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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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fragte ich ein paar Leute, die dort verstreut liegende Villen hatten, nach dem Tyrolean Drive und Dinah Clearney. Sie schickten mich zum Nordufer, und endlich entdeckte ich dort die Straße.
    Sie zweigte in einem Wald rechts ab, leicht zu übersehen, und sie war so schmal, daß man gerade noch fahren konnte. Als ich dreihundert Yards hinter mir hatte, wußte ich, weshalb kein Mensch den Tyrolean Drive kannte, der nicht dort wohnte. Und wenn es in Tirol wirklich so aussah, dann konnte ich mir nicht vorstellen, weshalb man dorthin fuhr, um sich das anzuschauen.
    Mein guter, alter Chevy quälte sich heulend durch fußhohen Sand. In kopftiefen Schlaglöchern schlugen die Federn hart durch. Was kostete wohl eine gebrochene Achse?
    Zu allem Unglück mußte ich noch versuchen, ein gewisses Mindesttempo zu halten, um nicht im Sand steckenzubleiben.
    Nach einer Weile wurde das anfangs weite Tal enger. Die Straße zog sich jetzt in kurzen Windungen steil an einem der Hänge hinauf. In solchen Gegenden hatten wir früher, als ich noch Soldat war, unsere Geländeübungen gemacht.
    Auf der Höhe änderte sich die Landschaft mit einem Schlage. Nachdem ich noch ein Wäldchen aus Korkeichen passiert hatte, die recht zerzaust und kümmerlich aussahen, öffnete sich vor mir ein bezaubernder Blick auf den See, der tief unten wie ein dunkelgrüner Edelstein zwischen den rotbraunen Hügeln eingebettet lag. Westlich, in der Ferne, erhoben sich die blauen Bergrücken von Santa Monica; im Süden sah ich einige Bohrtürme, die sich zart wie Filigran vom Horizont abhoben.
    Ich fuhr noch ein kurzes Stück weiter, und dann entdeckte ich ein kleines, knallrotes Häuschen. Es lag rechts von der Straße. Da es das einzige in der ganzen Gegend war, nahm ich an, daß hier Dinah Clearney wohnte.
    Es war eine verdammt einsame Gegend, die sich das junge Mädchen hier ausgesucht hatte!
    Der rote Bungalow hatte grasgrüne Fensterläden, die alle geschlossen waren. Zwei, von beiden Seiten des Häuschens zur Straße hin gezogene, fußhohe Mauern aus gelbem Sandstein bildeten einen kleinen Vorgarten, in dem ein paar wilde Kakteen blühten. Ein roter Gartenschlauch lag auf dem Sandboden, der an einer eingegrabenen Badewanne endete. Sie war dreiviertel voll Wasser. Daneben stand ein Liegestuhl.
    Ein Holzschuppen lehnte sich windschief an das kleine Haus. Das hölzerne Tor mit den verrosteten Eisenbeschlägen stand offen. Dafür fand ich eine Menge Reifenspuren im Sand; der Schuppen war leer, wenn man von einem bunten Gartenschirm absah, den ich nun zum Liegestuhl trug und dort aufstellte. Ich machte es mir bequem und dachte nach.
    Daß Dinah verreist sei, nahm ich nicht an; denn dazu sah mir hier alles viel zu bewohnt aus. Vielmehr glaubte ich, daß sie nicht weit weg sein könne.
    Nach einer Weile wurde es mir trotz des Sonnenschirms zu heiß. Ich holte meine Badehose aus dem Wagen, wobei ich im Sand auch noch die Spuren eines großen Hundes entdeckte. Ich zog mich aus, steckte den Schlauch in die Wanne, deren Wasser lauwarm war, und drehte den Hahn auf. Dann stieg ich hinein und fühlte mit Genuß, wie das Wasser immer kühler wurde.
    Bald lief es über, versickerte aber sofort in dem sandigen, ausgedörrten Boden rings um die Wanne.
    Nun hörte ich auch das leise Summen einer Wasserpumpe im Haus. Ich entdeckte die Stromleitung, die über den Hügel herüberkam. Soweit ich das beurteilen konnte, mußte Dinah sogar Telefon hier oben haben.
    Als ich mich frisch genug fühlte, legte ich mich wieder in den Liegestuhl und fing an, erneut nachzudenken. Da mich aber von jeher alles Denken sehr anstrengt, wurde ich bald schläfrig. Ich schloß die Augen und gab mich ganz dem Genuß hin, langsam einzuschlafen.
    Plötzlich stand ein riesenhafter Neger vor mir, und ehe ich etwas unternehmen konnte, schlug er mich mit beiden Fäusten zugleich in den Magen. Ich wollte mich, noch im Halbschlaf, wehren, wachte ganz auf und sah über mir, gegen den violetten Abendhimmel, den mächtigen Schädel einer schwarzen Dogge, die sich mit beiden Pfoten auf meinen Magen stemmte und mich zähnefletschend anlächelte.
    „Na, na, na“, sagte ich, „du bist ja ein gutes Hündchen, aber es wäre mir lieber, du würdest dich woanders hinstellen.“
    Als ich mich vorsichtig bewegen wollte, machte die Bestie „Rrrrrr!“ und ich überlegte, wie lange ein Mensch still liegen kann, wenn ihm eine Dogge auf dem Magen steht.
    Dann aber hörte ich einen Pfiff. Die Dogge drehte den Kopf,

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