noch einen weiteren Schritt zurück.
    „Sagen Sie mal — wer sind Sie eigentlich?“ fragte sie.
    „Ich heiße Allan Stretcher und bin Privatdetektiv.“
    „Und Sie wollen zu Dinah Clearney?“
    „Ja“, nickte ich, „das hatte ich mir wenigstens bis vor kurzem vorgenommen. Aber der jüngsten Entwicklung zufolge weiß ich nicht genau, ob ich das jetzt noch unbedingt will. Wer sind Sie denn?“
    „Ich heiße Muriel Delano. Miß Clearney wohnt noch ein Stückchen weiter; dort

Weitere Kostenlose Bücher