Hibiskusblüten
Stunde wurde er abgeholt und ins Krankenhaus gebracht.“
„Zu Doktor Cassner?“
„Ja, Santa Monica Krankenhaus.“
„Und wo ist Mrs. Buttom?“
„Sie ist mitgefahren.“
„Kann ich mal telefonieren?“
„Bitte“, sagte er und führte mich in das Treibhaus-Arbeitszimmer. Er blieb neben mir stehen.
„Hören Sie mal, Mister McFellow — ich habe nicht vor, hier irgendwas zu klauen. Ich möchte nur telefonieren — das aber ohne Zeugen.“
Er zuckte mit den Schultern, zog die Augenbrauen hoch und ging hinaus. Ich hatte ihn die ganze Zeit über sehr aufmerksam beobachtet. Er sah nicht so aus, als ob er Mädchen einhändig erwürgen könne.
Ich folgte ihm leise und riß die Türe auf.
Er prallte zurück, und sagte: „Ich wollte Ihnen das Mithören nicht nur erschweren, sondern ich wollte, daß Sie überhaupt nicht mithören. Ist Ihnen das jetzt klar?“
Er drehte sich wortlos um und verschwand. Ich war nun ziemlich sicher, daß er es nicht noch einmal versuchen würde.
Ich rief das Krankenhaus an, und nach längerem Hin und Her gelang es mir endlich, Mary-Ann zu erwischen.
„Mrs. Buttom“, sagte ich eindringlich, „ich muß Sie unbedingt sprechen. Sofort. Können Sie dort auf mich warten?“
Ihre Stimme war unsicher und zögernd.
„Ja. Worum handelt es sich denn? Ist irgendwas — ist etwas geschehen?“
„Ja. Sie hatten recht, es geschehen unheilvolle Dinge. Bleiben Sie bitte dort, bis ich bei Ihnen bin. Ist das möglich?“
„Ja“, kam es leise, „aber was ist denn passiert?“
„Ich sage es Ihnen, sobald ich dort bin.“
„Um Gottes willen“, flüsterte sie, so daß ich es kaum noch hören konnte, aber dann kam ihre Stimme schrill und abgehackt:
„Ist Eve etwas passiert?“
„Wohin haben Sie Eve gebracht?“ fragte ich zurück.
„Zu — zu meiner Schwester“, sagte sie, „zu Dinah.“
„Dinah ist tot“, sagte ich, „aber ich glaube nicht, daß Eve etwas passiert ist. Bitte, Mrs. Buttom, unternehmen Sie jetzt nichts und warten Sie auf mich. Sprechen Sie mit niemand darüber, ein unbedachtes Wort könnte Ihnen und Eve das Leben kosten. Versprechen Sie mir, zu warten?“
„Ja.“
„Nehmen Sie sich zusammen — es geht um Eve! Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen. Lassen Sie sich nichts anmerken.“
Ich hängte ein. Draußen, in der Halle, steckte ich zwei Finger in den Mund.
McFellow erschien mit einem beleidigten Gesicht.
„Ihre Manieren, Mister Stret...“
„...sind grauenhaft“, unterbrach ich ihn, „ich weiß, aber an der Türe horchen ist noch widerlicher. Darüber können wir uns ein andermal unterhalten. Aber passen Sie auf: ich habe eben mit Mrs. Buttom telefoniert, habe jedoch vergessen, ihr zu sagen, daß ich nach Glendale hinaus muß. Sollte sie anrufen, dann sagen Sie ihr das bitte.“
Glendale lag in der entgegengesetzten Richtung, und ich war überzeugt davon, daß dieser Strohkopf es der Polizei sofort auf die Nase binden würde. Mochten sie mich dort suchen!
Ich hätte den Rustic Canyon Road gleich links nach Santa Monica fahren können, aber diese Straße konnte vom Haus aus eingesehen werden. Deshalb bog ich nach rechts ab, jagte den Mulholland entlang und fuhr dann erst den Sepulveda nach Süden hinunter.
Vor dem Krankenhaus entdeckte ich Mary-Anns grünen Packard, ich untersuchte ihn gründlich; vor allem schaute ich nach, ob ich nicht den mir bekannten Sand entdecken konnte oder ein paar abgerissene, verklemmte Grashalme. Da er jedoch frisch gewaschen war, fand ich nichts. Ich suchte so lange herum, bis der Parkwächter kam.
„Haben Sie da was verloren?“
Ich gab ihm irgendeine Erklärung und betrat das Krankenhaus. Im Empfangsraum erwartete mich Mary-Ann. Als ich eintrat, sprang sie auf. Ein paar Leute schauten uns erstaunt an.
„Um Gottes willen“, sagte sie, „was ist geschehen? Was ist mit Dinah? Wo ist Eve?“
„Kommen Sie bitte weg von hier“, sagte ich leise, „wir fahren ein Stück, und dabei erzähle ich Ihnen alles,“
Ich setzte mich neben sie in ihren Wagen, und wir fuhren los. Während wir langsam kreuz und quer durch die Straßen fuhren, erzählte ich ihr, was sich gestern abend ereignet hatte. Wenn ich ihr alles auch ziemlich offen schilderte, so verschwieg ich ihr doch einiges. Der Teufel traue einer Frau!
Frauen bringen es fertig, ihre Schwestern kaltblütig zu erdrosseln, und dabei so unschuldig auszusehen wie Engel im weißen Hemdchen. Aber schon nach kurzer Zeit schwand mein leiser Verdacht
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