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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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können.“
    „Sie gaben einem Anwalt die Vollmacht für die Scheidung?“
    „Ja.“
    „Würden Sie ihn jetzt wieder heiraten?“
    Sie schaute mich voll an.
    „Wenn er es wollte — lieber heute als morgen.“
    „Haben Sie darüber gesprochen, ich meine — mit Mister Buttom?“
    „Nein.“
    „Er auch nicht?“
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    „Ich glaube“, sagte ich, „daß ich Sie nun nicht länger zu quälen brauche. Sollte irgend etwas sein, darf ich Sie doch jederzeit anrufen, nicht?“
    „Selbstverständlich.“
    Ich brachte sie zur Tür, wo sie zögernd stehen blieb.
    „Ich — ich möchte —, ich weiß doch gar nicht, wie das — üblich ist. Vielleicht — ich möchte gern, daß das ein Auftrag ist, und — ich möchte...“
    „Schon gut“, unterbrach ich sie, „ich habe von Ihrem Onkel fünfzig Dollar Vorschuß bekommen, und die sind noch nicht verbraucht.“
    Sie öffnete ihre Handtasche, und ich sah, daß sie ziemlich viele Scheine lose darin liegen hatte. Sie zog einen Hunderter heraus und drückte ihn mir in die Hand.
    „Vielen Dank“, sagte ich und steckte das Geld ein. Dann begleitete ich sie die Treppe hinunter, half ihr einsteigen und wartete, bis sie um die Ecke gefahren war.
    Hierauf kehrte ich nochmals in mein Büro zurück.
    Ich konnte nun einen Fall zurechtzimmern: Wenn die beiden alten Leutchen gestorben waren, erbte Mrs. Buttom eine Menge Geld — und ihre Freiheit. Beides bedeutete: Franky. Und wenn er selbst dahintersteckte? Er kannte sicherlich die Räume und die Gepflogenheiten. Er konnte den beiden Alten etwas gegeben haben und — und, ja—wie macht man Lungenentzündung? — Alles Blödsinn. Allan Stretcher, du suchst nach einem großen Fall, der dich berühmt macht. Die Hibiskusblüten sind kein großer Fall — sie sind eine dumme Geschichte, die nichts einbringt. Höchstens machst du dich noch lächerlich: seht, das ist Allan Stretcher, der Detektiv, der tagelang hinter einem Mörder herrannte, den es gar nicht gab!
    Ich rief Doktor Howard an.
    Es meldete sich seine merkwürdige Sprechstundenhilfe.
    „Doktor Howard ist nicht da“, sagte sie, nachdem sie meinen Namen verstanden hatte, „er ist unterwegs, Brötchen verdienen.“
    „Bei Mister Pickles?“
    „Vielleicht. Wir haben heute vormittag keine Sprechstunde. Er sagt mir nicht, wohin er geht,“
    „Komisch“, sagte ich, „Ärzte müssen doch erreichbar sein.“
    „Für mich schon“, lachte sie, „aber nicht für Sie. Wenn Ihr Blinddarm durchbricht, habe ich den Boß in einer Viertelstunde hier. Kann ich ihm was ausrichten?“
    „Ja“, fauchte ich, „sagen Sie ihm, er soll aufpassen, daß sein Badewasser nicht zu kalt wird. Und sagen Sie ihm, daß ich ihn um seinen Hausdrachen beneide.“
    Ich hörte sie anhaltend kichern.
    „Wie heißen Sie eigentlich?“ fragte ich.
    „Virginia“, sagte sie, „aber mit meinem Charakter hat das nichts zu tun.“
    „Sie sind Ihr Gewicht in Gold wert, Virginia!“
    „Ich weiß, junger Mann.“
    Ich hörte sie noch immer lachen, dann hängte sie ein.
    Ich ging wieder hinunter, fuhr an dem Geschäft vorbei, wo ich meinen Kühlschrank gekauft hatte, und bezahlte die rückständige Rate, und dann war es Zeit, einen kleinen Lunch zu nehmen. Schließlich hatte ich, außer drei Tassen Milchkaffee und zwei Whiskys, noch nichts im Leib. Anschließend tankte ich meinen alten Chevy voll und brauste in Richtung Hollywood davon, um Miß Dinah Clearney zu besuchen.
    Während der Fahrt stellte ich das Radio an, um vielleicht bei den persönlichen Nachrichten zu hören, daß Mister Joshua Pickles nach kurzer, aber heftiger Krankheit sanft entschlummert sei. Die Meldung kam aber nicht. Noch nicht.
    Ich ertappte mich dabei, daß ich ganz versessen auf einen Mord war; ich erwartete ihn, wie man Blitz und Donner erwartet, wenn ein Gewitter in der Luft liegt. Ich fing an, langsam verrückt zu werden.
    Von unterwegs rief ich noch Lewis an. Er war nicht da, aber er hatte eine Nachricht für mich hinterlassen. Der Mann, mit dem ich telefonierte, sagte mir, Mister Stonebreaker lasse mir mitteilen, er habe das dringende Bedürfnis verspürt, sich ein wenig Gebirgsluft um die Nase wehen zu lassen.
    Lewis war also zu den Pickles gefahren!
    „Sagen Sie ihm von mir, ich sei auf der Suche nach einem schwarzen Schaf.“
    Der Mann versprach, es auszurichten, und ich fuhr weiter.
    Es war nicht einfach, den Tyrolean Drive zu finden. Ich kurvte einige Male am See entlang, und schließlich

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